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X . O R D E N T L I C H E V O L L V E R S A M M L U N G
DER BISCHOF
ALS DIENER DES EVANGELIUMS JESU CHRISTI
FÜR DIE HOFFNUNG DER WELT
L I N E A M E N T A
Vatikanstadt
1998
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vatikanischen Internet unter
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© Copyright 1998 - Generalsekretariat der Bischofssynode und Vatikanische Verlagsanstalt
Dieser Text darf nur den Bischofskonferenzen oder mit ihrer Genehmigung gedrukt oder verbeitet werden und unter der Bedinung, dab der Inhalt in keinster Weise verändert wird und dab zwei Kopien dem Generalsekretariat der Bischofssynode zugestellt werden, 00120 Città del Vaticano
EINFÜHRUNG
Die im Jubiläumjahr 2000 anberaumte 10. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode wird auf Anweisung des Heiligen Vaters Johannes Paul II. unter dem Thema »Episcopus minister Evangelii Iesu Christi propter spem mundi« stehen, das eine zweifache Zielsetzung hat: den Abschluß eines »Weges« und die Feier der Gemeinschaft.
Mit der Synode, die im Jahr 1987 über die Berufung und Sendung der Laien in der Kirche und Welt stattfand, wurde ein Weg beschritten, den man unter der Bezeichnung »Das Leben der kirchlichen Glieder nach dem II. Vatikanischen Konzil« zusammenfassen könnte.
Die aus diesem Konzil hervorgegangene Synode ist eine zuverlässige »Traditio Concilii« geworden, dadurch daß sie in gewisser Weise dessen Struktur, Methode und Geist nachahmt, aber vor allem die Themen und Zielsetzungen des Konzils vermittelt, vertieft und weiterentwickelt.
Deshalb konnte in der 7. Synodenversammlung von 1997 der »corpus laicorum«, »christifideles scilicet qui, utpote baptismate Christo concorporati« (Lumen gentium, 31), besonders deutlich herausgestellt werden. Ihm werden zunächst durch die Taufe, die sie zum Volk Gottes macht, alle Söhne und Tóchter der Kirche eingegliedert.
1990, in der achten Versammlung, befaßte sich die Synode mit der Ausbildung der Priester, das heißt mit dem »corpus presbyterorum«, in dem »die Priester ... in inniger sakramentaler Bruderschaft miteinander verbunden (sind) und »das eine Presbyterium« bilden (Presbyterorum ordinis, 8).
Die 9. Versammlung behandelte dann das Thema des geweihten Lebens jener Personen, die als »corpus vitae consecratae« durch die Befolgung der evangelischen Räte Christus in größerer Freiheit nachfolgen und ihn ausdrücklicher nachzuahmen verlangen (vgl. Perfectae caritatis, 1).
Die zehnte Synodenversammlung hat nun die Rolle des Bischofs als Verkünder des Evangeliums mit allen anderen Bischöfen zum Thema, mit denen er ein »collegium seu corpus episcoporum« bildet (Lumen gentium, 22).
Der synodale Weg, der mit der Reflexion über die Berufung und Sendung der Laien begann, dann über den Priester- und Ordensstand führte, behandelt nun in der zehnten Vollversammlung, die dem Bischof als Apostel des Evangeliums Jesu Christi (vgl. Röm 1.9) gewidmet ist, ein ergänzendes Thema.
Weil der mystische Leib Christi eins ist, kann die Vielfalt der Glieder nur in einer höheren Einheit, die dem ganzen Leib Festigkeit und Lebenskraft verleiht, und das ist die Kirche, wirksam bestehen. Denn »die geweihten Hirten ... wissen ja, daß sie von Christus nicht bestellt sind, um die ganze Heilsmission der Kirche an der Welt allein auf sich zu nehmen« (Lumen gentium, 30).
Deshalb haben Laien, Priester, geweihte Personen und Bischöfe ein einziges Ziel und dienen einem einzigen Zweck: den einen Leib des Herrn bis zur Vollreife in der Gemeinschaft wachsen zu lassen (vgl. Eph 4,13), so daß »in den verschiedenen Verhältnissen und Aufgaben des Lebens ... die eine Heiligkeit von allen entfaltet (wird), die sich vom Geist Gottes leiten lassen und, der Stimme des Vaters gehorsam, ... dem armen, demütigen, das Kreuz tragenden Christus folgen und so der Teilnahme an seiner Herrlichkeit würdig werden« (Lumen gentium, 41).
Der synodale Weg, der »Weggemeinschaft« ist (Johannes Paul II. an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen von Europa, L'Osservatore Romano, 2.12.1992, S. 5), beginnt in der Gemeinschaft, entfaltet sich in der Gemeinschaft und zeitigt Früchte in der Gemeinschaft.
Dieses Dokument »Lineamenta« soll alle diejenigen zum Nachdenken anregen, die bereits in den Ortskirchen diesen gemeinsamen synodalen Weg begonnen haben und durch Gebet und Meditation den Bitten und Anliegen ihrer Gemeinschaft Ausdruck verleihen wollen.
Entsprechende Anträge, Hinweise und Erwartungen sollen von den Bischöfen in den Bischofskonferenzen oder in ähnlichen Organismen erarbeitet, verfaßt und dem Generalsekretariat der Bischofssynode zugestellt werden. Der Fragebogen dient dazu, die Aufmerksamkeit auf spezielle Blickpunkte der Lehre und Praxis der Kirche zu lenken.
Wenn es in konkreten Fällen notwendig ist, Themen anzuschneiden, die nicht im Fragebogen enthalten sind, besteht ohne weiteres die Möglichkeit, das zu tun. Ja, jede Initiative ist willkommen, die zur Vertiefung und Bereicherung in der Behandlung des synodalen Themas beiträgt.
Die Antworten auf den Fragebogen sollen bis 30. September 1999 dem Generalsekretariat der Bischofssynode zugesandt werden, um die Abfassung des Instrumentum laboris zu ermöglichen, das die Arbeitsvorlage für die Väter der »Jubiläumsversammlung« der Bischofssynode bilden wird, eines Ereignisses, das ein Höhepunkt der christlichen Zeitrechnung und kirchlichen Gemeinschaft sein wird.
Jan P. Kardinal SCHOTTE, C.I.C.M.
Generalsekretär der Bischofssynode
EINLEITUNG
1. Der unendliche Reichtum des Geheimnisses Christi wird im Geheimnis der Kirche lebendig und offenbart sich in der Vielfalt der Berufungen und der Verschiedenheit der Lebensstände, in die die kirchliche Gemeinschaft gegliedert ist. In der Konkretheit ihrer vielfachen Erscheinungsformen entsprechen sie insgesamt den Gaben, die der Heilige Geist über die Getauften ausgegossen hat (vgl. 1 Kor 12,4-6). Aus dem einen und gemeinsamen dreifaltigen Ursprung erwachsen, sind die verschiedenen Lebensstände eng miteinander verbunden, so daß sie einander zugeordnet sind und - wenn sie in ihrer jeweiligen Identität und Komplementarität bewußt gelebt werden - sich gegenseitig auferbauen. Jeder einzelne und alle zusammen sind auch auf die Förderung und das Wachstum der Kirche ausgerichtet, so daß sie durch ihre organische Entfaltung zur Verwirklichung der Sendung der Kirche in der Welt beitragen.(1)
Nachdem das II. Vatikanische Konzil die großartige Wirklichkeit der kirchlichen Gemeinschaft verdeutlicht hatte, die keine Gleichförmigkeit ist, sondern Geschenk des Geistes, der auch durch die Vielfalt der Charismen und der Lebensstände wirkt, spürte man die Notwendigkeit, deren Identität, Berufung und besondere Sendung in der Kirche deutlicher herauszustellen.(2) Deshalb standen sie im Mittelpunkt der drei vorhergegangenen Ordentlichen Versammlungen der Bischofssynode, denen die drei Apostolischen Schreiben Johannes Pauls II. folgten: Christifideles laici über die Berufung und Sendung der Laien in Kirche und Welt, Pastores dabo vobis über das Priesteramt und Vita consecrata über diejenigen Männer und Frauen, die Christus näher sein wollen und ihm im Bekenntnis der evangelischen Räte Keuschheit, Armut und Gehorsam nachfolgen. Daraus hat sich, dem Willen des Herrn gemäß, ein verstärktes Bewußtsein von ihrer Bedeutung und vom Wert ihrer konstitutiven Gegenwart im Leben der Kirche entwickelt.(3) In der Kirche sind also, wie das II. Vatikanische Konzil in Erinnerung rief, sowohl das hierarchische als auch das charismatische Element lebendig und tragen zu ihrer Erneuerung bei, wenn auch in unterschiedlicher Weise, so doch immer im ständigen gegenseitigen Austausch.(4)
2. Die nachkonziliare Erfahrung hat auch gelehrt, wie sehr die vom Konzil gewünschte Erneuerung von den Bischöfen abhängig war und es noch ist. Es konnte auch nicht anders sein auf Grund ihres Amtes als Baumeister, Garanten und Wächter der christlichen Gemeinschaft, zu deren Hirten sie im Namen Christi eingesetzt sind. Jeder von ihnen ist in seiner Teilkirche der wirksame Förderer des Lebens der Laien und der aufmerksame Wächter des geweihten Lebens; die Priester sind dann seine »notwendigen Helfer und Ratgeber im Dienstamt der Belehrung, der Heiligung und der Leitung des Volkes Gottes«.(5)
Deshalb ist es wie in der Vergangenheit so auch heute, wo die Kirche an der Schwelle des dritten Jahrtausend angelangt ist, dringend notwendig, daß die Bischöfe sich in ihrem Amt mit Entschlossenheit und Mut um deren Erneuerung gemäß den Weisungen des II. Vatikanischen Konzils bemühen, damit durch sie die Welt ihrer Bestimmung entspricht: »umgestaltet zu werden nach Gottes Heilsratschluß und zur Vollendung zu kommen«.(6)
3. Aus diesem Grund hat Johannes Paul II. für die X. Ordentliche Versammlung der Bischofssynode das Thema gewählt: »Der Bischof als Diener des Evangeliums Jesu Christi für die Hoffnung der Welt.« Es will vor allem herausstellen, daß Jesus Christus die Hoffnung des Menschen, jedes Menschen und des ganzen Menschen ist.(7)
Das Thema selbst legt weiter nahe, daß der ganze Dienst eines jeden Bischofs Dienst an der Hoffnung ist; er ist Dienst der Verkündigung und des Zeugnisses der Hoffnung, weil er Verkündigung Christi ist. Jeder Bischof muß sich die Worte des hl. Augustinus zu eigen machen: »Wer wir auch sein mögen, von uns dürft ihr nichts erhoffen. Als Bischof sage ich sogar: Ich möchte mich über euch freuen, aber ich möchte nicht gerühmt werden. Ich beglückwünsche keinen, von dem ich merke, daß er seine Hoffnung auf mich setzt: er muß zurechtgewiesen, nicht bestärkt werden; er muß sich ändern, er darf nicht ermutigt werden ... Ihr sollt eure Hoffnung nicht auf uns setzen. Ihr sollt nicht auf die Menschen hoffen. Ob wir gut sind oder schlecht, wir sind immer Diener. Aber wenn wir gute, treue Diener sind, sind wir wirkliche Diener«.(8)
Die Vorbereitung auf die X. Ordentliche Versammlung der Bischofssynode und ihre Arbeiten können sich nur im Licht dessen entfalten, was das II. Vatikanische Konzil in bezug auf die Bischöfe als Nachfolger der Apostel gelehrt hat, »die mit dem Nachfolger Petri, dem Stellvertreter Christi und sichtbaren Haupt der ganzen Kirche, zusammen das Haus des lebendigen Gottes leiten«.(9)
4. Jeder Bischof hat an der Fülle des Weihesakramentes teil; er ist Urheber und sichtbares Fundament der Einheit in der Kirche, die seinem Hirtendienst anvertraut ist; er handelt so, daß sie sich als Familie des Vaters, Leib Christi und Tempel des Geistes voll entfaltet. Er tut es durch die dreifache Funktion, die auszuüben er berufen ist, das heißt durch Lehre, Heiligung und Leitung. Er ist lebendige und aktuelle Gegenwart Christi, des »Hirten und Bischofs« unserer Seelen (1 Petr 2,25), und in der Teilkirche Stellvertreter nicht nur seines Wortes, sondern seiner Person selbst.(10) Weil die Kirche außerdem die Gemeinschaft aller Teilkirchen ist, trägt der Bischof, indem er seineTeilkirche aufbaut, zum Bau der Gesamtkirche bei, die »in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit« ist.(11) Durch das Wachstum der Kirche wächst also auch jener »Leib der neuen Menschenfamilie«, der uns schon »eine umrißhafte Vorstellung von der künftigen Welt geben kann«.(12)
Das II. Vatikanische Konzil selbst hat auch die Wirklichkeit des Bischofskollegiums herausgestellt, das dem Apostelkollegium nachfolgt und bevorzugter Ausdruck des Hirtendienstes ist, den die Bischöfe in Gemeinschaft untereinander und mit dem Nachfolger des Petrus ausüben. Als Glieder des Kollegiums haben alle Bischöfe »nicht nur für eine bestimmte Diözese, sondern für das Heil der ganzen Welt die Weihe empfangen«(13) und sind »aufgrund von Christi Stiftung und Vorschrift zur Sorge für die Gesamtkirche gehalten. Diese wird zwar nicht durch einen hoheitlichen Akt wahrgenommen, trägt aber doch im höchsten Maße zum Wohl der Gesamtkirche bei«.(14)
Diese Lehraussage ist als einer der Hauptimpulse in allen Dokumenten des II. Vatikanischen Konzils präsent und wird im Dekret Christus Dominus in bezug auf die pastorale Sendung der Bischöfe näher beschrieben. Der 1983 veröffentlichte Codex des kanonischen Rechtes hat dann diese Darstellung aufgegriffen und auch den rechtlichen Status umrissen. Um das Idealbild des zeitnahen Bischofs darzustellen und seine moralische, asketische und mystische Figur eingehend zu beschreiben, hatte die Kongregation für die Bischöfe schon zehn Jahre zuvor das Direktorium Ecclesiae imago (22. Februar 1973) veröffentlicht, das auch heute noch seine Gültigkeit hat.(15)
5. Als die erste Außerordentliche Versammlung der Bischofssynode, die im Oktober 1969 stattfand, das Thema der Kollegialität der Bischöfe in der Kirche behandelte, hatte sie die Möglichkeit, eingehend über die Lehre des Konzil in bezug auf die sakramentale Communio unter den Bischöfen nachzudenken. Die Wirklichkeit der Bischofssynode selbst ist deshalb auch ein bedeutsames Instrument der Communio. In der Synode cum Petro et sub Petro versammelt, bringen die Bischöfe ihre Erfahrung als Hirten der Teilkirchen ein und »machen jene coniunctio deutlich und wirksam, die die theologische Grundlage und die kirchliche und pastorale Rechtfertigung bildet, sich synodal zu versammeln«.(16)
Die X. Ordentliche Versammlung der Bischofssynode wird ohne Zweifel Gelegenheit zu der Feststellung geben: Je gefestigter die Communio der Bischöfe ist, um so mehr wird die Communio der Kirche durch sie bereichert. Ihr Amt selbst wird dann durch den gegenseitigen Erfahrungsaustausch bekräftigt und unterstützt. Indem die kommende ordentliche Synodenversammlung im Zusammenhang mit dem Großen Jubiläum des Jahres 2000 steht und den Bischof als Diener des Evangeliums für die Hoffnung der Welt in das Zentrum ihrer Aufmerksamkeit rückt, will sie besonders hervorheben, daß den Bischöfen »die edle Aufgabe zukommt, die ersten zu sein, die bereit sind, über die Hoffnung 'Rede und Antwort zu stehen' (vgl. 1 Petr 3,15); diese Hoffnung, die auf den Verheißungen Gottes, auf der Treue zu seinem Wort gründet und als unvergleichliche Gewißheit die Auferstehung Christi, seinen endgültigen Sieg über das Böse und die Sünde hat«.(17) Die Ankunft des dritten Jahrtausends drängt mit allen Christen insbesondere die Bischöfe, im kirchlichen und zivilen Bereich die »Anzeichen von Hoffnung« hervorzuheben und zu vertiefen, »die trotz der Schatten, die sie oft vor unseren Augen verbergen, ... vorhanden sind«.(18)
Die christliche Hoffnung ist eng mit der mutigen und unverkürzten Verkündigung des Evangeliums verbunden, die unter den Hauptaufgaben der Bischöfe herausragt. Deshalb muß über ihren vielfältigen Pflichten und Aufgaben, »über allen Sorgen und Schwierigkeiten, die mit der täglichen treuen Arbeit im Weinberg des Herrn unvermeidlich verbunden sind, vor allem die Hoffnung stehen«.(19)
1. KAPITEL
HEUTIGER KONTEXT DER SENDUNG DES BISCHOFS
6. Als sie nach Beendigung des II. Vatikanischen Konzils in ihre Teilkirchen, zu den Priestern, ihren engsten Mitarbeitern, und zu den anderen Gliedern des Volkes Gottes zurückkehrten, brachten die Konzilsväter neben den lehramtlichen und pastoralen Texten auch die Forderung nach einer neuen Rolle des Bischofs mit, die dem Communio-Bild der Kirche entsprechen sollte, das das Konzil selbst deutlich gemacht hatte, indem es ihren tiefsten Ursprung und ihr transzendentales Urbild im göttlichen Geheimnis der trinitarischen Gemeinschaft in Erinnerung rief.(20) Gleichzeitg brachten sie nicht nur die Lehre in bezug auf das Wesen und die kollegiale Natur der bischöflichen Weihe, sondern auch die Bereicherung durch eine wertvolle Lebenserfahrung der Kollegialität mit. Es verstand sich von selbst, daß die Rolle des Bischofs danach nicht mehr dieselbe sein konnte.
Ein neues Rollenverständnis des Bischofs
7. In der Tat zeigte sich die Notwendigkeit einer neuen, anderen Vorstellung von der Aufgabe und der Vollmacht des Bischofs. Und dies nicht nur im äußeren Erscheinungsbild, für das der Apostolische Stuhl auch sehr bald sorgte, zum Beispiel durch das Schreiben Pontificalia insignia Pauls VI. (21. Juni 1968) oder auch durch die Instruktion Ut sive sollicite (31. März 1969), die die päpstlichen Würdezeichen und die bischöflichen Gewänder zu mehr Einfachheit und Anpassung an den einfachen und schlichten Geist führten, der immer in denen wohnen soll, die besondere Verantwortung im Dienst an den Gläubigen tragen.
Das neue Rollenverständnis des Bischofs betraf aber vor allem seine geistliche und moralische Bedeutung, weil er das Erstcharisma der Apostolizität besitzt. Er ist der Verwalter der Gnade des höchsten Priestertums; er ist der authentische Lehrer, der mit Vollmacht das Wort Gottes in bezug auf Glaube und Sitten verkündet.
8. Im Apostolischen Schreiben zur Vorbereitung auf das Jubeljahr 2000 erinnert Johannes Paul II. daran, daß es für die Kirche recht und gut ist, ihre Söhne und Töchter einzuladen, die Heilige Pforte zu überschreiten und sich durch Reue von Irrtümern, Treulosigkeiten, und mangelnder Entschlossenheit zu reinigen. Ja, die Kirche will selbst die Sünden ihrer Söhne und Töchter auf sich nehmen.(21)
Deshalb ist es angebracht, daß die X. Ordentliche Bischofssynode am Ausgang des zweiten Jahrtausends in einem demütigen Reueakt bekennt, daß auch der bischöfliche Dienst in seinem geschichtlichen Erscheinungsbild mehr als Form von Macht und Prestige denn als Ausdruck von Dienst verstanden wurde.
9. Das II. Vatikanische Konzil hat bei mehreren Anlässen die Lehre des heiligen Bischofs Cyprian von Karthago in Erinnerung gerufen, von dem es den Gedanken des gegenseitigen Einschlusses der Kirche im Bischof und des Bischofs in der Kirche aufgegriffen hat: Die Kirche ist das mit seinem Priestertum verbundene Volk, die um ihren Hirten versammelte Herde.(22) Derselbe Gedanke war das Leitmotiv des Dekrets Christus Dominus, das die Teilkirche als Teil (portio) des Volkes Gottes, das seinem Hirten anhängt, der es mit Unterstützung des Presbyteriums durch das Evangelium und die Eucharistie im Heiligen Geist zusammenführt.(23)
Der lebhafte Wunsch und das wachsende Verlangen von seiten vieler Gläubigen, die Gemeinschaft mit ihrem Bischof zu verstärken, ihr Interesse an einer persönlichen Begegnung mit ihm, am Dialog, am Gedankenaustausch bei der Analyse und Prüfung der Situationen vor Ort, bei der pastoralen Planung, das alles sind gewiß positive Anzeichen. In der dringenden Bitte derer, die einen lebendigen Sinn für die Kirche haben, liegt tatsächlich das Bedürfnis, daß der Bischof ein noch leuchtenderes Zeichen jener Liebesgemeinschaft werde,(24) deren Sakrament in der Welt die Kirche selbst ist.
Neue Herausforderungen und Schwierigkeiten des bischöflichen Dienstes
10. Diese Tatsache, die ihre institutionelle Antwort in der Schaffung besonderer Möglichkeiten, sich am Leben der Teilkirche zu beteiligen, findet (z.B. Priester- und Pastoralräte sowie die Feier von Diözesansynoden), bringt außer den normalen auch weitere Schwierigkeiten für die Ausübung des Bischofsamtes mit sich. Es besteht die Gefahr, daß eine Reihe verschiedenartiger und aufeinanderfolgender Verpflichtungen den Tagesablauf eines Bischofs ausfüllt und daß besondere Umstände, die nicht zuletzt mit der Rolle zusammenhängen, die ihm in verschiedenen Ländern im öffentlichen Leben der Gesellschaft zuerkannt wird, ihn von seinem vorrangigen Auftrag entfernen. Dann geschieht es, daß er so mit Terminen überhäuft wird, daß er dem administrativen und bürokratischen Aspekt den Vorrang gibt zum Nachteil der geistlichen und persönlichen Beziehung des Hirten zu seiner Herde. Auch die Rolle eines Bischofs im öffentlichen Leben muß genau überprüft werden.
Dazu kommen andere Schwierigkeiten, die zum Beispiel von der territorialen Ausdehung der Diözese oder der Vielzahl der Gläubigen oder auch in einigen Gebieten von der ständigen Meinung herrühren, daß der Bischof eine wichtige und einflußreiche Persönlichkeit sei, an die man sich wenden könne, um Gefälligkeiten und Vergünstigungen verschiedener Art zu bekommen.
11. Es handelt sich jedoch um die Schwierigkeit, wirklich »allen alles« zu sein. In jedem Fall soll der Bischof in seinen täglichen Verpflichtungen das rechte Gleichgewicht zwischen der Leitung innerhalb einer Gemeinschaft und der missionarischen Pflicht, den Menschen das Evangelium zu verkünden, zu verwirklichen suchen.
Weil die Bischofswürde tatsächlich eine schwere und mühevolle Bürde ist, wird die Bedeutung der Mitarbeit der Priester noch offensichtlicher. Es handelt sich in diesem Fall nicht um eine einfache praktische Angelegenheit, weil die notwendige Mitarbeit der Priester im sakramentalen Geschehen selbst wurzelt.(25) Andererseits haben alle Christen das Recht und die Pflicht, sowohl in persönlicher als auch gemeinschaftlicher Form an der Sendung der Kirche gemäß der eigenen Berufung und den Gaben des Geistes mitzuarbeiten. Es steht also dem Bischof zu, diesen gesunden Pluralismus der Verantwortlichkeit mit pastoraler Klugheit zu erkennen und zu achten, ihn anzunehmen, zu erschließen und zu koordinieren, so daß unnütze und schädliche Kraftverschwendung vermieden wird.(26) Wenn er das tut, ist er in der Teilkirche nicht nur durch die Wirkung seiner Einzelpersönlichkeit, sondern mehr noch durch das Vorbild einer Amtsperson gegenwärtig, die durch ihre Anwesenheit Gemeinschaft stiftet.
Dringlichkeiten in der christlichen Gemeinschaft
12. Das II. Vatikanum war für die Kirche eine wahre Gnade Gottes und ein großes Geschenk des Heiligen Geistes. Aus diesem Konzil sind viele geistliche Früchte für die Gesamtkirche und für die Teilkirchen wie auch für die Menschen unserer Zeit hervorgegangen. Es war vor allem ein großer Akt der Liebe zu Gott, zur Menschheit und zur Kirche; es beschrieb in seinen Texten deren Wesen und ihre grundlegende Struktur, wie sie der Herr gewollt hat, ihre ökumenische Berufung und ihre apostolische und missionarische Tätigkeit .
Die II. Außerordentliche Versammlung der Bischofssynode von 1985 stellte mit Befriedigung und voll Hoffnung fest, daß der Großteil der Gläubigen, dem Antrieb des Geistes folgend, das Lehramt des II. Vatikanums mit Eifer und starker Zustimmung des Herzens aufgenommen hatte, so daß der sensus Ecclesiae sichtlich zugenommen hatte. Durch ihn, der eine tiefere Erkenntnis der Kirche, eine größere Liebe zur Kirche und ein lebendigeres sentire in Ecclesia mit sich bringt, werden auch die missionarische Dynamik und der Einsatz im ökumenischen Dialog gestärkt, damit die sichtbare Einheit unter den Christen wiederhergestellt wird.
In den Laien erwachte vor allem der Sinn der Mitverantwortung und der Wille zur Teilnahme am Leben und an der Sendung der Kirche. Nach dem Konzil entwickelten sich neben den traditionellen Vereinigungen auch neue zusammengeschlossene Wirklichkeiten, die mit besondereren und unterschiedlichen Erscheinungsformen und Zielsetzungen an der Sendung der Kirche teilhaben und das Evangelium als Quelle der Hoffnung und der Erneuerung für die Gesellschaft verkünden.(27) Auch die Forderung, den »Genius« der Frau zu erschließen, wird in der Gemeinschaft der Gläubigen immer spürbarer. Weltweit verbreitet und in einigen Kirchen mit überraschender Kraft erblüht auch das geweihte Leben, über das die letzte Ordentliche Versammlung der Bischofssynode eingehend nachgedacht hat, auf die dann das Apostolische Schreiben Vita consecrata folgte. Es handelt sich um ermutigende Zeichen, denn mit ihnen ist die neue Lebenskraft eng verbunden, die an Christus hängt, der das Licht der Völker und die Hoffnung des Menschen ist.
Verminderung des Eifers und Subjektivierung des Glaubens
13. Das Wachstum war aber nicht immer so geartet, daß es vor allem bei den alten christlichen Völkern dem Druck des Säkularismus standhalten konnte, der seit langem die religiösen Wurzeln des Menschenherzen bedroht. Im kirchlichen Bereich fehlt es nicht an anderen besorgniserregenden und negativen Phänomenen wie die leider unter vielen Gläubigen anhaltende und wachsende religiöse Unwissenheit; die geringe Bedeutung der Katechese, die von den weiter verbreiteten und verführerischen Botschaften der Massenmedien erstickt wird; der mißverstandene theologische, kulturelle und pastorale Pluralismus; das Fortbestehen eines Gefühls des Mißtrauens, ja beinahe der Unduldsamkeit dem hierarchischen Lehramt gegenüber; die einseitigen und den Reichtum der Frohbotschaft einschränkenden Anstöße.(28)
Unter den Auswirkungen sind aufzuzählen: das Entstehen eines »Mangels an Eifer, der um so schwerwiegender ist, weil er aus dem Innern entspringt. Er zeigt sich in der Müdigkeit, in der Enttäuschung, in der Bequemlichkeit und vor allem im Mangel an Freude und Hoffnung«.(29) Dazu kommen auch der Bruch zwischen Glaube und Leben, zwischen Annahme des Evangeliums und seiner konkreten Umsetzung in die Verhaltensweisen und täglichen Entscheidungen sowie das Entstehen eines manchmal übersteigerten Subjektivismus unter den Gläubigen, der sich vor allem im sittlichen und moralischen Bereich, aber auch in den Glaubensinhalten manifestiert.
Das Phänomen der Subjektivierung des Glaubens, begleitet von zunehmendem Individualsmus, ist leider in einer großen Anzahl von Christen präsent mit dem Ergebnis einer verringerten Sensibilität gegenüber der Glaubenslehre insgesamt und im einzelnen. Im Gegensatz dazu wächst die subjektive Anhänglichkeit an das, was gefällt und der eigenen »Erfahrung« entspricht. Derartige Schwierigkeiten erfordern es, daß vor allem die Bischöfe zusammen mit ihrem Presbyterium die Anstrengungen verstärken, damit das Wort Gottes unverkürzt zu den Gläubigen gelange und ihnen ohne jede Verfälschung die Schönheit und die Lebenskraft der Liebe »zur Wahrheit , die rettet« (vgl. 2 Thess 2,10), gezeigt werde.
Die Notwendigkeit, das Licht des Evangeliums und das Lehramt der Kirche über die Prinzipien zu bringen, die grundlegend sind und das moralische Leben stützen, zeigt sich im Apostolischen Schreiben Veritatis splendor (25. März 1995), in dem Johannes Paul II. die Grundsätze des christlichen Handelns und die wesentliche Beziehung dargelegt hat, die zwischen Wahrheit und Freiheit besteht.
14. Es ist jedoch anzumerken, daß die Ausübung des Bischofsamtes verhältnismäßig leicht war, als das Leben der Kirche unter anderen Bedingungen verlief und leicht die Kulturen inspirieren und an ihren Erscheinungsformen teilhaben konnte. In der derzeitigen Krise, die den Sprachgebrauch und das Denken erfaßt hat, ist das alles zweifellos härter und schwieriger geworden; ja, sogar in der Verkündigung der Wahrheit sehen die Bischöfe sich oft herausgefordert und ihren Glauben und ihren Mut auf eine harte Probe gestellt.
Ihnen hauptsächlich kommt aber die unausweichliche Pflicht zu, Hüter der Wahrheit zu sein, und zwar ohne die vielen Probleme zu verkennen, denen ein Glaubender heute begegnet, der zu Recht im Glaubensverständnis wachsen möchte. An jeden Bischof richtet der Apostel die Mahnung, immer die Kraft aus der Gnade zu schöpfen, die in Jesus Christus ist (vgl. 2 Tim 2,1), und das Wort bei jeder Gelegenheit, ob gelegen oder ungelegen, zu verkünden, wachsam zu bleiben im Ertragen der Leiden und das Werk des Verkünders des Evangeliums zu vollbringen (vgl. 2 Tim 4, 1-5) .
Sehr wichtig ist zu diesem Zweck, die hierarchische Communio mit dem Bischof von Rom lebendig und sichtbar zu erhalten und die kollegiale Liebe zu den anderen Bischöfen, besonders in den verschiedenen Bischofsversammlungen, zu stärken.(30)
Das Ehe- und Familienleben
15. Zu den wichtigsten »Wegen« der Kirche an der Schwelle des dritten Jahrtausends, wie Johannes Paul II. in seinem Schreiben vom 2. Februar 1994 sagte, gehört die Familie. Ein Blick auf das Leben der Kirche in unseren Tagen zeigt, daß unter den Christen die Überzeugung vorherrscht, die christlichen Eheleute und die christliche Familie seien Quelle der Heiligung. Besonders in den Eheleuten hat sich das Bewußtsein der eigenen Berufung zur Heiligkeit und der positiven und christlichen Bedeutung der Sexualität verstärkt. Dazu kam in den letzten Jahrzehnten vom Lehramt des II. Vatikanums eine wesentliche Hilfe, die in der Pastoralkonstitution Gaudium et spes dargelegt wurde und der vom Apostolischen Stuhl viele weitere Aussagen hinzugefügt wurden, angefangen von der Enzyklika Humanae vitae Pauls VI. bis zum Apostolischen Schreiben Familiaris consortio Johannes Pauls II.
Die Familie ist aber heute auch von zahllosen Gefahren bedroht, die von der konsumistischen Mentalität bis zum weitverbreiteten Hedonismus, von der moralischen Permissivität bis zur schädlichen Verbreitung abartiger Formen der Sexualität reichen. Die Medien stellen Verhaltensweisen, die die Würde der Person degradieren und folglich dem vom Evangelium aufgezeigten und von der Kirche gelehrten moralischen Leben entgegenstehen, nicht selten auf die Ebene sozialer Lebensentwürfe. Hinzu kommen der Mythos einer »Bevölkerungs-explosion« und die Furcht vor einer Übervölkerung, die für die Menschheit ein Hindernis in der Befriedigung ihrer lebensnotwendigen Bedürfnisse darstelle. Diese Phänomene und Ängste machen den Weg frei für die Geißel der Abtreibung und der Euthanasie, vor allem weil sie von einer aggressiven und manchmal schleichenden »Kultur des Todes« genährt werden, gegen die Johannes Paul II. mit der Enzyklika Evangelium vitae (25. März 1995) seine Stimme erhob.
Im Bereich des menschlichen Lebens haben schließlich die Biologie und Biotechnik ihr Augenmerk auf die geheimsten Kräfte der Natur gerichtet. Indem sie sich der kühnsten Methodologien zu ihrer Beherrschung und Nutzung bedienten, verzeichnen sie riesige Fortschritte. Dennoch sind die schwerwiegenden Gefahren der Ausuferung und des Mißbrauchs sowie die tiefgreifenden anthropologischen und moralischen Fragen bekannt, die aus Handlungen erwachsen, die, weil sie das Leben und die Würde des Menschen in Gefahr bringen, unannehmbare Formen der Manipulation und Abartigkeiten sind.
All das allarmiert und versetzt in erster Linie die Bischöfe in Sorge, denen sehr wohl bewußt ist, daß die Familie nur dann gestärkt wird, wenn sie der Berufung des himmlischen Vaters entspricht, der seine Söhne und Töchter auffordert, in der Treue des Ehebundes zu leben, die Fortpflanzung verantwortlich auszuüben und sich voll Liebe der Erziehung der Nachkommenschaft zu widmen.
In einer Stunde, in der vielen Menschen der Zusammenhang zwischen Wahrheit, Wohl und Freiheit abhanden gekommen zu sein scheint, empfinden die Bischöfe die dringende Pflicht, mit den Worten des heiligen Bischof Irenäus von Lyon darauf hinzuweisen, daß »die Ehre Gottes der lebendige Mensch und das Leben des Menschen die Schau Gottes ist«.(31) Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, daß der Mensch gemäß den Erfordernissen seiner Würde als Geschöpf Gottes und als Sohn im Sohn, dem Erlöser des Menschen, lebt. Herausragende Form der Liebe zu den Menschen ist, die heilsame Lehre Christi in nichts zu schmälern, während die Verkündigung der Wahrheit Hand in Hand geht mit der Geduld und der Güte, die uns Jesus, der Herr, vorgelebt hat.
Die Berufungen zum Priestertum und zum geweihten Leben
16. Die Aufmerksamkeit der Bischöfe für die Bildung der zukünftigen Priester und ihre Sorge um den Priestermangel waren immer in den Debatten der verschiedenen Versammlungen der Bischofssynode, besonders in der von 1990, lebendig. Damals konnte man feststellen, daß es in vielen Teilkirchen ein hoffnungsvolles Wiedererwachen und eine Zunahme der Berufungen zum priesterlichen Dienst gibt, wofür alle dem Herrn danken sollen; in anderen Kirchen hingegen, vor allem in Westeuropa und Nordamerika, dauert eine spürbare Verringerung an, die erschwert wird durch die Erhöhung des Durchschnittsalters der in der Seelsorge tätigen Priester. Andererseits bleibt auch dort, wo eine spürbare Zunahme von Berufungen zu verzeichnen ist, immer die Kluft zwischen dem zahlenmäßigen Wachstum und den Ansprüchen der Gläubigen.
Das bringt offensichtliche Schwierigkeiten für das Bischofsamt mit sich und ist ein Grund zu großer Sorge für viele Bischöfe. Denn jede christliche Gemeinschaft hat ihre unerschöpfliche Quelle im Sakrament der Eucharistie, dessen Verwalter der Priester ist. Der Bestand von Priesterberufen ist auch die notwendige Voraussetzung für das Wachstum der Kirche und ein Prüfstein für ihre geistliche Lebenskraft.
Auch die Zunahme der Berufungen zum geweihten Leben stellt sich als eine dringende Notwendigkeit für die Kirche dar, die immer dieser Zeugen der »zukünftigen Zeit« bedarf. Ihre Präsenz ist unerläßliche Voraussetzung für das Werk der Neuevangelisierung. Aus diesem Grund müssen die Förderung der Berufe zum geistlichen Amt und zum geweihten Leben wie auch ihre angemessene Bildung eine Verpflichtung für das ganze Volk Gottes bedeuten. Diese Sorge muß für alle Bischöfe Vorrang haben, damit der Weg der Hoffnung für die Verbreitung des Evangeliums und der ständige Aufbau des Leibes Christi, der die Kirche ist, gewährleistet werden.
Die Herausforderung der Sekten und der neuen religiösen Bewegungen
17. Die Subjektivierung des Glaubens und die moralische Permissivität, aber auch die mangelnde religiöse Bildung und geringe Erfahrung im liturgischen und kirchlichen Leben führen dazu, daß die Gläubigen nicht weniger christlicher Gemeinschaften in Europa, in Amerika und in Afrika von der Verbreitung der Sekten oder »neuen Formen der Religiösität« angezogen werden, wie man sie heute gewöhnlich nennt. Mit ihnen hat sich die II. Außerordentliche Versammlung der Bischofssynode von 1985 befaßt. Bei dieser Gelegenheit hat man sich gefragt, ob auch im katholischen Bereich der Sinn für das Heilige genügend Ausdruck finde.(32)
Zu diesem Thema hat dann der Heilige Stuhl Stellung genommen in einem entsprechend deutlichen Dokument, das von mehreren römischen Dikasterien verfaßt worden war.(33) Auch die Bischofskonferenzen, vor allem die Generalversammlungen des lateinamerikanischen Episkopats, dachten über dieses Thema nach. Johannes Paul II. weist häufig darauf hin, wenn er die Bischöfe zum Besuch ad limina empfängt, ebenso im Verlauf seiner vielen apostolischen Reisen.
Es ist klar, daß diese »neuen religiösen Bewegungen« wenig mit einer wahren Suche nach Gott zu tun haben und deshalb sich sowohl in ihrer Lehre als auch in ihren Methoden als Alternative im Gegensatz nicht nur zur katholischen Kirche, sondern auch zu den anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften darstellen.
Auf die Ausbreitung dieser neuen religiösen Bewegungen muß mit einem pastoralen Wirken geantwortet werden, das die Person, ihre gemeinschaftliche Dimension und ihre Sehnsucht nach einer wahren persönlichen Beziehung zu Gott ins Zentrum rückt. Diese Elemente machen es notwendig, die Katechese auf allen Ebenen neu zu beleben, sie der Mentaltität und der Sprache des Volkes anzupassen und dabei den unerschöpflichen Reichtum Christi, des einzigen Erlösers des Menschen, immer in den Mittelpunkt zu stellen. Es ist in erster Linie Pflicht der Bischöfe, in deren Teilkirchen das Phänomen auftritt, die Pastoral in diese Richtung zu lenken wie auch die Werte der Volksfrömmigkeit zu schützen. Auf diese Weise wird es möglich sein, den Proselytismus der Sekten einzudämmen, ohne persönliche Angriffe und Haltungen, die dem Geist des Evangeliums widersprechen, sondern immer mit der liebenden Haltung dessen, der die Person annimmt, um sie zu evangelisieren.
Kontext der Gesellschaft der Menschen
18. Die heute im Leben der Kirche bestehenden Dringlichkeiten, von denen nur einige sehr symbolhafte kurz aufgezeigt wurden, sind mit der Geschichte der Menschen, in der die Kirche lebt, verbunden und werden sogar von ihr beeinflußt. Die Kirche ist in der Tat das pilgernde Volk Gottes auf der Suche nach der künftigen bleibenden Stadt (vgl. Hebr 13,14). Obwohl sie ihrer Berufung nach die Zeiten und Grenzen der Nationen überschreitet, weil sie sich über die ganze Erde ausbreiten muß, tritt die Kirche, wie das II. Vatikanische Konzil lehrt, in die Geschichte der Menschen ein,(34) sie hat teil an ihren wechselvollen Ereignissen und teilt Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen, besonders der Armen und all derer, die leiden.(35)
Es ist aber wahr, daß sich im Vergleich zur Konzilszeit die gegenwärtige Weltbühne sich tiefgehend verändert hat. Anderseits waren viele der derzeitigen Wandlungen von den Vätern des II. Vatikanums nicht ganz vorauszusehen, wenigsten nicht in der Form, in der sie sich entwickelt haben.
Die gewandelte Weltbühne
19. Gewandelt hat sich in der Tat die Ordnung der Nationen und der internationalen Gleichgewichte; der Fortschritt von Wissenschaft und Technik hat in allen Bereichen neue Probleme aufgeworfen; in den Bereichen Biotechnik und Kommunikation haben wahre technologische Revolutionen stattgefunden, die neue Möglichkeiten für die Kontrolle der Natur, der sozialen Entwicklungen und des menschlichen Lebens selbst eröffnet haben. Auch der heutige Atheismus ist verschieden, weil er nicht mehr die vorwiegende Form des wissenschaftlichen Atheismus oder des humanistischen Atheismus, sondern die des praktischen Atheismus und der religiösen Gleichgültigkeit annimmt. Er war im Laufe der Geschichte immer in dieser Form präsent, ist aber heute auf eine agressivere und subtilere Weise Wirklichkeit, vor allem in den alten christlichen Teilen der Welt.
Mit den enormen Möglichkeiten sind daraus auch neue Gefahren für das Leben der Menschen entstanden. Die Herausforderungen, die sich der Kirche durch die tiefgreifenden Wandlungen des menschlichen Handelns stellen, sind vielfältig, und es ist unmöglich, sie alle zu nennen: Sie betreffen die menschliche Person und ihr Leben, von seinem allerersten Anfang bis zu seinem Ende durch den Tod; die in ihrem grundlegenden Gleichgewicht bedrohte Umwelt, das bürgerliche Zusammenleben und die Entwicklung der Völker; die geheime Macht der neuen Kommunikationsmittel, die eine Kultur schaffen oder verändern und die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen beeinflussen kann. In dieser Situation stellte die Enzyklika Centesimus annus die dreifache Forderung nach einer Ökologie der Umwelt, des Menschen und der Gesellschaft auf.(36)
20. Auch das große Thema des Friedens in der Welt in der zweiten Hälfte des ausgehenden Jahrhunderts stellt sich in unterschiedlichen Formen dar. Es drängt sich im neuen Rahmen der »Globalisierung« auf. Die Welt wird vor allem durch den Einfluß der Kommunikationsmittel immer mehr ein »Weltdorf«. Im Gegensatz dazu entwickelt sich aber eine Tendenz zur Zersplitterung, die von einer verschärften und manchmal fragwürdigen Bekräftigung kultureller, politischer, sozialer und religiöser Identität gekennzeichnet ist.
So geschah es, daß neue Barrieren errichtet wurden, während man alte Mauern einstürzen sah. Und obwohl es heute keine umfassenden Konflikte gibt, dauern örtliche und inländische Kriege an, die an das Gewissen ganzer Völker in allen Teilen der Welt appellieren. Der Verlust so vieler Menschenleben und die riesige Zahl der Flüchtlinge, der Vertriebenen und der an Leib und Seele geschädigten Überlebenden sind ein äußerst negatives Ergebnis, das die Entfaltung der Menschenrechte blockiert, die Friedensentwicklungen ständig gefährdet und die Verwirklichung des Gemeinwohls der Gesellschaft behindert.
Es ist ein großer Irrtum, wenn man häufig vorgibt, durch religiöse Beweggründe die Kämpfe und Konflikte mit den anderen zu rechtfertigen. Das Phänomen des Fundamentalismus oder religiösen Fanatismus ist zweifellos zu verurteilen. Dieses Phänomen muß man aber von seinen Beweggründen her studieren, da es fast nie ausschließlich religiös ist. Vielmehr wird das religiöse Gefühl in einigen Fällen zu anderen, politischen oder wirtschaftlichen Zwecken mißbraucht.
21. Ebenso schwer ist die Last der Armut und des Elends, die auf ganzen Völkern liegt, während in den wirtschaftlich fortgeschrittenen Ländern der Sinn für die Solidarität schwindet. Die Schranken zwischen Reich und der Arm schneiden nicht nur die reichen von den ärmeren Nationen ab, sondern spalten auch das Innenleben der Gesellschaften.
Die soziale Frage ist heute noch komplexer aufgrund der Unterschiede in der Kultur und in den Wertsystemen zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen, die nicht immer mit dem wirtschaftlichen Entwicklungsgrad übereinstimmen und größere Abstände schaffen. Hinzukommen die Geißeln des Analphabetismus, die verschiedenen Formen der Ausbeutung und wirtschaftlichen, sozialen, politischen und auch religiösen Unterdrückung der menschlichen Person und ihrer Rechte, die Diskriminierungen aller Art, vor allem die widerwärtigsten, weil sie auf dem Rassenunterschied gründen. Andere Formen der Armut sind der schwierige oder unmögliche Zugang zu einem höheren Bildungsgrad, die Unfähigkeit, sich an der Konstitutierung der eigenen Nation zu beteiligen, die Verweigerung oder Einschränkung der Menschenrechte und damit auch des Rechtes auf Religionsfreiheit.
Die Reihe kann zweifellos fortgesetzt werden, indem man andere Faktoren hinzufügt, die Müdigkeit der Herzen und Geister verbreiten und die Hoffnungen auf eine bessere Zukunft ernsthaft gefährden. Diese sind zum Beispiel die Korruption des öffentlichen Lebens, die in verschiedenen Ländern zu verzeichnen ist; der Markt der Droge und Pornographie, die die morale Verfaßtheit, den Widerstand und die Hoffnungen der Völker noch weiter aushöhlen; die ungeheuren Ausgaben für die Rüstung nicht nur zum Schutz, sondern auch zur Tötung; eine in den internationalen Beziehungen und im wirtschaftlichen Handelsaustausch unkorrekte Verhaltensweise zum Nachteil der Entwicklungsländer sowie die in einigen Nationen noch bestehenden Einschränkungen der freien Religionsausübung.
Einige Zielsetzungen der menschlichen Hoffnungen
22. Während die Kirche, die sich anschickt, ins dritte christliche Jahrtausend einzutreten, diese Dringlichkeiten aufzählt und prüft, hält sie an dem auf der christlichen Hoffnung gründenden Optimismus fest, der die Pastoralkonstitution Gaudium et spes des II. Vatikanischen Konzils inspiriert hat. Dabei verkennt sie den Ernst und die Schwere der Probleme nicht. Wer die Geschichte der Menschen an der Schwelle des neuen Jahrtausends eingehender betrachtet, dem entgehen nicht die Anzeichen der Hoffnung; ja, sie scheint wie von einer warmen Strömung der Freiheit erfaßt zu sein, die die Männer und Frauen aus aller Welt bewegt.
Johannes Paul II. hat in seiner Rede an die Organisation der Vereinten Nationen vom 5. Oktober 1995 diese Strömung aufgegriffen und ihren Sinn angesichts der unumgänglichen Erfordernisse des universalen Moralgesetzes verdeutlicht. Er hat auch die Nationen aufgefordert, das Risiko der Freiheit auf sich zu nehmen durch die Bekräftigung der fundamentalen Menschenrechte und der Würde und des Wertes der menschlichen Person in den neuen Gesellschaftssystemen vieler ethnischer Gruppen und Rassen und der Globalisierung der Wirtschaft sowie durch die Suche nach einem gerechten Gleichgewicht zwischen den beiden Polen des Partikularismus und des Universalismus. Denn die Rechte der Nationen sind nichts anderes als die auf der spezifischen Ebene des Gemeinschaftslebens kultivierten Menschenrechte. Daraus entsteht auch die Achtung der »Unterschiede« als Quelle eines tieferen Verständnisses des Geheimnisses des Menschen.(37)
Am Übergang vom zweiten zum dritten christlichen Jahrtausend scheint das Leben der Menschen auch durchdrungen von einem verheißungsvollen und spürbaren Interesse für die geistlichen Werte, das zwar im Vergleich zu den Ängsten und Sorgen gering erscheint. Es ist aber verbunden mit einem weitverbreiteten Verlangen nach Innerlichkeit, einer größeren Aufmerksamkeit für die Verantwortung des Menschen gegenüber der Natur und einem wachsenden Bewußtsein für die große Chance, eine neue und bessere Gesellschaft und eine Welt aufzubauen, in der alle Menschen gemeinsam und mutig die Ziele des Friedens und der Gerechtigkeit und eine moralische Erneuerung unter Achtung der Würde und der Rechte des Menschen anstreben.
Die Bischöfe als Zeugen und Diener der Hoffnung
23. Die Kirche spürt im Innern ihres Leibes die Spannungen und Gegensätze, die die Menschen von heute bedrängen, und will in all ihren Gliedern durch den Schutz der Würde des Menschen und seiner ganzheitlichen Förderung präsent sein. Jesus selbst hat darauf hingewiesen, daß er sich mit allen Armen dieser Welt identifiziert und aufgrund dieser Identifizierung am Ende der Zeiten Gericht halten wird (vgl. Mt 25,31-46).
An der Schwelle des dritten Jahrtausends ist sich die Kirche dessen bewußt, daß ihre soziale Botschaft zuerst durch das Zeugnis ihrer Werke und dann erst durch ihre Folgerichtigkeit und innere Logik glaubwürdig erscheint. Aus diesem Bewußtsein erwächst auch ihre vorrangige Liebe für die Armen, die aber die anderen Gruppen weder ausschließt noch benachteiligt.(38) Dieser Auftrag muß in erster Linie von den Bischöfen wahrgenommen werden nach dem Vorbild Jesu, der, »als er die vielen Menschen sah, Mitleid mit ihnen hatte, denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben« (Mt 9,36).
24. Die Kirchengeschichte ist voll von Bischofsgestalten, die sich dem Auftrag gemäß, der aus ihrer bischöflichen Sendung erwächst, voll und ganz in der Förderung und mutigen Verteidigung der Menschenwürde engagiert haben. Die Menschenwürde stellt nämlich einen Wert des Evangeliums dar, der nie ohne schwere Beleidigung des Schöpfers verletzt werden darf. Diese Gestalten gab es nicht nur in vergangenen Epochen. Man findet sie auch in unseren Tagen. Von einigen wird auch das Blutzeugnis inmitten ihrer Teilkirchen und der Gesamtkirche bewahrt. Zu den vielen Bischöfen, die zusammen mit ihren Priestern, Ordensleuten und Laien unter den totalitären Regimen des Ostens und des Westens in den vergangenen Jahrzehnten Kerkerhaft und Ausgrenzung erlitten haben, kommen heute andere hinzu, die wie der gute Hirt ihr Leben für ihre Herde gegeben haben.
Ihr Lebensopfer, verbunden mit dem vieler Gläubigen, aktualisiert und verlängert das Märtyrerverzeichnis einer Kirche, die am Ende des zweiten Jahrtausends »erneut zur Märtyrerkirche geworden« ist;(39) sie zeigt deutlich, daß die soziale Botschaft des Evangeliums keine abstrakte Theorie, sondern ein Leben ist, das sich verschenkt.
25. Sämann der Hoffnung sein heißt, eine unausweichliche Sendung der Kirche erfüllen. Der ganze bischöfliche Dienst dient der Hoffnung, er ist ein Dienst am Volk Gottes und an jedem Menschen, damit wir »eine lebendige Hoffnung haben« (1 Petr 1,3). Deshalb ist es notwendig, daß der Bischof seinen ganzen Dienst der Evangelisierung auf die Hoffnung hin ausrichtet, vor allem für die Jugendlichen, die von falschen Mythen und pessimistischen Vorstellungen bedroht sind, und für alle, die unter vielfältigen Formen der Armut leiden und auf die Kirche wegen ihrer übernatürlichen Hoffnung als ihren einzigen Schutz schauen.
Als Diener der Hoffnung muß jeder Bischof sie auch in sich selbst festigen und bewahren, denn sie ist das österliche Geschenk des auferstandenen Herrn und beruht auf der Tatsache, daß das Evangelium, in dessen Dienst der Bischof zuallererst steht, ein vollkommenes Gut und der entscheidende Punkt ist, auf den sich der bischöfliche Dienst konzentriert. Ohne die Hoffnung bliebe seine ganze seelsorgliche Tätigkeit unfruchtbar. Das Geheimnis seiner Sendung beruht hingegen auf seiner unerschütterlichen Hoffnung.
2. KAPITEL
KENNZEICHEN UND EIGENSCHAFTEN
DES BISCHOFSAMTES
26. Die II. Außerordentliche Versammlung der Bischofssynode erkannte in der Koinonia-Communio den Schlüsselbegriff der Ekklesiologie des II. Vatikanums. Diese Ekklesiologie, die in der lebendigen Tradition der Kirche und im allgemeinen Erbe des Ostens und des Westens beinahe während des ganzen ersten Jahrtausends der christlichen Zeitrechnung vorhanden war, bildet den Leitfaden der Erneuerung des kirchlichen Lebens und auch das Fundament des ganzen Hirtendienstes auf dem Weg der pilgernden Kirche in der Menschheitsgeschichte.(40)
Die Bekräftigung, daß die Kirche Geheimnis der Communio ist, betrifft nicht nur ihre äußeren Strukturen, sondern in erster Linie ihr inneres Wesen und ihre tiefere Wirklichkeit, die den Kern des Geheimnisses der Heiligen Dreifaltigkeit berührt. Denn die Kirche ist, wie das Konzil betont hat, das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinte Volk;(41) sie geht hervor aus der Heiligen Dreifaltigkeit, sie subsistiert in der Dreifaltigkeit, und sie ist auf dem Weg zur Dreifaltigkeit. Dieses Wesen und diese Sendung der Kirche, »so wie sie Christus, ihr Stifter und Fundament, gegründet hat, bedingen und bestimmen das Wesen und die Sendung des Bischofsamtes«.(42)
Der Dienst des Bischofs in bezug auf die Heilige Dreifaltigkeit
27. Jede christliche Identität offenbart sich im Geheimnis der Kirche als ein Geheimnis der dreifaltigen Communio mit missionarischer Spannung. Auch der Sinn und Zweck des Bischofsamtes muß in der Ecclesia de Trinitate verstanden werden, die zu allen Völkern gesandt ist, um sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen (vgl. Mt 28,18-20).
Deshalb müssen sich in der Beziehung zwischen jedem Bischof und den seiner Hirtensorge anvertrauten Gläubigen der Teilkirche die Beziehungen zwischen den göttlichen Personen der Dreifaltigkeit in der Einheit widerspiegeln: im Vater ist die Quelle der Vollmacht, im Sohn ist die Quelle des Dienstes und im Geist ist die Quelle der Gemeinschaft. So führt uns »das Wort 'Communio' zur Urquelle des dreifaltigen Lebens selbst, das in der Gnade und im Dienst des Bischofsamtes zusammenfließt. Der Bischof ist Bild des Vaters, setzt Christus als guten Hirten gegenwärtig und empfängt die Fülle des Heiligen Geistes, aus dem die lehramtlichen Weisungen und Initiativen erwachsen, damit er nach dem Bild der Dreifaltigkeit und durch das Wort und die Sakramente diese Kirche bauen kann, den Ort, wo sich Gott den der bischöflichen Hirtensorge anvertrauten Gläubigen schenkt«.(43)
Das Bischofsamt in bezug auf Christus und die Apostel
28. Das Bischofsamt gestaltet sich in der Kirche als Amt der apostolischen Nachfolge. Das ununterbrochene Zeugnis der Tradition erkennt in den Bischöfen diejenigen, die »Ableger apostolischer Pflanzung«(44) besitzen und als Hirten der Kirche in der Nachfolge der Apostel stehen.
Gewiß sind die Zwölf die einzigen Zeugen des Geheimnisses des menschgewordenen, gekreuzigten und auferstandenen Wortes. Aber in dem Zeitraum zwischen dem Ostern des Herrn und seiner Wiederkunft in Herrlichkeit übernehmen die Bischöfe nach dem Tod der Apostel deren Sendung als Erbe. Verwurzelt im apostolischen Eph'apax durch das Weihesakrament, sind sie mit einer exousia bekleidet, die, in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri gelebt, das Ziel hat, »dem Antlitz des Herrn, das von der ganzen Kirche gebildet wird, zeitliche Kontinuität zu verleihen und insbesondere darauf zu achten, daß seine Wesenzüge und seine besondere Beschaffenheit, die es unter allen irdischen Erscheinungsformen einmalig und einzigartig machen, nicht verändert werden«.(45)
29. Als Diener der Apostolizität der ganzen Kirche durch den Willen des Herrn und mit der Kraft des Geistes des Vaters ausgestattet, der lebt und herrscht (Spiritus principalis), sind die Bischöfe nicht nur in der Autorität und in der sacra potestas Nachfolger der Apostel, sondern auch in der apostolischen Lebensform, in den apostolischen Leiden für die Verkündigung und Verbreitung des Evangeliums, in der liebevollen Sorge und Barmherzigkeit für die ihnen anvertrauten Gläubigen, im Schutz der Benachteiligten und in der ständigen Aufmerksamkeit für das Volk Gottes.
Indem sie in besonderer Weise Christus durch die Fülle des Weihesakramentes gleichförmig und seiner Sendung teilhaftig wurden, setzen die Bischöfe ihn in den Sakramenten gegenwärtig und werden deshalb in den Teilkirchen, die sie in seinem Namen leiten, »Stellvertreter und Gesandte Christi« genannt.(46) Denn durch ihren Dienst verkündet Jesus, der Herr, weiter das Evangelium, gießt durch die Sakramente des Glaubens über die Menschen die Heiligkeit und Gnade und leitet das pilgernde Volk Gottes auf Erden bis zur ewigen Glückseligkeit.
Das Bischofsamt in bezug auf die Kirche
30. Als Geschenk des Geistes an die Kirche ist der Bischof vor allem wie jeder andere Christ Sohn und Glied der Kirche. Von dieser heiligen Mutter hat er im Taufsakrament das Geschenk des göttlichen Lebens im Taufsakrament und die erste Glaubensunterweisung. empfangen. Mit allen anderen Gläubigen teilt er die unvergleichliche Würde der Gotteskindschaft, die in der Gemeinschaft und im Geist dankbarer Brüderlichkeit zu leben ist. Indem er inmitten der anderen Christus treu bleibt, ist er auch kraft der Fülle des Weihesakramentes derjenige, der vor den Gläubigen Lehrer, Heiligmacher und Hirt ist und im Namen und in persona Christi handelt. Es geht offensichtlich nicht um zwei einfach nebeneinander bestehende Beziehungen, sondern um eine gegenseitige und enge Verbindung; sie sind einander zugeordnet, weil beide aus dem Reichtum Christi, des einzigen Hohenpriesters, schöpfen.(47) Ein Bischof wird doch »Vater«, weil er ganz »Sohn« der Kirche ist.
Deshalb muß der Bischof, wie das Direktorium Ecclesiae imago betonte, »in sich selbst die Züge des Bruders und Vaters, des Jüngers Christi und des Glaubenslehrer, des Sohnes der Kirche und in gewissem Sinn ihres Vaters vereinen, denn er ist der Verwalter der übernatürlichen Wiedergeburt der Christen«.(48)
Das Band, das den Bischof mit der Kirche verbindet, wurde oft auch als ein mystisches, bräutliches Band beschrieben. Christus ist wahrhaft der einzige Bräutigam der Kirche. Als sakramentales Zeichen Christi, des Hauptes, stellt der Bischof auch Christus, den Bräutigam, dar. Indem er in sichtbarer und besonderer Weise das Bild des Bräutigams widerspiegelt, muß der Bischof auch der glaubwürdige Zeuge in der Gemeinschaft sein. Mit der bräutlichen Liebe des Erlösers ausgestattet, bemüht er sich, in der Kirche »die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe« der Liebe Christi erblühen und als »die ganze Fülle Gottes« erscheinen zu lassen (Eph 3,18 f).
So erfüllt der Bischof seinen Auftrag, die Herde des Herrn zu weiden, das heißt als Antwort auf die Liebe und als amoris officium.(49) Auf diese Weise läßt er auch die Hoffnung in seiner Teilkirche wachsen, damit sie durch seinen Dienst die Gewißheit bewahrt, daß es ihr nie an der Hirtenliebe Jesu Christi mangeln wird, an der jeder Bischof teilhat.
Der Bischof in bezug auf sein Presbyterium
31. Das Bischofsamt wird in bezug auf die verschiedenen Berufungen der Glieder des Volkes Gottes bestimmt und vor allem in bezug auf die Priester, auch die Ordenspriester, und auf das von ihnen in seiner Teilkirche gebildete Presbyterium.(50) Die Dokumente des II. Vatikanums (51) haben die althergebrachte Wirklichkeit des Presbyterkollegiums als Organismus neu beleuchtet; das Presbyterium wird von allen Priestern gebildet, die in eine Teilkirche inkardiniert sind oder in ihrem Dienst stehen, und ist um den Bischof in der seelsorglichen Leitung jeder Kirche vereint. Dieses tiefe Band gründet auf der Teilhabe - wenn auch in unterschiedlichem Maß - an demselben und einzigen Priestertum Christi und an der gleichen apostolischen Sendung, die dieses Priestertum verleiht. Auf Grund seines Wesens und seiner Sendung erscheint das Amtspriestertum in der Kirchenstruktur als ein Geschenk des Geistes, als ein Charisma, als »Zeichen für den absoluten Vorrang und die Unentgeltlichkeit der Gnade, die der Kirche vom auferstandenen Christus als Geschenk zuteil wird«.(52)
Das II. Vatikanische Konzil hat die gegenseitigen Beziehungen zwischen dem Bischof und den Priestern in verschiedenen Gleichnissen und Ausdrücken beschrieben. Es hat den Bischof als »Vater« der Priester bezeichnet,(53) hat aber auch mit dem Hinweis auf die geistliche Vaterschaft den auf die Brüderlichkeit, die Freundschaft, die notwendig Mitarbeit und die Beratung verbunden. Es ist aber so, daß die sakramentale Gnade durch den Bischof auf den Priester übertragen wird und daß sie ihm im Hinblick auf die untergeordnete Mitarbeit mit dem Bischof an der apostolischen Sendung verliehen wird. Dieselbe Gnade verbindet die Priester mit den verschiedenen Aufgaben des bischöflichen Dienstes. Kraft dieses sakramentalen und hierarchischen Bandes übernehmen die Priester als seine notwendigen Mitarbeiter und Ratgeber, Gehilfen und Werkzeuge zum Teil die Amtsaufgaben und die Hirtensorge des Bischofs und machen ihn in den einzelnen Gemeinden gegenwärtig.(54)
32. Die sakramentale und hierarchische Beziehung setzt sich in eine ständig zu bildende und zu pflegende affektive und effektive Communio des Bischofs mit den Gliedern seines Presbyteriums um und verleiht der inneren und äußeren Haltung des Bischofs seinen Priestern gegenüber Festigkeit und Gewicht. Forma factus gregis ex animo (vgl. 1 Petr 5,3), der Bischof muß es vor allem für seinen Klerus sein, dem er gutes Beispiel gibt durch das Gebet, den sensus Ecclesiae, den apostolischen Eifer, die Hingabe in der Pastoral insgesamt und die Zusammenarbeit mit allen anderen Gläubigen.
Der Bischof hat dann in erster Linie die Verantwortung der Heiligung seiner Priester und ihrer ständigen Weiterbildung. Angesichts dieser geistlichen Notwendigkeiten, der Begabungen der einzelnen und der Anforderungen, die durch die Pastoral insgesamt und das Wohl der Gläubigen gestellt werden, handelt der Bischof so, daß er den Dienst der Priester in möglichst angemessener Weise abruft.
33. Mit der Haltung des Bischofs jedem einzelnen Priester gegenüber verbindet sich das Bewußtsein, vor sich einen Diözesanpriester zu haben. Deshalb darf er nicht versäumen, in ihnen die Brüderlichkeit zu nähren, die sie sakramental vereint, und unter allen den Geist der Zusammenarbeit in einer wirksamen und umfassenden Pastoral zu fördern.
Der Bischof muß sich sogar täglich darum bemühen, daß alle Priester wissen und konkret spüren, daß sie nicht allein oder sich selbst überlassen sind, sondern Glieder und Teile des »einen einzigen Presbyteriums, das freilich mit unterschiedlichen Aufgaben betraut ist.(55) In diesem Sinn schätzt der Bischof den Priesterrat und alle anderen formellen und informellen Organe des Dialogs und der Zusammenarbeit mit seinen Priestern, denn er ist sich dessen bewußt, daß das Zeugnis der affektiven und effektiven Communio zwischen Bischof und Priestern wirksame Impulse für die Gemeinschaft in der Teilkirche auf allen anderen Ebenen gibt.
34. In der amtlichen und hierarchischen Communio der Kirche gibt es neben den Priestern auch die Diakone, die nicht zum Priestertum, sondern zum Dienst geweiht sind. Indem sie den Geheimnissen Gottes und der Kirche in der Diakonie des Wortes, der Liturgie und der Caritas dienen, sind die Diakone auf Grund ihres Ranges in der heiligen Weihe eng mit dem Bischof und seinem Presbyterium verbunden.(56) Deshalb ist es richtig, zu bekräftigen, daß der Bischof der Hauptverantwortliche in der Auswahl der Berufung der Kandidaten(57) und ihrer geistlichen, theologischen und pastoralen Ausbildung ist. Der Bischof ist immer derjenige, der ihnen unter Berücksichtigung der pastoralen Bedürfnisse und der familiären und beruflichen Lage die Dienste überträgt, und zwar so, daß sich ihre Präsenz harmonisch in das Leben der Teilkirche eingliedert und ihre ständige Fortbildung nicht vernachlässigt wird.
Das Bischofsamt in bezug auf die Gott Geweihten
35. Das gottgeweihte Leben ist bevorzugte Ausdrucksform der Kirche als Braut des Wortes und sogar, wie es schon am Anfang des Apostolischen Schreibens Vita consecrata heißt, ihr »entscheidendes Element für die Sendung der Kirche in deren Herz und Mitte«.(58) In ihm und in seinen vielfältigen Ausdrucksformen werden, indem sie eine typische und ständige Sichtbarkeit angenommen haben, die charakteristischen Züge des jungfräulichen, armen und gehorsamen Jesus in der Welt gegenwärtig gemacht und als absoluter und eschatologischer Wert ausgewiesen. Die ganze Kirche ist der Heiligsten Dreifaltigkeit dankbar für das Geschenk des geweihten Lebens. Es zeigt, daß sich das Leben der Kirche nicht in der hierarchischen Struktur erschöpft, als sei sie gleichsam nur von geweihten Dienern und Laien zusammengesetzt. Vielmehr ist der Bezug auf eine weitergefaßte, reichere und differenziertere Grundstruktur hergestellt, die institutionell-charismatisch ist und dem Willen Christi selbst entspricht. Dazu gehört das gottgeweihte Leben.(59)
Die geweihte Lebensform ist also ein für das Leben und die Heiligkeit der Kirche unverzichtbares und grundlegendes Geschenk des Geistes. Sie steht notwendigerweise in einer hierarchischen Beziehung zum geweihten Amt, besonders dem des römischen Papstes und der Bischöfe. Im nachsynodalen Apostolischen Schreiben verwies Johannes Paul II. auf das besondere Band der Communio, das die verschiedenen Formen des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens mit dem Nachfolger des Petrus verbindet. Darin wurzeln auch ihre Eigenschaften, weltkirchlich angelegt zu sein und die Grenzen der Diözesen zu übergreifen.
36. Weil das geweihte Leben eng mit dem Geheimnis der Kirche und dem bischöflichen Amt - kollegial vereint in hierarchischer Communio mit dem Nachfolger Petri - verbunden ist, besteht ihm gegenüber eine Verantwortung des gesamten Bischofskollegiums. Dem Bischof in Einheit mit dem römischen Papst überträgt Christus, das Haupt, wie die richtungweisenden Mutuae relationes hervorheben, die Aufgabe, »sich der Ordenscharismen anzunehmen, um so mehr als die Unteilbarkeit des Hirtenamtes selbst sie zu Vervollkommnern der ganzen Herde macht. Indem die Bischöfe das geweihte Leben fördern und schützen, erfüllen sie eine echte Hirtenaufgabe.(60)
Im Rahmen der in diesem Dokument enthaltenen Aussagen sowie der Ergebnisse der IX. Ordentlichen Versammlung der Bischofssynode und des päpstlichen Lehramtes, das sich im nachsynodalen Apostolischen Schreiben Vita consecrata geäußert hat, wird ständig die Forderung erhoben, die gegenseitigen Beziehungen zwischen den Bischofs-konferenzen, den höheren Oberen und deren Konferenzen zu verstärken mit dem Ziel, den Reichtum der Charismen zu fördern und für das Wohl der Welt- und der Teilkirche zu wirken.
Weil die Teilkirchen, wie das Konzil lehrt, »nach dem Bild der Gesamtkirche gestaltet sind und in ihnen und aus ihnen die eine und einzige katholische Kirche besteht«,(61) leben die geweihten Personen, wo immer sie sich befinden, ihre Berufung für die universale Kirche innerhalb einer bestimmten Teilkirche, in der sie ihre kirchliche Präsenz verwirklichen und besondere Aufgaben erfüllen. Sie sind auf Grund ihres dem geweihten Leben innewohnenden prophetischen Charakters in jeder Teilkirche vor allem gelebte Verkündigung des Evangeliums der Hoffnung und beredte Zeugen des Primates Gottes im christlichen Leben und der Macht seiner Liebe in der Hinfälligkeit der menschlichen Existenz.(62) Daraus ergibt sich die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen jedem Bischof und den geweihten Personen, um die Pastoral auf diözesaner Ebene harmonisch weiterzuentwickeln.(63)
37. Die Kirche ist den vielen Bischöfen dankbar, die im Laufe ihrer Geschichte bis heute das geweihte Leben als besonderes Geschenk des Geistes für das Volk Gottes so hochgeschätzt haben, daß sie selbst Ordensfamilien gründeten, von denen heute noch viele aktiv im Dienst der Weltkirche und der Teilkirchen sind. Auch die Tatsache, daß der Bischof sich schützend dafür einsetzen soll, daß die Institute ihrem Charisma treu beleiben, ist ein Grund zur Hoffnung für die Institute, besonders für jene, die in Schwierigkeiten sind.
Der Dienst des Bischofs in bezug auf die Laien
38. Das II. Vatikanische Konzil, die Ordentliche Versammlung der Bischofssynode von 1987 und das nachfolgende Apostolische Schreiben Christifideles laici von Johannes Paul II. haben die Berufung und Sendung der Laien in der Kirche und in der Welt eingehend dargelegt.(64) Die Taufwürde, die sie des Priestertums Christi teilhaftig macht, und eine besondere Gabe des Geistes verleihen ihnen eine besondere Stellung im Leib der Kirche und berufen sie, ihrer Bestimmung entsprechend, zur Teilhabe an der Heilssendung, die die Kirche im Auftrag Christi bis zum Ende der Zeiten entfaltet. Besonders in bezug auf sie würdigt und betont die Kirche den Heilswert der weltlichen Beschaffenheit des Großteils ihrer Tätigkeiten. Denn die Laien üben die eigene kennzeichnende christliche Verantwortlichkeit in vielen Bereichen aus, darunter die des Lebens und der Familie, der Politik, der beruflichen und gesellschaftlichen Welt, der Wirtschaft, der Kultur, der Wissenschaft, der Künste, des internationalen Lebens und der Massenmedien.
In all ihren vielfältigen Tätigkeiten sind die Laien gerufen, das eigene persönliche Talent und die erworbene Kompetenz mit dem klaren Zeugnis des eigenen Glaubens an Jesus Christus zu verbinden. In die zeitlichen Wirklichkeiten eingebunden, sind die Laien und ist jeder Christ gerufen, Rede und Anwort zu stehen über die göttliche Hoffnung, die ihn erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15), und auf dieser Erde eifrig zu arbeiten, gerade weil sie von der Erwartung der »neuen Erde« angespornt werden.(65)
Wegen ihrer Stellung in der Welt können die Laien großen Einfluß auf die Kultur ausüben, indem sie deren Perspektiven und Horizonte auf Hoffnung hin erweitern. Dadurch leisten sie auch einen besonderen Beitrag zur Evangelisierung der Kultur, der um so notwendiger ist, als in unserer Zeit die Spaltung zwischen Evangelium und Kultur noch fortdauert. Im Bereich der Kommunikationsmittel, die die Mentalität der Personen stark beeinflussen, obliegt den Laien eine besondere Verantwortung vor allem im Hinblick auf eine korrekte Verbreitung der moralischen Werte.
39. Obwohl die Laien auf Grund der Berufung vorwiegend weltliche Tätigkeiten ausüben, sollte man nicht vergessen, daß sie zu einer kirchlichen Gemeinschaft gehören und darin die Mehrheit ausmachen. Nach dem II. Vatikanischen Konzil haben sich glücklicherweise neue Formen der verantwortlichen Teilhabe der Laien, Männer und Frauen, am Leben der einzelnen Diözesen und Pfarrgemeinden entwickelt. Sie sind nunmehr in verschiedenen Pastoralräten vertreten, spielen eine immer größere Rolle in verschiedenen Diensten wie in der Gestaltung der Liturgie oder der Katechese; sie sind im katholischen Religionsunterricht in den Schulen eingesetzt usw.
Eine bestimmte Anzahl von Laien ist auch bereit, sich in solchen Aufgaben ständig und manchmal für immer zu engagieren. Diese Mitarbeit der Laien ist für die Erfordernisse der »Neuevangelisierung« gewiß wertvoll, besonders dort, wo eine ungenügende Anzahl von geweihten Amtsträgern zu verzeichnen ist.
40. Auch die Entwicklung des Vereinswesens stellt eine große Bereicherung der nachkonziliaren Kirche dar. Durch ihre unterschiedlichen geistigen Ausrichtungen bieten diese neuen Zusammenschlüsse mit den althergebrachten Vereinigungen vielen Gläubigen eine unersetzliche Stütze, um in ihrem christlichen Leben voranzuschreiten. Außerdem fördern sie das Wachstum der gesamten Kirche. Das Nachsynodale Apostolische Schreiben Christifideles laici hat betont, daß alle diese Verbände, Bewegungen und Gruppen trotz ihrer berechtigten Unterschiedlichkeit von der gleichen Zielsetzung getragen werden müssen, das heißt von der verantwortlichen Teilhabe an der Sendung der Kirche, das Licht des Evangeliums zu bringen.(66)
Der pastoralen Sendung des Bischofs steht es zu, die gegenseitige Ergänzungsbedürftigkeit zwischen Vereinigungen mit unterschiedlicher Ausrichtung zu akzeptieren und zu fördern sowie über ihre Begleitung, die theologische und geistliche Ausbildung ihrer Leiter und die gute Eingliederung aller in die Diözesangemeinschaft zu wachen.
41. Die Bischöfe müssen vor allem für die Laien, die inmitten der vielen Probleme der Welt und der Schwierigkeiten des täglichen Lebens stehen und der Verunsicherung und dem Leiden ausgesetzt sind, Zeichen Gottes sein, das zur Hoffnung einlädt (vgl. Eph 4,4). Es kommt auch vor, daß sie auf Grund ihrer spezifisch christlichen Optionen sich unter den anderen isoliert fählen oder isoliert werden. Unter diesen Umständen muß die pastorale Präsenz des Bischofs mit seinem Presbyterium sie stützen, damit sie als Christen Hoffnungsträger sind, und ihnen helfen, in der Gewißheit zu leben, daß der Herr seinen Söhnen und Töchtern immer nahe ist.
Nicht selten veranlassen auch die verschiedenen Schwierigkeiten des Lebens manche Laien zu einer Art »Flucht aus der Welt« und zur privaten Abkapselung in die eigenen religiösen Überzeugungen. Deshalb ist es wichtig, daß sie im Bischof und in seinem Presbyterium einen festen Halt für die Stimmigkeit ihres Lebens und für die Festigkeit ihres Glaubens finden. Nicht zuletzt müssen die Bischöfe in ihrem pastoralen Dienst ihr besonderes Augenmerk auf die Katholiken richten, die in die Irre gehen oder »fern stehen«, indem sie sich auch mit Hilfe der anderen Laien um sie bemühen und ihnen zu helfen suchen, damit sie von neuem eine lebendige Teilnahme am Leben der Kirche pflegen.
42. Das Nachdenken über die Laien muß auch ihre angemessene Ausbildung einschließen. Es ist anderseits klar, daß der Bischof besonders auf geistlicher Ebene darauf achten soll, die engsten Mitarbeiter in der kirchlichen Sendung zu stützen. Deshalb ist es immer notwendig, die Laien durch eine systmatische Katechese zum Wort Gottes hinzuführen, das in den Heiligen Schriften Ausdruck findet und vom Lehramt der Kirche authentisch ausgelegt wird.
Einen besondere Rolle in der Bildung der Laien muß der Soziallehre der Kirche zukommen. Sie soll die Laien in ihrer Tätigkeit erleuchten und anspornen, wie es den dringenden Erfordernissen der Gerechtigkeit und des Gemeinwohls entspricht, für die sie ihren entscheidenden Beitrag in den notwendigen Werken und Diensten leisten, die die Gesellschaft beansprucht. Ebenso wichtig ist die Formung der Jugendlichen zum Ehe- und Familienleben, indem ihre Hoffnungen und Erwartungen nach einer tiefen und wahren Liebe, wie sie dem Plan Gottes für die Ehe und Familie entspricht, gestärkt werden. In dem Maß, in dem ihr Wirken von der Nächstenliebe getragen wird und sie ihren Stand als Laien leben, dienen die Laien dem Kommen des Reiches Gottes.
Der Bischof in bezug auf das Bischofskollegium und dessen Haupt
43. Im Namen Christi als Hirt zu einer Teilkirche gesandt, trägt der Bischof Sorge für den Anteil des Volkes Gottes, der ihm anvertraut ist, und läßt diese Communio im Heiligen Geist mit Hilfe des Evangeliums und der Eucharistie wachsen. Deshalb ist sein Auftrag, als einzelner sichtbares Prinzip und Fundament der Einheit des Glaubens, der Sakramente und der kirchlichen Ordnung in der ihm anvertrauten Teilkirche zu sein und sie mit der empfangenen Vollmacht zu vertreten und zu leiten.(67)
Dennoch ist jeder Bischof Hirt einer Teilkirche, insofern er Mitglied des Bischofskollegiums ist. In dieses Kollegium ist jeder Bischof eingegliedert auf Grund der Bischofsweihe und durch die hierarchische Communio mit dem Haupt und den Gliedern des Kollegiums.(68) Daraus erwachsen für das Bischofsamt einige wichtige Konsequenzen, über die es, wenn auch in geraffter Form, nachzudenken gilt.
44. Die erste lautet: Der Bischof ist nie allein. Das gilt nicht nur, wie schon gesagt, in bezug auf seine Stellung in der eigenen Teilkirche, sondern auch innerhalb der Universalkirche, die, dem Wesen des Episkopats uno e indiviso(69) entsprechend, mit dem ganzen Bischofskollegium, das auf das Apostelkollegium folgt, in Beziehung steht.
Aus diesem Grund steht jeder Bischof in Beziehung zur Teilkirche und gleichzeitig zur Universalkirche. Als sichtbares Prinzip und Fundament der Einheit der eigenen Teilkirche ist jeder Bischof auch das sichtbare Band der kirchlichen Communio zwischen seiner Kirche und der Universalkirche. Alle Bischöfe, auch wenn sie in den verschiedenen Teilen der Welt ihren Sitz haben, aber immer die hierarchische Communio mit dem Haupt des und den Gliedern des Bischofskollegiums bewahren, geben deshalb der Katholizität der Kirche Festigkeit und Gestalt;(70) zugleich verleihen sie der Teilkirche, die sie leiten, dasselbe Merkmal der Katholizität.
So ist jeder Bischof gleichsam Bindeglied zwischen seiner Teilkirche und der Universalkirche und sichtbares Zeichen der Gegenwart der einen Kirche Christi in seiner Teilkirche. In der Communio der Kirchen vertritt also der Bischof seine Teilkirche, und in dieser vertritt er die Communio der Kirchen. Denn durch das Bischofsamt leben die portiones Ecclesiae die Gesamtheit der Una-Sancta, und in ihnen ist die Gesamtheit der Catholica-Apostolica präsent.(71)
45. Die zweite Folgerung, über die es nachzudenken gilt, besteht darin, daß gerade diese kollegiale Einheit oder - wie das Konzil sie nennt - brüderliche Liebesgemeinschaft oder kollegiale Verbundenheit die Quelle der Hirtensorge ist, die jeder Bischof durch Einsetzung und Gebot Christi für die ganze Kirche und für die anderen Teilkirchen haben muß, auch für »jene Gegenden der Erde, in denen das Wort Gottes noch nicht verkündet ist oder in denen die Gläubigen, besonders wegen der geringen Anzahl der Priester, in der Gefahr schweben, den Geboten des christlichen Lebens untreu zu werden, ja den Glauben selbst zu verlieren«.(72)
Andererseits sind schon die göttlichen Gaben, durch die jeder Bischof seine Teilkirche aufbaut, das heißt das Evangelium und die Eucharistie, dieselben. Sie machen nicht nur jede neue Teilkirche als Versammlung im Heiligen Geist aus, sondern öffnen sie auch, jede einzelne für sich, auf die Gemeinschaft mit allen anderen Kirchen hin. Denn die Verkündigung des Evangeliums ist weltumspannend und, wie der Herr es gewollt hat, an alle Menschen gerichtet und für alle Zeiten unveränderlich. Auch die Feier der Eucharistie ist von ihrem Wesen her und wie alle anderen liturgischen Handlungen ein Akt der ganzen Kirche, sie gehört zum ganzen Leib der Kirche, verdeutlicht ihn und bezieht ihn mit ein.(73) Auch daraus ergibt sich für jeden Bischof als rechtmäßigen Nachfolger der Apostel und Mitglied des Bischofskollegiums die Pflicht, eine Art »Garant« der ganzen Kirche zu sein (sponsor Ecclesiae).(74)
Unter dieser Voraussetzung wird offensichtlich, daß innerhalb des Bischofskollegiums jeder Bischof in seiner Amtsausübung mit dem Bischof von Rom, dem Nachfolger des Petrus und Haupt des Kollegiums, und mit allen anderen bischöflichen Mitbrüdern aus aller Welt zusammentrifft und in lebendiger und dynamischer Communio steht.
46. Die Bischöfe finden sowohl als einzelne als auch mit ihren bischöflichen Mitbrüdern vereint zusammen mit der ganzen Kirche im Stuhl Petri das Prinzip und sichtbare Fundament der Einheit im Glauben und der Communio. Die hierarchische Communio mit dem Bischof von Rom erfordert auch, daß die Bischöfe in ihrem Lehramt in der eigenen Diözese der treuen Verbundenheit auch mit dem ordentlichen Lehramt des Papstes Ausdruck verleihen, es in möglichst geeigneter Form vermitteln, es in verschiedener Weise sowohl persönlich als auch durch die eigene Bischofskonferenz fördern und, wenn nötig, es verteidigen.
Eine besondere Form dieser Zusammenarbeit mit dem Papst ist die Bischofssynode, in der ein fruchtbarer Austausch von Informationen und Anregungen stattfindet. Dabei werden, erhellt vom Evangelium und der Lehre der Kirche, die allgemeinen Zielsetzungen aufgezeigt, die nach Approbation durch den Nachfolger des Petrus wiederum den Ortskirchen zugute kommen. Auf diese Weise wird die ganze Kirche wirksam unterstützt, um die Communio in der Pluralität der Kulturen und der Situationen aufrechtzuerhalten. Einer ähnlichen Zielsetzung dient auch der ad limina Besuch.
47. Was die Mitarbeit der Bischöfe betrifft, hat das II. Vatikanische Konzil auch lebhaft die verstärkte Wiederaufnahme der ehrwürdigen Institution der Provinzial- und Plenarkonzilien empfohlen(75) wie auch die Nützlichkeit der jüngeren Bischofskonferenzen unterstrichen.(76) Insbesondere diese erfassen das allgemeine Erbe, das die Kirche vom Herrn durch die Offenbarung empfangen hat, und sind bestrebt, es der Ausdrucksform der Völker anzupassen, in denen die Universalkirche lebt, ohne dabei je die Universalität aus den Augen zu verlieren, deren Garant der Stuhl Petri ist.
Bezugspunkt der Tätigkeit jeder Bischofskonferenz bleiben die persönliche Identität und Verantwortung jedes beteiligten Bischofs wie auch die Gemeinschaft, die er dazu anleitet, sich gegenseitig in der Evangelisierungsarbeit zu unterstützen und den allgemeinen pastoralen Schwierigkeiten wirksam zu begegnen. Vom gemeinsamen Zeugnis der jeweiligen Bischöfe hängen die Glaubwürdigkeit der Verkündigung, die Wirksamkeit des Hirtenamtes und die Communio ab, der der Bischof seiner Berufung entsprechend unter seinen Gläubigen dient.
48. Die wechselseitigen Beziehungen zwischen den Bischöfen gehen jedoch weit über ihre amtlichen Begegnungen hinaus. Das lebendige Bewußtsein der bischöflichen Kollegialität muß sie dazu drängen, untereinander vor allem im Bereich der gleichen Kirchenprovinz oder Region die vielfältigen Ausdrucksformen der sakramentalen Brüderlichkeit zu verwirklichen, die von der gegenseitigen Annahme und Hochschätzung bis zu den verschiedenen Zeichen liebender Wertschätzung reichen. Das DirektoriumEcclesiae imago deutet auch auf andere Formen der Zusammenarbeit hin, wie die gegenseitige Hilfe durch den Austausch von bereitwilligen Priestern, die Zusammenlegung der Priesterseminare und anderer apostolischer Dienste, wenn es nötig ist.(77)
Die Communio unter den Bischöfen muß sich auch in jenen Fällen ausdrücken, wo besondere Bedürfnisse der Teilkirche die Anwesenheit eines Bischofskoadjutors oder eines Weihbischofs erfordern. In bezug auf diese Bischöfe, die unter bestimmten Umständen dem Diözesanbischof für den Dienst der Teilkirche als Hilfe zugeteilt werden, empfiehlt das Konzil, daß sie dem Diözesanbischof als seine ersten Mitarbeiter immer Gehorsam und Achtung erweisen und daß dieser sie wie Brüder liebt und ihnen Hochschätzung entgegenbringt.(78)
Besondere Aufmerksamkeit und außerordentliche Sorge sollen die Bischöfe schließlich ihren ärmsten bischöflichen Mitbrüdern schenken, vor allem jenen, die unter Isolierung, Unverständnis und auch unter Einsamkeit leiden. Dies gilt auch für die alten und kranken Bischöfe, die zum Wohl der Teilkirche gemäß der geltenden kirchlichen Ordnung beim Papst ihren Rücktritt eingereicht und die Leitung der Diözese abgegeben haben. Diese Bischöfe, die weiterhin dem Bischofskollegium angehören, geben der Kirche viel durch Gebet, Erfahrung und Rat.
In der Wirklichkeit des Bischofskollegiums findet also jeder Bischof mit Unterstützung des Papstes und seiner Mitbrüder im Bischofsamt neben den notwendigen Hilfen für die Erfüllung seiner Sendung auch eine wirksame Nahrung für seine Hoffnung, um mutig die vielen Probleme in Angriff zu nehmen, die im Leben der Kirche entstehen können, und um die Hoffnung der seiner Hirtensorge anvertrauten Gläubigen zu stärken.
Diener der Communio für die Hoffnung
49. Im Zentrum dieser vielfältigen Beziehungen, die dem Geheimnis der trinitarischen Communio entspringen und die Communio der Gläubigen in der Teilkirche berühren - je nach ihrer Ordnung und ihren unterschiedlichen Charismen und daraus folgenden Diensten betrachtet - und schließlich in der Communio der Bischöfe und der Kirchen münden, bekommt der Bischof die Fülle seiner Bedeutung als Mann der Communio, um den herum konkret die Einheit der Gläubigen entsteht. Dieser Dienst an der Communio wird getragen von der Hoffnung, die das Bemühen jedes Bischofs täglich nähren muß, wenn er Tag für Tag die Kirche, an deren Spitze ihn der Heilige Geist gestellt hat, als Communio des Glaubens und der Liebe unter den Menschen aufbaut. Die Tugend der Hoffnung des Bischofs gründet in Christus und wird dem Teil des Volkes Gottes vermittelt, der ihm anvertraut ist, und sie wird von der Communio mit dem römischen Papst und mit allen anderen Bischöfen gestützt.
Die Communio ihrerseits öffnet den Weg für die Hoffnung, weil das Wort, das durch das Zeugnis der Communio zu jedem Menschen gelangt, Botschaft der Hoffnung ist und weil, wie der Apostel geschrieben hat, die Liebe jene Tugend ist, die »alles hofft« (1 Kor 13,7). Gegen die zersetzenden Fermente, die das Leben der Kirche und der Welt bedrohen, ist der Bischof Diener, Baumeister, Initiator, Gewährsmann, Verteidiger und Schützer der Kirche als Communio, die gerade deshalb Samenkorn, Prinzip und Sauerteig der Communio in der Menschheit ist.
3. KAPITEL
DAS HIRTENAMT DES DIÖZESANBISCHOFS
50. Als Jesus seine Apostel berief, sandteer sie, wie das Konzil die Angaben des Evangeliums zusammenfaßt, zuerst zu den Kindern Israels und dann zu allen Völkern, »damit sie in Teilhabe an seiner Gewalt alle Völker zu seinen Jüngern machten und sie heiligten und leiteten«.(79) Auch den Gläubigen, die er in der Kirche zu Nachfolgern der Aposteln beruft, das heißt den Bischöfen, verleiht Christus das dreifache Dienstamt (triplex munus), der Lehre, Heiligung und Leitung.
Diese drei in der Bischofsweihe empfangenen Ämter üben die Bischöfe an Christi Statt und in seinem Namen aus, indem sie in herausragender und sichtbarer Form die dreifache Rolle Christi, des Lehrers, Brückenbauers und Hirten, übernehmen.(80) Mit Hilfe ihres erhabenen Amtes ist Christus selbst inmitten der Gläubigen gegenwärtig, und durch die Bischöfe verkündet er selbst Gottes Wort, spendet er die Sakramente des Glaubens, leitet und ordnet er das Volk des Neuen Testamentes auf seinem Weg zur ewigen Glückseligkeit.(81)
51. Diese drei Aufgaben, die die Sendung des Bischofs formen und das Geflecht seines täglichen Lebens bilden, müssen, weil sie in Christus nur drei verschiedene Aspekte seiner einzigen Mittlerrolle und drei Aspekte einer einzigen Heilstat sind, auch im Bischofsamt als eine Einheit betrachtet werden: während er lehrt, heiligt und leitet er auch den seiner Hirtensorge anvertrauten Teil des Volkes Gottes; und während er heiligt, lehrt und leitet der Bischof; wenn er schließlich seine Leitungsaufgabe wahrnimmt, lehrt und heiligt er. Das Fundament dieses dreifachen Auftrags, zu lehren, zu heiligen und zu leiten und »alles aufzuwenden und sich aufzureiben (vgl. 2 Kor 12,15), ist die Seele des Hirten«. Seine höchste Regel ist dabei das Vorbild und die Lehre Jesu, des guten Hirten,(82) der der Weg zum Vater ist, weil er selbst die Wahrheit und das Leben ist.
So sehr die drei Aufgaben als Einheit zu betrachten sind, muß man auch die Absicht des Konzils berücksichtigen. Wenn die Lehraussagen des Konzils diese tria munera in bezug auf den Bischof und die Priester aufzählen, dann stellen sie das der Lehre den anderen beiden voran. Hier steht das II. Vatikanum in der gedanklichen Nachfolge dessen, was der Auferstandene zu seinen Jüngern sagte: »Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie ... und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe« (Mt 28,19-20). In diesem Vorzug, der dem bischöflichen Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums zukommt und der ein Merkmal der Ekklesiologie des Konzils ist, kann jeder Bischof die Bedeutung jener geistlichen Vaterschaft entdecken, die den Apostel Paulus veranlaßte zu schreiben: »Hättet ihr nämlich auch ungezählte Erzieher in Christus, so doch nicht viele Väter. Denn in Christus Jesus bin ich durch das Evangelium euer Vater geworden« (1 Kor 4,15).
Der Bischof, gesandt zu lehren
52. Die Aufgabe, die mehr als alle anderen den Bischof kennzeichnet und die in gewisser Weise sein ganzes Amt zusammenfaßt, ist nach der Konzilslehre die des Stellvertreters und Gesandten Christi in der ihm anvertrauten Teilkirche.(83) Der Bischof vollzieht seinen sakramentalen Auftrag als lebendigen Ausdruck Christi, gerade indem er den Dienst am Wort ausübt. Als Diener des Wortes Gottes, das in der Kraft des Geistes und durch das Charisma des bischöflichen Dienstes handelt, stellt er der Welt Christus vor Augen, macht ihn in der Gemeinschaft gegenwärtig und teilt ihn denen wirksam mit, die ihm in ihrem Leben Raum geben.
Unter den Hauptpflichten der Bischöfe, die »Glaubensboten ... und authentische, das heißt mit der Autorität Christi ausgerüstete Lehrer« sind und »dem ihnen anvertrauten Volk die Botschaft zum Glauben und zur Anwendung auf das sittliche Leben« verkünden,(84) hat die Verkündigung des Evangeliums einen herausragenden Platz. Daraus folgt, daß alle Tätigkeiten des Bischofs auf die Verkändigung des Evangeliums abzielen müssen, das »eine Kraft Gottes (ist), die jeden rettet, der glaubt« (Röm 1,16), darauf ausgerichtet, »dasVolk Gottes zum Gehorsam des Glaubens (Röm 1,16) gegenüber dem Wort Gottes zu führen« und die Lehre Christi unverkürzt anzunehmen.
Daß der Bischof auch Magister fidei und doctor veritatis ist, heißt nicht, daß er der Herr der Wahrheit ist. Wie man aus dem Zeichen des geöffneten Evangelienbuches entnimmt, das während des Weihegebets aufs Haupt gelegt wird, ist der Bischof Diener der Wahrheit. Weit davon entfernt, diese zu manipulieren und nach seinem Belieben zu verkündigen, teilt er sie in strenger Treue mit und bietet sie allen an, ob gelegen oder ungelegen, nicht anmaßend, sondern schlicht, mutig und fest, immer im Vertrauen auf das Wort des Herrn (vgl. Ps 119,114).
53. Was Gegenstand des bischöflichen Lehramts ist, wird vom II. Vatikanischen Konzil klar ausgesprochen, wenn es ihn einmütig als Glaubenswahrheit bezeichnet, die anzunehmen und im Leben anzuwenden ist.(85) Denn der Kernpunkt der Verkündigung ist Christus, gerade der gekreuzigte und auferstandene Christus, den der Bischof verkündigen muß: Christus, der einzige Erlöser des Menschen, derselbe gestern, heute und in Ewigkeit (vgl. Hebr 13,8), das Herz der Geschichte und die Lebensmitte der Gläubigen.
Von dieser Mitte aus, die das Geheimnis Christi, des ewigen Sohnes des Vaters, ist, der durch den Heiligen Geist im jungfräulichen Schoß Marias Mensch geworden und der für unser Heil gestorben und auferstanden ist, haben alle anderen Glaubenswahrheiten ihren Ursprung. Davon geht auch die Hoffnung für jeden Menschen aus. Christus ist das Licht, das jeden Menschen erleuchtet, und wer in ihm wiedergeboren wird, empfängt die Erstlingsgaben des Heiligen Geistes, die ihn dazu befähigen, das neue Liebesgebot zu erfüllen.(86)
54. Die Aufgabe der lebensnotwendigen Verkündigung, der treuen Bewahrung des Glaubensgutes, das vom Bischof in Gemeinschaft mit dem Papst und mit allen anderen Brüdern im Bischofsamt ausgeübt wird, ist verbunden mit der Pflicht, unter Anwendung der geignetsten Mittel das Wort Gottes vor allem zu schützen, was seine Unversehrtheit und Ganzheit verletzen könnte. Dabei ist jedoch eine gerechte Freiheit für die weitere Erforschung der Glaubenswahrheiten anzuerkennen.(87)
Diese Pflicht darf kein Bischof vernachlässigen, auch wenn es ihn Opfer kostet oder ihm Unverständnis einbringt. Wie der Apostel Paulus ist sich der Bischof seiner Sendung bewußt, das Evangelium zu verkänden, »aber nicht mit gewandten und klugen Worten, damit das Kreuz Christi nicht um seine Kraft gebracht wird« (1 Kor 1,17); wie er verkündet auch der Bischof »das Wort vom Kreuz« (1 Kor 1,18), nicht um menschliche Zustimmung zu finden, sondern als göttliche Offenbarung. Dem Bischof müssen die Einheit in der Liebe wie auch die Einheit in der Wahrheit ein Herzensanliegen sein. Denn das Evangelium, dessen Verwalter er geworden ist, ist das Wort der Wahrheit.
Diese Pflicht, das Wort Gottes zu schützen, muß mit ausgewogenem Realismus wahrgenommen werden, ohne vorhandenen Irrtum und Unwahrheit zu vergrößern oder zu verkleinern, was die pastorale Verantwortlichkeit des Bischofs zu ermitteln gebietet; er darf aber nicht überrascht sein, wenn er in der heutigen Generation der Kirche wie in der Vergangenheit nicht nur Sünde, sondern bis zu einem gewissen Grad auch Irrtum und Unwahrheit vorfindet. Es bleibt immer wahr, daß sowohl das häufige Studium und Hören des Wortes Gottes als auch das Amt, das offenbarte Glaubensgut zu bewahren und die Unversehrtheit des ganzen Glaubens zu schützen, gleichbedeutend mit der Hirtenliebe sind.(88)
55. Als Lehrer des Glaubens ist der Bischof auch Erzieher zum Glauben, zum Licht des Wortes Gottes und des Lehramtes der Kirche. Die Verpflichtung, zum Glauben zu erziehen, ist eng mit derjenigen verbunden, den Glauben des Volkes Gottes durch eine wirkliche Katechese zu nähren. Es handelt sich um einen grundlegenden Moment des ganzen Werkes der Evangelisierung, der die volle Aufmerksamkeit der Bischöfe als Hirten und Lehrer, als »Katecheten schlechthin«, verdient. Denn als solche wirken die Bischöfe zusammen mit dem Heiligen Geist an der Heranbildung eines Volkes mit, das das Evangelium verkündet, Katechese erteilt und mit der Begeisterung und der Kraft ausgestattet ist, die aus dem treu verkündeten und froh gelebten Glauben entstehen.
Verschieden und vielfältig sind die Formen, durch die der Bischof seinen Dienst am Gotteswort ausübt. Das Direktorium Ecclesiae imago erinnerte dabei an die besondere Form der Verkündigung an die Gemeinschaft, die das Evangelium schon kennt, das heißt an die Homilie, die unter allen anderen Formen durch ihren liturgischen Kontext und ihre Verbindung mit der Verkündigung des Wortes in den Schriftlesungen herausragt. Eine andere Form der Verkündigung ist jene, die ein Bischof durch seine Hirtenbriefe wählt.(89) Jeder Bischof muß sich fragen, wie er seine Pflicht zu lehren umsetzt..
56. In seiner Verkündigung muß der Bischof persönlich seine Verpflichtung spüren und zeigen. Dies betrifft besonders den großen Weg des vom II. Vatikanischen Konzil begonnenen ökumenischen Dialogs, der im Hinblick auf die Wiederherstellung der sichtbaren Einheit unter den Christen weitere Fortschritte machen soll.
Zuerst predigt er das Evangelium und bemüht sich, das Geheimnis der Einheit der Kirche hervorzuheben in Übereinstimmung mit den katholischen Prinzipien des Ökumenismus, die im Konzilsdekret Unitatis redintegratio aufgezeigt und von Johannes Paul II. in der Enzyklika Ut unum sint bekräftigt wurden.
57. Das lehramtliche Charisma der Bischöfe ist wegen seiner Verantwortung einzigartig und darf in keiner Weise delegiert werden. Dennoch steht es in der Kirche nicht allein. Jeder Bischof übt den eigenen Hirtendiest in einer Teilkirche aus, in der die Priester tief mit seinem Amt verbunden und unter seiner Vollmacht seine ersten Mitarbeiter sind, wobei die Diakone noch hinzukommen. Eine wertvolle Hilfe leisten auch die Ordensleute und eine wachsende Anzahl von Laien, die der Verfassung der Kirche entsprechend bei der Verkündigung und Umsetzung des Wortes Gottes mitarbeiten.
Dank der Bischöfe wird der authentische katholische Glaube an die Eltern weitergegeben, damit sie ihn ihrerseits an die Kinder weitergeben, wie auch die Lehrer und Erzieher auf allen Ebenen ihren Glauben (durch die Bischöfe) sichergestellt sehen können. Der ganze Laienstand legt Zeugnis ab von der Einheit des Glaubens, die die Bischöfe unerschrocken zu bewahren sich bemühen; es ist wichtig, daß kein Bischof nachläßt, die Laien zu unterstützen und ihnen die Mittel für eine angemessene Grund- und Weiterbildung durch entsprechende Bildungseinrichtungen bereitstellt.
58. Besonders nützlich für die Verkündigung ist auch die Zusammenarbeit mit den Theologen, die bestrebt sind, mit ihrer eigenen Methode den unerschöpflichen Reichtum des Geheimnisses Christi zu ergründen. Das Lehramt der Hirten und die theologische Arbeit haben zwar unterschiedliche Aufgaben, sie sind aber beide abhängig von dem einen Wort Gottes und haben dasselbe Ziel: das Volk Gottes in der Wahrheit zu bewahren, die frei macht. Auch daraus erwächst die Beziehung zwischen dem Lehramt und der Theologie und für die Bischöfe die Aufgabe, den Theologen die Ermutigung und Unterstützung zukommen zu lassen, die ihnen helfen, ihre Arbeit in Treue zur Tradition und mit Aufmerksamkeit für die Herausforderungen der Geschichte zu vollbringen.(90)
Im Dialog mit all seinen Gläubigen wird der Bischof es verstehen, ihren Glauben anzuerkennen und hochzuschätzen, seine Eingebungen zu erfassen, ihn zu stärken, ihn von überflüssigen Anhängseln zu befreien und ihm einen angemessenen Lehrinhalt zu geben. Aus diesem Grund und auch deshalb, um auf Ortsebene Katechismen zu erstellen, die die unterschiedlichen Situationen und Kulturen berücksichtigen, soll der Katechismus der Katholischen Kirche Bezugspunkt dafür sein, daß die Einheit des Glaubens und die Treue zur katholischen Lehre gewahrt werden.(91)
59. Da der Bischof berufen ist, das Heil in Jesus Christus zu verkünden, muß er durch seine Predigt unter dem Volk Gottes das Zeichen der Glaubensgewißheit sein. Wenn er auch, wie die Kirche, keine bereits vorgefertigten Lösungen für die Probleme des Menschen hat, ist der Bischof dennoch Diener der Schönheit einer Wahrheit, die deren Wege zu erhellen vermag.(92) Wenn er auch keine besonderen Sachkenntnisse hat, um die irdische Ordnung zu fördern, formt der Bischof dennoch die Laien, indem er sein Lehramt ausübt und die ihm anvertrauen Personen und Gemeinschaften zum Glauben erzieht; innerlich gewandelt, werden die Laien ihrerseits die Welt durch jene Lösungen verändern, die sie ihren jeweiligen Zuständigkeiten entsprechend anbieten sollen.
In der Welt die Macht des heilbringenden Wortes gegenwärtig zu machen, ist ein bedeutender Akt der Hirtenliebe, die ein Bischof den Menschen anbietet. In Anlehnung an die Gestalt des guten Hirten, dessen Bild er widerspiegeln soll, sorgt er dafür, daß das Wort Gottes zu allen Gläubigen gelangt, auch zu denen, die den christlichen Glauben theoretisch oder praktisch verloren haben. Das ist der erste Grund, weswegen er ins Bischofsamt gerufen und zu einem Teil des Volkes Gottes gesandt wurde, denn die Macht des Gotteswortes vermag den Menschen den tiefsten Grund zur Hoffnung zu erschließen.
Der Bischof, gesandt zu heiligen
60. Die Verkündigung des Wortes Gottes steht am Anfang der Versammlung des Volkes Gottes in Ekklesia, das heißt in heiliger Zusammenkunft. Sie erreicht und findet aber ihre Fülle im Sakrament. Denn Wort und Sakrament bilden eine Einheit, sie sind nicht voneinander zu trennen und als zwei Aspekte oder Momente eines einzigen Heilswerkes zu betrachten. Er selbst, das ewige, menschgewordene Wort, ist die Wurzel des inneren Bandes, das Wort und Sakrament miteinander verknüpft und auch besonders der gegenseitigen Ergänzung entspricht, die im menschlichen Leben zwischen Reden und Handeln besteht. Das gilt für alle Sakramente, aber in besonderer und einzigartiger Weise für die heilige Eucharistie, die Quelle und Höhepunkt der ganzen Evangelisierung ist.(93)
Wegen dieser Einheit von Wort und Sakrament und wie die Apostel vom Auferstandenen zu allen Völkern gesandt wurden, um sie zu lehren und zu taufen (vgl. Mt 28,19), so empfängt auch jeder Bischof als Nachfolger der Apostel kraft der Fülle des Weihesakramentes, mit der er ausgestattet wurde, zusammen mit der Sendung als Glaubensbote die eines »Verwalters der Gnade des höchsten Priestertums«.(94) Der Dienst der Verkündigung des Evangeliums ist nämlich »dem Dienst der Gnade der Sakramente der Kirche zugeordnet. Als Diener der Gnade verwirklicht der Bischof das munus sanctificandi, auf das das munus docendi abzielt, das er unter dem ihm anvertrauten Volk Gottes ausübt.(95)
61. Diese Heiligungsaufgabe wohnt der Sendung des Bischofs inne. Gerade in bezug auf die Sakramente, von denen einige der Vollkommenheit der Einzelperson und andere der Vollkommenheit der Allgemeinheit zugeordnet sind, nannte der heilige Thomas von Aquin den Bischof perfector.(96) Denn er ist in seiner Teilkirche der Hauptspender der Geheimnisse Gottes: vor allem der Eucharistie, die im Mittelpunkt des sakramentalen Dienstes des Bischofs steht und durch deren Leitung er vor den Augen seines Volkes als der Mann des neuen und ewigen von Jesus Christus durch das Kreuzesopfer eingesetzten Gottesdienstes erscheint. Er ordnet die Spendung der Taufe, durch die die Gläubigen am königlichen Priestertum Christi Anteil erhalten; er ist erstberufener Firmspender, erteilt die heiligen Weihen und regelt die Bußdisziplin.(97)
Auch das II. Vatikanische Konzil wiederholt, daß die Bischöfe perfectores sind, beschränkt aber diese Rolle nicht auf den sakramentalen Dienst; es dehnt ihn auf ihre ganze Sendung aus, da die Bischöfe durch ihre Hirtenliebe persönlich lebendiges Zeichen der Heiligkeit werden, das zur Annahme des Evangeliums anleitet. Deshalb mahnt es sie, alle Gläubigen entsprechend der besonderen Berufung des einzelnen auf dem Weg der Heiligkeit fortschreiten zu lassen, ihnen als erste das Beispiel der Heiligkeit in Liebe, Demut und Einfachheit des Lebens zu geben und »die ihnen anvertrauten Kirchen ... so (zu) heiligen, daß in ihnen der Sinn für die ganze Kirche Christi voll aufleuchtet«.(98)
62. Der Bischof ist Liturge der Teilkirche insbesondere dann, wenn er der Eucharistiefeier vorsteht.(99) Hier, wo das Leben der Kirche seinen Höhepunkt findet, verwirklicht sich auch der Höhepunkt des munus sanctificandi, das der Bischof in der Person Christi, des ewigen Hohenpriesters, ausübt. Aus diesem Grund und auch deshalb, weil die Eucharistie im Mittelpunkt seines sakramentalen Dienstes steht und er sich gerade in der Leitung der Eucharistiefeier als erster Diener des neuen und ewigen Gottesdienstes zeigt, will der Bischof die göttlichen Geheimnisse so oft wie möglich zusammen mit seinen Gläubigen feiern; obwohl er nicht versäumt, dies häufig an anderen Orten seiner Diözese zu tun, liebt er es besonders in der Bischofskirche zu zelebrieren.
Denn sie ist die Mutterkirche und der Mittelpunkt der Diözese; in ihr hat die Kathedra ihren Platz, von wo aus der Bischof sein Volk durch die authentische Lehre des Wortes Gottes unterweist. Im Dom, unter der Leitung des Bischofs, haben die Teilkirchen ein Zeichen ihrer Einheit, ihrer übernatürlichen Lebenskraft und - besonders in der Eucharistiefeier - ihrer Teilhabe an der einen katholischen Kirche.
63. Eine der wichtigsten Aufgaben des Bischofs besteht in der Sorge dafür, daß die Gläubigen in den Gemeinden der Teilkirche die Möglichkeit haben, zum Tisch des Herrn zu treten, vor allem am Sonntag, dem Tag, an dem die Kirche das Ostergeheimnis feiert und die Gläubigen in Freude und Muße Gott Dank sagen, denn »er hat uns in seinem großen Erbarmen neu geboren, damit wir durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten eine lebendige Hoffnung haben« (1 Petr 1,3).(100)
In vielen Gebieten, nicht nur in den neuen und jüngeren Kirchen, sondern auch in den Gebieten mit alter christlicher Tradition wird es wegen des Priestermangels oder aus anderen schwerwiegenden Gründen immer schwieriger, für die Eucharistiefeier zu sorgen. Das verstärkt die Pflicht des Bischofs, ein stets aufmerksamer Verwalter der Gnade zu sein, der die wirklichen Nöte und den Ernst der Situationen unterscheidet, die Mitglieder seines Presbyteriums klug verteilt und dahin wirkt, daß in ähnlichen Notfällen die Gemeinden der Gläubigen nicht lange ohne Eucharistie bleiben. Dies gilt auch im Hinblick auf die Gläubigen, die durch Krankheit oder Alter oder aus anderen verständlichen Gründen die Eucharistie nur zuhause oder dort, wo sie gepflegt werden, empfangen können.
64. Die Liturgie ist die höchste Form des Lobpreises an die Heilige Dreifaltigkeit. In der Liturgie, vor allem durch die Feier der Sakramente, manifestiert und realisiert das vor Ort versammelte Volk Gottes sein heiliges und organisch verfaßtes Wesen als priesterliche Gemeinschaft.(101) Durch die Ausübung des munus sanctificandi bewirkt der Bischof, daß die ganze Teilkirche eine Gemeinschaft von Betern wird, eine Gemeinschaft von einmütig im Gebet verharrenden Gläubigen (vgl. Apg 1,14).
Als erster zusammen mit seinem Presbyterium vom Geist und von der Kraft der Liturgie durchdrungen, bemüht sich der Bischof, in der eigenen Diözese eine gute Bildung zu fördern und zu entfalten, damit die Schätze entdeckt werden, die in der Liturgie enthalten sind, die gemäß den approbierten Texten gefeiert und vor allem als geistliche Handlung gelebt wird. Während er als Verantwortlicher für den Gottesdienst in der Teilkirche das liturgische Leben der Diözese leitet und schützt und zusammen mit den Bischöfen derselben Bischofskonferenz und in Treue zum gemeinsamen Glauben handelt, unterstützt er auch das Bemühen, die Liturgie entsprechend den Erfordernissen von Zeit und Ort in den Kulturen zu verwurzeln und dabei das zu berücksichtigen, was kraft göttlicher Einsetzung unveränderlich ist, und das, was dem Wandel unterliegt.(102)
65. In diesem Kontext richtet der Bischof sein Augenmerk auch auf die verschiedenen Formen der christlichen Volksfrömmigkeit und auf ihren Beitrag zum liturgischen Leben. Insofern sie die religiöse Haltung des Menschen ausdrückt, darf diese Volksfrömmigkeit weder ignoriert noch mit Gleichgültigkeit oder Geringschätzung behandelt werden, denn sie ist, wie Paul VI. schrieb, reich an Werten.(103) Aber sie bedarf stets der Evangelisierung, damit der Glaube, den sie ausdrückt, ein immer reiferer Akt wird. Eine authentische, biblisch geformte, liturgische Pastoral wird sich auf die Schätze der Volksfrömmigkeit zu stützen wissen, sie reinigen und sie auf die Liturgie als Darbringung der Völker ausrichten.(104)
66. Das Gebet selbst in seinen verschiedenen Formen ist ein Ort, an dem die Hoffnung der Kirche Ausdruck findet. Jedes Gebet der Braut Christi, die sich nach der vollkommenen Vereinigung mit dem Bräutigam sehnt, wird in dem Ruf zusammengefaßt, den der Geist eingibt: »Komm!«.(105) Der Geist spricht dieses Gebet mit der Kirche und in der Kirche. Es ist die eschatologische Hoffnung, die Hoffnung der endgültigen Vollendung in Gott, die Hoffnung des ewigen Reiches, die sich in der Teilnahme am dreifaltigen Leben verwirklichen wird. Der Heilige Geist, der den Aposteln als Tröster gegeben wird, ist Hüter und Seele dieser Hoffnung im Herzen der Kirche. Im Blick auf das dritte Jahrtausend nach Christus, da »der Geist und die Braut zum Herrn Jesus sagen: Komm!, ist dieses ihr Gebet wie immer voller eschatologischer Tragweite, die dazu bestimmt ist, auch der Feier des großen Jubiläums ihre volle Bedeutung zu geben. Es ist ein Gebet, das auf die Heilsziele ausgerichtet ist, für die der Heilige Geist mit seinem Wirken durch die ganze Geschichte des Menschen auf der Erde die Herzen öffnet«.(106)
In diesem Bewußtsein bemüht sich der Bischof täglich, den Gläubigen durch sein persönliches Zeugnis, durch das Wort, das Gebet und die Sakramente die Fülle des Lebens in Christus zu vermitteln.
Der Bischof gesandt, das Volk Gottes zu führen und zu leiten
67. Die amtliche Aufgabe des Bischofs vervollständigt sich in der Rolle, Anführer des ihm anvertrauten Teils des Volkes Gottes zu sein. Die Tradition der Kirche hat diese Aufgabe immer mit zwei Gestalten verglichen, die Jesus nach dem Zeugnis der Evangelien auf sich selbst anwendet: dem Hirten und dem Knecht. Das Konzil beschreibt die Aufgabe der Bischöfe, die Gläubigen zu leiten, mit den Worten: »Die Bischöfe leiten die ihnen zugewiesenen Teilkirchen als Stellvertreter und Gesandte Christi durch Rat, Zuspruch, Beispiel, aber auch in Autorität und heiliger Vollmacht, die sie indes allein zum Aufbau ihrer Herde in Wahrheit und Heiligkeit gebrauchen, eingedenk, daß der Größere werden soll wie der Geringere und der Vorsteher wie der Diener (vgl. Lk 22,26-27)«.(107)
Johannes Paul II. betont, daß »man auf den Begriff Dienst, der für jedes kirchliche Amt gilt, angefangen von dem der Bischöfe, Gewicht legen muß. Ja, das Bischofsamt ist mehr ein Dienst als eine Würde. Und auch wenn es eine Würde ist, gilt es für den Bischof, den Nachfolger der Apostel, wenn er im Geist der Demut, dem Evangelium gemäß, nach dem Beispiel des Menschensohnes dient ... Im Licht des Dienstes als gute Hirten ist die Vollmacht zu verstehen, die der Bischof besitzt, auch wenn sie immer der des Papstes unterstellt ist«.(108) Deshalb und aus gutem Grund bezeichnet der Codex des kanonischen Rechts diesen Dienst als munus pastoris und verbindet mit ihm die Eigenschaft der Sorge.(109)
68. Sie ist nichts anderes als die caritas pastoralis. Es handelt sich um die Tugend, mit der man Christus, der durch die Hingabe seines Lebens der »gute« Hirt ist, nachfolgt. Deshalb verwirklicht man sie nicht nur durch die Ausübung der Amtshandlungen, sondern noch mehr durch die Selbsthingabe, die die Liebe Christi zu seiner Herde deutlich macht.
Eine der Formen, in denen die Hirtenliebe zum Ausdruck kommt, ist das Mitleid in der Nachahmung Christi, des Hohenpriesters, der die menschliche Schwäche mitfühlen kann, weil er selbst in allem wie wir geprüft wurde, aber nicht gesündigt hat (vgl. Hebr 4,15). Dieses Mitleid, das der Bischof als Zeichen des Mitleids Christi bezeigt und lebt, darf aber nicht vom Zeichen der Wahrheit Christi getrennt werden. Denn ein weiterer Ausdruck der Hirtenliebe ist die Verantwortung vor Gott und vor der Kirche.
In der Leitung der Diözese sorgt der Bischof auch dafür, daß die Bedeutung des kanonischen Rechtes anerkannt wird, dessen Ziel das Wohl der Personen und der kirchlichen Gemeinschaft ist.(110)
69. Die Hirtenliebe bewirkt, daß der Bischof besorgt ist, dem Gemeinwohl seiner Diözese zu dienen, das dem der ganzen Kirche zwar untergeordnet ist, aber gleichzeitig das ist, worin das Wohl der einzelnen Gemeinden der Diözese zusammenfließt. Das Direktorium Ecclesiae imago betonte diesbezüglich die Grundprinzipien für die Einheit, die verantwortliche Mitarbeit und die Koordinierung.(111)
Dank der Hirtenliebe, die inneres und einigendes Prinzip aller Amtshandlungen ist, »kann der wesentliche und dauernde Anspruch einer Einheit zwischen dem inneren Leben und den vielen Aktivitäten und Veranwortlichkeiten des priesterlichen Dienstes realisiert werden; es handelt sich um ein äußerst dringendes Erfordernis in einem sozio-kulturellen und ekklesialen Kontext, der stark von Kompliziertheit, Bruchstückhaftigkeit und Zersplitterung gezeichnet ist«.(112) Sie muß also die Denk- und Handlungsweise des Bischofs und seine Kontakte mit allen, denen er begegnet, bestimmen.
Die Hirtenliebe erfordert deshalb Lebensstile und -formen, die es in Nachahmung des armen und demütigen Christus ermöglichen, allen Gliedern der Herde vom kleinsten bis zum größten nahe zu sein und gleichzeitig bereit, ihre Freuden und Leiden nicht nur in Gedanken und im Gebet, sondern auch zusammen mit ihnen zu teilen, damit alle Gottes Liebe zum Menschen erfahren können durch die Gegenwart und den Dienst des Bischofs, der sich ohne Scham allen zuwendet und dabei andere nicht in Verlegenheit bringt.(113)
70. Die kirchliche Tradition kennt einige spezifische Formen, durch die der Bischof in seiner Teilkirche den Hirtendienst ausübt. Insbesondere zwei sind zu erwähnen, die erste ist die sogenannte Form des persönlichen Einsatzes. Die zweite hingegen ist die synodale Form.
Die Pastoralvisitation ist weder eine dem Bischof von der kirchlichen Disziplin vorgeschriebene rein rechtliche Institution noch eine Art Ermittlungsinstrument.(114) Durch die Pastoralvisitation tritt der Bischof konkret in Erscheinung als sichtbares Prinzip und Fundament der Einheit in der Teilkirche, und sie »spiegelt in gewisser Weise das Bild dieser einzigartigen und wunderbaren Visitation wider, durch die der 'oberste Hirt' (1 Petr 5,4) und Bischof unserer Seelen (vgl. 1 Petr 2,25), Jesus Christus, sein Volk besucht und erlöst hat (vgl. Lk 1,68)«.(115) Weil die Diözese, bevor sie ein territoriales Gebiet ist, ein der Hirtensorge eines Bischofs anvertrauter Teil des Gottesvolkes ist, schreibt das Direktorium Ecclesiae imago dazu, daß die Personen in der Pastoralvisitation die Hauptrolle spielen. Um sich ihnen also besser widmen zu können, ist es angebracht, daß der Bischof die Prüfung der Verwaltungsangelegenheiten anderen überträgt.
Die Feier der Diözesansynode, dessen rechtliches Profil der Codex des kanonischen Rechts vorzeichnet,(116) hat zweifellos Vorrang unter den pastoralen Pflichten des Bischofs. Denn die kirchliche Disziplin nennt die Synode als ersten der Organismen, mit deren Hilfe das Leben einer Teilkirche abläuft und sich entfaltet. Ihre Struktur entspricht wie die der anderen sogenannten Organismen »der Teilnahme« grundlegenden ekklesiologischen Erfordernissen und ist institutioneller Ausdruck theologischer Wirklichkeiten, zum Beispiel der notwendigen Mitarbeit des Presbyteriums beim Dienst des Bischofs, der Teilhabe aller Getauften am prophetischen Amt Christi, der Pflicht der Hirten, die Würde der Laien anzuerkennen und zu fördern, indem sie sich gern deren kluger Beratung bedienen.(117) In ihrer Wirklichkeit reiht die Diözesansynode sich in den Kontext der Mitverantwortung aller um ihren Bischof vereinten Diözesanen ein. Im Hinblick auf das Wohl der Diözese und in ihrer Zusammensetzung, wie sie von der geltenden kanonischen Disziplin gewollt ist, ist sie bevorzugter Ausdruck der Communio in der Teilkirche. In der Synode handelt es sich letztlich darum, zu hören, was der Geist der Teilkirche eingibt, indem man fest im Glauben steht, treu in der Gemeinschaft, offen für die Missionstätigkeit, verfügbar für die geistlichen Bedürfnisse der Welt und voller Hoffnung angesichts ihrer Herausforderungen.
71. Durch sein Hirtenamt ist der Bischof der Vorsitzende und der Diener der Liebe in seiner Teilkirche. Indem er sie durch das Wort und die Eucharistie aufbaut, öffnet er ihr auch die bevorzugten und absolut unverzichtbaren Wege, um das Evangelium der Liebe zu leben und zu bezeugen. Schon in der apostolischen Kirche sorgten die Zwölf für die Einsetzung von »sieben Männern von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit«, denen sie »den Dienst an den Tischen« zuwiesen (vgl. Apg 6,2-3). Selbst der heilige Paulus hatte als festen Bezugspunkt seines Apostolats die Zuwendung zu den Armen und hinterließ uns den Hinweis auf ein grundlegendes Zeichen der Communio unter den Christen. So ist der Bischof auch heute gerufen, die Caritas in seiner Diözese persönlich zu leben und durch entsprechende Strukturen zu organisieren.
Auf diese Weise bezeugt er, daß die Trauer und Angst der Menschen, vor allem der Armen und Bedrängten, auch die Sorgen der Jünger Christi sind.(118) Natürlich sind die Armutsformen verschieden, und zu den alten traten neue Formen hinzu. In diesen Situationen steht der Bischof an vorderster Front, um neue Formen des Apostolats und der Nächstenliebe dort zu finden, wo die Not sich unter neuem Gesicht zeigt. Diesem Einsatz von Solidarität und Nähe zum Wohl des Menschen dienen, dazu ermutigen und Menschen dafür zu schulen, indem Tag für Tag das Gleichnis vom barmherzigen Samariter erneuert wird, ist schon für sich ein Zeichen der Hoffnung für die Welt.
4. KAPITEL
DER BISCHOF ALS DIENER DES EVANGELIUMS
FÜR ALLE MENSCHEN
72. Das Leben und Hirtenamt des Bischofs müssen immer von der Hoffnung durchdrungen sein, die in der Verkündigung der Evangeliums enthalten ist, für die er der Erstverantwortliche in der Teilkirche ist. Trotzdem sind in seinen Dienst nicht nur die Gläubigen seiner Teilkirche eingeschlossen. Auch ist nicht nur seine Kirche als ganze Adressatin seiner Hirtensorge. Die Stellung des Bischofs innerhalb der Kirche und die Sendung, die zu erfüllen er berufen ist, machen ihn zum Erstverantwortlichen seines ständigen Auftrags, das Evangelium all denen zu bringen, die Christus, den Erlöser des Menschen, noch nicht kennen.
Dieses Kapitel erläutert die Sendung des Bischofs in ihrer prophetischen Beziehung zur Wirklichkeit, in der die Gemeinschaft, die er im Namen Christi, des Hirten, leitet, auf ihrem Pilgerweg auf Erden zur himmlischen Stadt fortschreitet. Die Aufmerksamkeit richtet sich also auf den Missionsauftrag, den der Herr seiner Kirche erteilt hat, und auf einige andere Bereiche der Evangelisierung, wie zum Beispiel den Dialog mit den nichtchristlichen Religionen, die Verantwortung des Bischofs gegenüber der Welt in Fragen des politischen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens und des Friedens. Denn auch in diesen Bereichen ist er gerufen, die Hoffnung der transzendenten und eschatologischen Wirklichkeiten zu erwecken.
Die missionarische Verpflichtung des Bischofs
73. Der Auftrag, den der auferstandene Herr seinen Aposteln anvertraut hat, betrifft alle Völker. Ja, »mit den Aposteln erhielt die Kirche eine weltweite Sendung, die keine Grenzen kennt und die das Heil in seiner ganzen Fülle betrifft, entsprechend jener Fülle des Lebens, die die Ankunft Christi gebracht hat (vgl. Joh 10,10)«.(119)
Auch für die Nachfolger der Apostel beschränkt sich der Auftrag, das Evangelium zu verkünden, nicht auf den kirchlichen Bereich. Das Evangelium ist immer für alle Menschen da. Die Kirche selbst ist Sakrament des Heiles für alle Menschen, und ihre Tätigkeit beschränkt sich nicht nur auf jene, die ihre Botschaft annehmen. Sie ist vielmehr »treibende Kraft auf dem Weg der Menschheit auf das eschatologische Reich hin, ist Zeichen und Förderin der evangelischen Werte unter den Menschen«.(120) Deshalb kommt den Nachfolgern der Apostel immer die Verantwortung zu, das Evangelium auf der ganzen Erde auszubreiten.
Wie die Bischöfe in ihren Teilkirchen persönliche Zeichen Christi sind, so sind sie auch berufen, in der Welt Zeichen der Kirche zu sein, die in der Geschichte aller Menschen gegenwärtig ist. Nicht nur für eine Diözese, sondern für das Heil der ganzen Welt geweiht,(121) sind die Bischöfe sowohl als Mitglieder des Bischofskollegiums wie auch als einzelne Hirten der Teilkirchen zusammen mit dem Bischof von Rom unmittelbar verantwortlich für die Evangelisierung derer, die in Christus noch nicht den einzigen Erlöser erkennen und ihre Hoffnung noch nicht auf ihn richten.
In diesem Kontext dürfen die vielen Missionsbischöfe nicht vergessen werden, die heute wie gestern das Leben der Kirche durch Hochherzigkeit und Heiligkeit erhellen. Einige von ihnen waren auch Gründer von Missionsinstituten.
74. Als Hirt einer Teilkirche obliegt es dem Bischof, ihre Missionstätigkeit zu lenken, zu leiten und zu koordinieren. Er erfüllt seine Pflicht, den Eifer zur Evangelisierung in seiner Teilkirche von innen heraus zu wecken, wenn er das missionarische Werk in seiner Diözese anregt, fördert und leitet. Dadurch »läßt er den missionarischen Geist und Eifer des Gottesvolkes gegenwärtig und gleichsam sichtbar werden, so daß die ganze Diözese missionarisch wird«.(122)
In seinem Eifer für die Missionstätigkeit erweist sich der Bischof auch hier als Diener und Zeuge der Hoffnung. Denn die Mission wird vom Glauben motiviert und ist »ein unbestechlicher Gradmesser unseres Glaubens an Christus und an seine Liebe zu uns«.(123) Weil aber die frohe Botschaft für den Menschen aller Zeiten das neue Leben ist, zu dem jeder Mensch berufen und bestimmt ist, wird die Mission auch von der Hoffnung angeregt und ist selbst Frucht der christlichen Hoffnung.
Wenn sie den auferstandenen Christus verkünden, verkünden die Christen den, der ein neues geschichtliches Zeitalter eröffnet. Sie verkünden der Welt die frohe Botschaft von einer ganzheitlichen und allumfassenden Erlösung, die in sich das Unterpfand einer neuen Welt birgt, in der Leid und Ungerechtkeit sich in Freude und Schönheit verwandeln. Deshalb bitten die Christen, wie Jesus sie gelehrt hat: »Dein Reich komme« (Mt 6,10). Die Missionstätigkeit strebt letztlich in ihrer äußersten Zielsetzung dahin, jedem Menschen das von Christus ein für allemal geschenkte Heil anzubieten. Sie zielt aus sich heraus auf die eschatologische Fülle ab. Ihr ist es zu verdanken, daß sich das Volk Gottes ausbreitet, der Leib Christi ausweitet und der Tempel des Heiligen Geistes ausspannt bis zum Ende der Zeiten.(124)
Der interreligiöse Dialog
75. Als Lehrer des Glaubens müssen die Bischöfe auch dem interreligiösen Dialog große Aufmerksamkeit schenken. Denn es ist allen klar, daß er unter den derzeitigen geschichtlichen Bedingungen eine neue, unmittelbare Dringlichkeit erlangt hat. Für viele christliche Gemeinschaften, zum Beispiel in Afrika und Asien, gehört der interreligiöse Dialog gleichsam zum täglichen Leben der Familien, der Ortsgemeinden, der Arbeitswelt und der öffentlichen Dienste. In anderen Ländern hingegen, wie zum Beispiel in Westeuropa und in den Ländern der älteren Christenheit handelt es sich um ein neues Phänomen. Auch hier kommt es immer häufiger vor, daß Glaubende verschiedener Religionen und Kulte mit Leichtigkeit Berührungspunkte haben und oft zusammenleben Dafür sind die Völkerbewegungen, der Reisetätigkeit, die Medien und persönliche Entscheidungen verantwortlich.
Man muß also eine Pastoral entwickeln, die die Aufnahme und das Zeugnis fördert mit dem Hinweis auf die Prinzipien, die das Konzil im Dekret Nostra aetate über die Achtung der nichtchristlichen Bekenntnisse dargelegt hat; dazu gehört auch das, was sie an Möglichkeiten Positives mitbringen, um mit ihren Gläubigen einige Grundwerte des Daseins zu schützen; es gilt auch im Hinblick auf das Bemühen, mit diesen Männern und Frauen zusammenzutreffen, um gemeinsam die Wahrheit zu suchen.
76. Der interreligiöse Dialog ist - wie Johannes Paul II. betonte - Teil des Evangelisierungsauftrages der Kirche und gehört zu den Ausblicken des Jubiläumsjahres 2000.(125) Unter die Hauptgründe reiht das Dekret Nostra aetate diejenigen ein, die vom Bekenntnis der christlichen Hoffnung vorgegeben sind. Denn alle Menschen haben einen gemeinsamen Ursprung in Gott, weil sie von ihm geliebte und gewollte Geschöpfe sind, und sie haben eine gemeinsame Bestimmung in seiner ewigen Liebe. Das endgültige Ziel jedes Menschen liegt in Gott.
In diesem Dialog müssen die Christen immer von der eigenen Hoffnung in Christus, den einzigen Erlöser des Menschen, Zeugnis ablegen; aber sie haben auch allerhand zu lernen. Das kann und darf aber keineswegs die Pflicht und die Entschlossenheit der Christen mindern, ohne Vorbehalte die Einmaligkeit und Absolutheit Christi, des Erlösers, zu verkünden. Denn auf niemanden sonst setzt der Christ seine Hoffnung, und Christus ist die Erfüllung all seiner Erwartungen. Er ist »die Erwartung all derer, jedes Volkes, die die Offenbarung der göttlichen Güte erwarten«.(126) In gleicher Weise muß auch der Dialog von den katholischen Gläubigen in der Überzeugung geführt und realisiert werden, daß die einzige wahre Religion »in der katholischen, apostolischen Kirche verwirklicht ist, die von Jesus dem Herrn den Auftrag erhalten hat, sie unter allen Menschen zu verbreiten«.(127)
77. Alle Gläubigen und alle christlichen Gemeinschaften sind berufen, den interreligiösen Dialog zu führen, wenn auch nicht immer in derselben Intensität und auf derselben Ebene. Aber wo die Situationen es erfordern oder erlauben, ist es Pflicht eines jeden Bischofs, in seiner Teilkirche durch seine Weisungen und durch die Seelsorge allen Gläubigen zu helfen, die Werte, Traditionen und Überzeugungen der Andersgläubigen zu achten und hochzuschätzen sowie eine solide und angemesse religiöse Bildung der Christen zu fördern, damit sie ein glaubwürdiges Zeugnis des großen Geschenkes des christlichen Glaubens zu geben wissen.
Der Bischof muß auch auf die theologische Dimension des interreligiösen Dialogs achten, wenn er in seiner Teilkirche praktiziert wird, damit nie die Universalität und Einmaligkeit der Erlösung verschwiegen oder nicht bekräftigt wird, die Christus, der einzige Erlöser des Menschen und Mittler des Geheimnisses Gottes, gewirkt hat.(128) Nur in Übereinstimmung mit dem eigenen Glauben ist es möglich, auch die geistlichen Erfahrungen und Gebetsformen als Begegnungen mit Gott zu teilen, zu vergleichen und zu bereichern.
Der interrreligiöse Dialog betrifft aber nicht nur den theologischen Bereich, sondern erweitert sich zu einer Vielseitigkeit von täglichen Beziehungen zwischen den Glaubenden, die zur gegenseitigen Achtung und zum gemeinsamen Kennenlernen aufgerufen sind. Es handelt sich um den sogenannten »Dialog des Lebens« dort, wo die Glaubenden der verschiedenen Religionen einander gegenseitig die jeweiligen menschlichen und geistlichen Werte bezeugen, um das friedliche Zusammenleben und die Zusammenarbeit für eine gerechtere und geschwisterliche Gesellschaft begünstigen. Indem er diesen Dialog fördert und aufmerksam verfolgt, wird der Bischof die Gläubigen immer darauf hinweisen, daß dieser Einsatz aus den göttlichen Tugenden des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung entspringt und mit ihnen wächst.
Verantwortung gegenüber der Welt
78. Die Christen erfüllen den von Christus empfangenen prophetischen Auftrag, indem sie in der Welt als Hoffnungsträger präsent sind. Deshalb erinnert das Konzil daran, daß die Kirche, die »zugleich 'sichtbare Versammlung und geistliche Gemeinschaft' ist, den Weg mit der ganzen Menschheit gemeinsam geht, das gleiche irdische Geschick mit der Welt erfährt und gewissermaßen der Sauerteig und die Seele der in Christus zu erneuernden und in die Familie Gottes umzugestaltenden menschlichen Gesellschaft ist«.(129)
Die Übernahme der Verantwortung für die ganze Welt und ihre Schwierigkeiten, ihre Fragen und Erwartungen gehört ebenfalls zum Evangelisierungseinsatz, zu dem die Kirche vom Herrn gerufen ist. Sie betrifft in erster Linie jeden Bischof, indem sie ihn aufmerksam die »Zeichen der Zeit« lesen läßt, um in die Menschen neue Hoffnung einzupflanzen. Dabei handelt er als Diener des Geistes, der auch heute an der Schwelle des dritten Jahrtausends nicht aufhört, Großes zu vollbringen, damit das Antlitz der Erde erneuert wird. Nach dem Beispiel des guten Hirten zeigt er dem Menschen den Weg, den er gehen muß, und als barmherziger Samariter beugt er sich über jeden, um seine Wunden zu heilen.
79. Der Mensch ist grundsätzlich auch ein »Wesen der Hoffnung«. Aber in nicht wenigen Teilen der Welt können die Geschehnisse zu Skeptik und Mutlosigkeit verleiten: so zahlreich und so verschieden sind die Herausforderungen an die Hoffnung. Aber die Kirche findet im Geheimnis des Kreuzes und der Auferstehung ihres Herrn den Grund der »seligen Hoffnung«. Daraus schöpft sie die Kraft, den Dienst an der Menschheit und an jedem Menschen zu leisten und weiterzuführen.
Das Evangelium, dessen Dienerin die Kirche ist, ist eine Botschaft der Freiheit und eine Kraft der Befreiung, die in der Enthüllung und Verurteilung der falschen und fragwürdigen Hoffnungen die tiefsten Bestrebungen des Menschen erfüllt. Der Wesenskern dieser guten Nachricht liegt darin, daß Christus durch sein Kreuz und seine Auferstehung und durch das Geschenk des Heiligen Geistes für die Menschheit neue Wege zur Freiheit und zur Befreiung eröffnet hat.
Von den Bereichen, in denen der Bischof berufen ist, seine Gemeinschaft zu leiten, indem er Aufgaben darstellt und sich so verhält, daß darin die erneuernde Kraft des Evangeliums und wirkungsvolle Zeichen der Hoffnung zum Ausdruck kommen, werden einige besonders wichtige hervorgehoben, die die Soziallehre der Kirche betreffen. Sie kommt nämlich nicht zur christlichen Botschaft hinzu, sondern ist einer ihrer wesentlichen Teile, weil sie die unmittelbaren Konsequenzen des Evangeliums für das Leben der Gesellschaft darlegt. Über sie hat sich auch das Lehramt mehrmals ausgesprochen und sie im Licht des Ostergeheimnisses entfaltet, aus dem die Kirche immer die Wahrheit über Geschichte und Menschheit schöpft; es hat auch daran erinnert, daß es den Teilkirchen in Gemeinschaft mit dem Stuhl Petri und untereinander zukommt, diese Lehre in konkrete Wirklichkeit umzusetzen.
80. Ein erster Bereich betrifft die Beziehung zur bürgerlichen und politischen Gesellschaft. In diesem Fall ist es augenscheinlich, daß die Sendung der Kirche eine religiöse und die bevorzugte Zielsetzung ihres Handelns die Verkündigung Jesu Christi an alle Menschen ist; die Verkündigung des einzigen Namens, der uns Menschen »unter dem Himmel gegeben (ist), durch den wir gerettet werden sollen« (Apg 4,12). Daraus ergibt sich u.a. der vom Konzil hervorgehobene Unterschied zwischen politischer Gemeinschaft und Kirche. Autonom und unabhängig voneinander auf dem je eigenen Gebiet, dienen sie der persönlichen und gesellschaftlichen Berufung derselben menschlichen Personen.(130)
Die gemäß dem Auftrag des Herrn für alle Menschen guten Willens offene Kirche ist also niemals Konkurrentin des politischen Lebens und darf es nie sein, aber sie steht den sozialen Problemen des Lebens auch nicht gleichgültig gegenüber. Deshalb kann die Kirche im eigenen Zuständigkeitsbereich der ganzheitlichen Förderung des Menschen auch Lösungen für die Probleme zeitlicher Ordnung suchen, vor allem dort, wo die Würde des Menschen verletzt wird und seine Grundrechte mit Füßen getreten werden.
81. In diesen Rahmen gehört auch die Tätigkeit des Bischofs, der die Autonomie des Staates anerkennt und deshalb jede Verwicklung zwischen Glaube und Politik vermeidet, sondern der Freiheit aller dient. Weit entfernt von Formen, die dazu verleiten, den Glauben mit einer bestimmten politischen Richtung zu identifizieren, sucht er vor allem das Reich Gottes; in glaubwürdiger und echter Liebesgesinnung mit dem Ziel, seinen Brüdern und Schwestern zu helfen sowie unter dem Antrieb der Liebe die Werke der Gerechtigkeit zu vollbringen, tritt er als Hüter der transzendenten Natur der menschlichen Person und als Zeichen der Hoffnung ein.(131) Der eigene Beitrag, den ein Bischof auf diesem Gebiet leistet, ist derselbe, den die Kirche leistet, das heißt »die Sicht von der Würde der Person, die sich im Geheimnis des menschgewordenen Wortes in ihrer ganzen Fülle offenbart«.(132)
Die Eigenständigkeit der politischen Gemeinschaft schließt nicht ihre Unabhängigkeit von den moralischen Prinzipien ein; im Gegenteil, eine Politik ohne moralische Bezugspunkte führt unweigerlich zum Niedergang des gesellschaftlichen Lebens, zur Verletzung der Würde und der Rechte der menschlichen Person. Deshalb liegt es der Kirche am Herzen, daß in der Politik das Bild des Dienstes, der am Menschen und an der Gesellschaft zu leisten ist, bewahrt oder wiederhergestellt wird. Weil es gerade Aufgabe der Laien ist, sich in der Politik zu engagieren, ist es Sorge des Bischofs, seinen Gläubigen zu helfen, damit sie ihre Fragen diskutieren und ihre Entscheidungen im Licht des Wortes der Wahrheit treffen; ihre Bildung so zu fördern und zu festigen, daß sie in der Entscheidungsfindung motiviert werden von einer echten Sorge um das Gemeinwohl der Gesellschaft, in der sie leben, das heißt von der Sorge um das Wohl aller Menschen und des ganzen Menschen; dafür einzutreten, daß die öffentliche und die private Moral in Einklang sind.
82. Eine besondere Rolle in der Evangelisierung und ein bevorzugte Möglichkeit für die Verkündigung der Hoffnung ist die Sorge um die Armen. Damit öffnet sich der wirtschaftliche und soziale Lebensbereich, dessen Ursprung, Mittelpunkt und Ziel der Mensch ist, wie das Konzil betont hat.(133) Daher rührt die Sorge der Kirche, daß der Fortschritt nicht nur im wirtschaftlichen, sondern auch im ganzheitlichen Sinn zugunsten des Menschen zu verstehen ist.
Die christliche Hoffnung ist gewiß auf das himmlische Reich und das ewige Leben ausgerichtet. Diese eschatologische Bestimmung verringert aber nicht die Verpflichtung für den Fortschritt der irdischen Stadt. Im Gegenteil, sie gibt ihr Sinn und Kraft. Ja, »der Schwung, den die Hoffnung verleiht, bewahrt vor Selbstsucht und führt zum Glück der christlichen Liebe«.(134) Die Unterscheidung zwischen irdischem Fortschritt und Wachstum des Reiches Gottes bedeutet keine Trennung, weil die Berufung des Menschen zum ewigen Leben diesen nicht davon entbindet, sondern noch mehr in die Pflicht nimmt, um die vom Schöpfer für die Entfaltung seines Lebens auf Erden empfangenen Kräfte einzusetzen.
83. Es ist zwar nicht Aufgabe der Kirche, Lösungen für die wirtschaftlichen und sozialen Fragen anzubieten, doch ihre Soziallehre enthält eine Reihe von Grundsätzen, die für den Aufbau eines gerechten sozialen und wirtschaftlichen Systems unerläßlich sind. Auch darüber hat die Kirche ein »Evangelium« zu verkünden, für das jeder Bischof in seiner Teilkirche Wortführer sein soll, indem er die Seligpreisungen in die Mitte rückt.(135)
Weil schließlich das Gebot der Nächstenliebe sehr konkret ist, muß der Bischof in seiner Diözese entsprechende Initiativen entwickeln und zur Überwindung eventueller Haltungen von Trägheit, Passivität und Selbstsucht oder Ausgrenzung aufrufen. Ebenso wichtig ist es, daß der Bischof durch seine Verkündigung das christliche Gewissen jedes Bürgers weckt, indem er ihn ermahnt, in aktiver Solidarität und mit den verfügbaren Mitteln für den Schutz seines Bruders gegen jeden Mißbrauch einzutreten, der die Menschenwürde bedroht. Dabei muß er die Gläubigen immer daran erinnern, daß in jedem Armen und jedem Bedürftigen Christus gegenwärtig ist (vgl. Mt 25,31-46). Selbst das Bild des Herrn als eschatologischer Richter ist die Verheißung einer endgültig vollkommenen Gerechtigkeit für die Lebenden und für die Toten, für die Menschen aller Zeiten und aller Orte.(136)
84. Die Themen von Gerechtigkeit und Nächstenliebe rufen spontan die des Friedens in Erinnerung: »Wo Frieden herrscht, wird fär die Menschen, die Frieden stiften, die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut« (Jak 3,18). Der Frieden, den die Kirche verkündet, ist der Frieden Christi, des »Friedensfürsten«, der die seliggepriesen hat, »die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden« (Mt 5,9). Es sind nicht nur diejenigen, die auf Gewaltanwendung als gewohnheitsmäßige Methode verzichten, sondern auch diejenigen, die den Mut haben, dafür einzutreten, daß das ausgelöscht wird, was den Frieden verhindert. Diese Friedensstifter wissen sehr gut, daß er im Herzen des Menschen beginnt. Deshalb widersetzen sie sich dem Egoismus, der verhindert, die anderen als Brüder und Schwestern einer einzigen Menschheitsfamilie zu sehen. Sie werden darin von der Hoffnung auf Jesus Christus, den unschuldigen Erlöser, bestärkt, dessen Leiden ein unauslöschliches Zeichen der Hoffnung für die Menschheit ist. Christus ist der Frieden (vgl. Eph 2,14), und der Mensch findet erst dann Frieden, wenn er Christus begegnet.
Der Frieden ist eine allumfassende Verantwortung, die tausend kleine Akte des Alltagslebens betrifft. Durch ihr Verhalten im täglichen Zusammenleben mit den anderen entscheiden sich die Menschen für oder gegen den Frieden. Der Frieden wartet auf seine Propheten und seine Bauleute.(137) Diese Baumeister des Friedens müssen vor allem in den kirchlichen Gemeinschaften wirken, deren Hirt der Bischof ist.
Es ist deshalb notwendig, daß er keine Gelegenheit vorübergehen läßt, um in den Gewissen den Wunsch nach Eintracht zu wecken und das Einvernehmen zwischen den Personen im Engagement für die Sache der Gerechtigkeit und des Friedens zu begünstigen. Es handelt sich um eine schwere Aufgabe, die Hingabe, neue Anstrengungen und beharrliche Erziehung erfordert, vor allem in bezug auf die jungen Generationen, damit sie sich mit neuer Freude und christlicher Hoffnung bemühen, eine friedlichere und geschwisterlichere Welt aufzubauen. Die Friedensarbeit ist auch in den bevorzugten Evangelisierungsauftrag eingeschlossen. Deshalb gehört auch die Förderung einer wahren Kultur des Dialogs und des Friedens zu den Grundpflichten der Pastoral eines Bischofs.
85. Als Stimme der Kirche, die evangelisiert und alle Menschen zusammenruft, versäumt es der Bischof nicht, sein kluges und ausgewogenes Wort hören zu lassen, damit die Verantwortlichen des politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens die gerechtesten realisierbaren Lösungen suchen, um die Probleme des bürgerlichen Zusammenlebens zu bewältigen.
Die Umstände, unter denen die Hirten gerufen sind, ihre Sendung in diesen Bereichen zu erfüllen, sind oft sehr schwierig, sowohl für die Evangelisierung als auch für die Förderung des Menschen. Hier zeigt sich vor allem, inwieweit auch die Bereitschaft zum Leiden in den bischöflichen Dienst eingeschlossen ist. Aber ohne sie ist es nicht möglich, daß sich die Bischöfe ihrem Sendungsauftrag widmen. Ihr Vertrauen auf den Geist des auferstandenen Herrn muß deshalb groß sein, und ihr Herz muß immer von »der Hoffnung erfüllt sein, die nicht zugrunde gehen läßt« (vgl. Röm 5,5).
5. KAPITEL
DER GEISTLICHE WEG DES BISCHOFS
86. Die vorhergehenden Kapitel haben den allgemeinen Rahmen beschrieben, in dem der Bischof heute seine Sendung in der Kirche als wahrer Lehrer des Glaubens verwirklichen muß, der ohne Nachgiebigkeit und ohne Kompromisse die Wahrheit verkündet, lehrt und schützt; seine Sendung des Heiligmachers und treuen Verwalters der göttlichen Gaben; als liebevoller Vater für alle, die in Schwierigkeiten sind und vor allem Gottes bedürfen sowie für alle, die die Barmherzigkeit des himmlischen Vaters seiner Hirtensorge anvertraut hat. Inmitten seines Volkes ist der Bischof das lebendige Bild Jesu, des guten Hirten, der seine Herde begleitet.
Es wurde auch daran erinnert, daß der Bischof seine Hirtensendung dann lebt, wenn er mit dem Bischofskollegium verbunden und mit dem Bischof von Rom und den anderen bischöflichen Mitbrüdern vereint ist, während er sich aller kirchlichen Möglichkeiten bedient, die ihm in dem Dienst helfen, der ihm vom Herrn und von der Kirche zugewiesen wurde. Hervorgehoben wurde ferner, daß die Sendung des Bischofs so weitreichend wie die Sendung der Kirche in der Welt ist.
Anspruch der Heiligkeit im Leben des Bischofs
87. Es handelt sich also um eine hohes und anspruchsvolles Amt mit einem Ideal, vor dem jeder Berufene, wenn er seine Schwäche und unzureichnenden Kräfte lebhaft spürt, von verständlicher Furcht ergriffen wird. Deshalb muß der Bischof von derselben Hoffnung erfüllt sein, durch die er als Diener in der Kirche und in der Welt eingesetzt wurde. Er wiederholt mit dem Apostel Paulus die Worte: »Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt« (Phil 4,13), und ist sich mit ihm dessen bewußt, daß »die Hoffnung nicht zugrunde gehen läßt; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist« (Röm 5,5).
Um einer so verantwortungsvollen Aufgabe auch gewachsen zu sein, muß der Bischof in der Hirtensorge das Band der bischöflichen Vollkommenheit als eine Art Frucht der Gnade und des vom Sakrament empfangenen Charakters erkennen lassen. Deshalb muß er sich in ganz besonderer Weise immer mehr Christus, dem guten Hirten, gleichförmig machen - sowohl in seinem persönlichen Leben als auch in der Ausübung des apostolischen Dienstes, so daß der Geist Christi (vgl. 1 Kor 2,16) ihn in allem und zu allem durchdringt, im Denken, Fühlen, Entscheiden und Handeln.(138)
Zwanzig Jahre nach dem Abschluß des Konzils stellte die Außerordentliche Versammlung der Bischofssynode 1985 fest, daß »die Heiligen in den schwierigsten Zeiten des Lebens der Kirche immer Quelle und Urheber der Erneuerung waren«.(139) Die Kirche braucht zweifellos immer Hirten, die nicht nur durch ihre menschlichen Eigenschaften, sondern auch durch ihre Heiligkeit hervorragen. Solche Hirten können auch heute unter den jungen Menschen einen priesterlichen Lebensentwurf wecken.
Dieses Kapitel will einige Linien für den geistlichen Weg des Bischofs als Weg der Evangelisierung und Heiligung des Volkes Gottes ziehen, indem die enge Verbindung verdeutlicht wird, die zwischen der persönlichen Heiligkeit des Bischofs und der Ausübung seines Amtes besteht. Auch der Dienst ist, wenn er in Treue und Beharrlichkeit und in der Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist erfüllt wird, eine Quelle der Heiligkeit für den Bischof und der Heiligung für die seiner Hirtensorge anvertrauten Gläubigen, indem verschiedene Wege der Heiligkeit entsprechend den unterschiedlichen Charismen erschlossen werden.
Dimensionen der Spiritualität des Bischofs
88. Dieser geistliche Weg des Bischofs wurzelt gewiß in der Gnade der Sakramente von Taufe und der Firmung, in denen er wie jeder Gläubige befähigt wurde, an Gott zu glauben, auf ihn zu hoffen und ihn mit Hilfe der göttlichen Tugenden zu lieben und unter dem Antrieb des Heiligen Geistes kraft seiner heiligen Gaben zu handeln. Unter diesem Gesichtspunkt lebt er in einer Spiritualität, die sich von der aller anderen Jünger des Herrn, die zum Leib Christi gehören und Tempel des Heiligen Geistes geworden sind, nicht unterscheidet. Auch der Bischof lebt also eine Spiritualität als Getaufter und Gefirmter, genährt von der heiligen Eucharistie und der Vergebung des Vaters bedürftig auf Grund der menschlichen Schwachheit. Auch muß er zusammen mit den Priestern seines Presbyteriums bestimmte geistliche Wege gehen, da er auf Grund der neuen Würde, die ihm mit dem Weihesakrament verliehen wurde, zur Heiligkeit berufen ist.(140)
Dennoch muß er eine eigene »spezifische« Spiritualität auf Grund des besonderen Geschenks der Fülle des Geistes der Heiligkeit leben, die er in seiner Eigenschaft als Vater und Hirt in der Kirche empfangen hat.
89. Es handelt sich um eine »eigene« Spiritualität, die dazu anleitet, in Glaube, Hoffnung und Liebe in der Gemeinschaft das Amt als Verkündiger, Liturge und Anführer zu leben; eine Spiritualität, die den Bischof in Beziehung zum Vater sieht, dessen Abbild er ist; zum Sohn, dem er durch die Hirtensendung gleichfÂrmig gemacht wird; zum Heiligen Geist, der die Kirche durch verschiedene hierarchische und charismatische Gaben lenkt.
Es handelt sich auch um eine kirchliche Spiritualität, weil jeder Bischof Christus, dem Hirten, gleichförmig gemacht ist, um die Kirche mit der Liebe Christi, des Bräutigams, zu lieben; um in der Kirche Lehrer, Heiligmacher und Anführer zu sein und ihr zu dienen. So wird er in der Kirche auf allen Ebenen Vorbild und Förderer einer Spiritualität der Communio.
Es ist nicht möglich, Christus zu lieben und in der Vertrautheit mit ihm zu leben, ohne die Kirche zu lieben, die von Christus geliebt wird:Denn man hat den Geist Gottes in dem Maß, in dem man die Kirche liebt, »eins in allen und ganz in allen; einfach in der Pluralität durch die Einheit des Glaubens, vielfach in jedem auf Grund des Bandes der Liebe und der Vielfalt der Charismen«.(141) Nur aus der Liebe zur Kirche, die Christus so sehr geliebt hat, daß der sein Leben für sie hingab (vgl. Eph 5,25), und die universales Heilssakrament ist, gehen missionarische Spiritualität, missionarischer Eifer und das Zeugnis des vollendeten Maßes hervor, mit dem der Herr die Menschen geliebt hat, das heißt bis zum Tod am Kreuz.
Diener des Evangeliums der Hoffnung
90. Mit diesen Titel stellt sich der Bischof der Kirche vor, während er die Worte des Apostels wiederholt: »Jetzt aber hat er euch durch den Tod seines sterblichen Leibes versöhnt, um euch heilig, untadelig und schuldlos vor sich treten zu lassen. Doch müßt ihr unerschütterlich und unbeugsam am Glauben festhalten und dürft euch nicht von der Hoffnung abbringen lassen, die euch das Evangelium schenkt ... und ich, Paulus, diene ihm« (Kol 1,22-23; vgl. 1,5).
Schon das Pastoraldirektorium Ecclesiae imago hatte ein ganzes und ausführliches Kapitel den für einen Bischof notwendigen Tugenden gewidmet.(142) Außer den Hinweisen auf die übernatürlichen Tugenden des Gehorsams, der vollkommenen Enthaltsamkeit aus Liebe zum Reich Gottes, der Armut, der pastoralen Klugheit und der Beharrlichkeit findet sich in diesem Kontext auch ein Hinweis auf die göttliche Tugend der Hoffnung, auf die sich der Bischof mit fester Gewißheit stützt, dadurch von Gott alles Gute erwartet und sein ganzes Vertrauen auf die göttliche Vorsehung setzt, »eingedenk der heiligen Apostel und der altehrwürdigen Bischöfe, die auch große Schwierigkeiten und Hindernisse aller Art erfuhren und doch das Evangelium Gottes mit aller Unerschrockenheit predigten«.(143)
Im Ausblick auf die X. Ordentliche allgemeine Versammlung der Bischofssynode ist es dennoch angebracht, auf die dem Bischofsamt innewohnende Hoffnung noch näher einzugehen, da sie Antrieb zur Kreativität und Trägerin jenes gesunden Optimismus ist, den der Bischof persönlich leben und den anderen voll Freude vermitteln soll.
91. Die christliche Hoffnung beginnt mit Christus und nährt sich von Christus; sie ist Teilhabe an seinem Ostergeheimnis und Unterpfand für ein Geschick, das dem Los Christi gleicht, denn der Vater »hat uns mit Christus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben« (Eph 2,6).
Der Bischof ist Zeichen und Diener dieser Hoffnung geworden. Jeder Bischof kann sich die Worte Johannes Pauls II. zueigen machen: »Ohne Hoffnung wären wir nicht nur unglückliche und beklagenswerte Menschen, unser ganzes seelsorgliches Wirken würde unfruchtbar; wir würden überhaupt nichts mehr zu unternehmen wagen. In der Unbeugsamkeit unserer Hoffnung liegt das Geheimnis unserer Sendung. Sie ist stärker als die wiederholten Enttäuschungen und ermüdenden Zweifel, denn sie schöpft ihre Kraft aus einer Quelle, die weder unsere Unachtsamkeit noch unsere Nachlässigkeit zum Versiegen bringen können. Die Quelle unserer Hoffnung ist Gott selber, der durch Christus für uns die Welt ein für allemal überwunden hat und heute durch uns seine Heilssendung unter den Menschen fortsetzt«.(144)
Die Hoffnung auf dem geistlichen Weg des Bischofs
92. Der Bischof ist Diener der Wahrheit, die rettet, nicht nur um die Menschen zu lehren und zu informieren, sondern auch um sie zur Hoffnung und damit zum Fortschreiten auf dem Weg der Hoffnung anzuleiten. Wenn also ein Bischof wirklich als Zeichen, Zeuge und Diener der Hoffnung vor sein Volk treten will, muß er sich in ganzer Anhänglichkeit und voller Verfügbarkeit vom Wort der Wahrheit nähren nach dem Vorbild der heiligen Gottesmutter Maria, »die geglaubt hat, daß sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ« (Lk 1,45).
Weil dieses göttliche Wort auch in der Heiligen Schrift enthalten ist und darin zum Ausdruck kommt, muß ein Bischof ständig durch häufiges Lesen und eifriges Studium auf sie zurückgreifen. Er tut es nicht nur deshalb, weil er, würde er es nicht im Innern hören, sonst nach außen ein nutzloser Prediger des Wortes Gottes wäre,(145) sondern auch, weil er seinen Dienst für die Hoffnung aushöhlen und unmöglich machen würde.
Der Bischof schöpft aus der Schrift Nahrung für seine Spirtualität der Hoffnung, um seinen Dienst als Verkündiger des Evangeliums wahrhaft zu erfüllen. Nur so kann er sich wie der Apostel Paulus an seine Gläubigen mit den Worten wenden: »Alles, was einst geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch Geduld und durch den Trost der Schrift Hoffnung haben« (Röm 15,4).
93. Ein bevorzugter Augenblick des Hörens des Wortes Gottes ist das Gebet. Im Bewußtsein, daß er nur durch sein eigenes persönliches Beten Lehrer des Gebets für seine Gläubigen sein kann, wendet der Bischof sich an Gott, um mit dem Psalmisten die Worte zu wiederholen: »Ich warte auf dein Wort« (Ps 119,114). Denn das Gebet ist bevorzugte Ausdrucksform der Hoffnung, wie der hl. Thomas schreibt, es ist »die Übersetzerin der Hoffnung«.(146)
Wenn aber niemand nur für sich allein betet, dann gilt das noch mehr für den Bischof, der auch in sein Gebet die ganze Kirche einschließen muß, wobei er in besonderer Weise für das ihm anvertraute Volk betet. Indem er Jesus in der Wahl seiner Apostel nachahmt (vgl. Lk 6,12-13), unterbreitet er im Geist durch Christus dem Vater alle seine pastoralen Initiativen, seine Hoffnungen für die Diözesanpriester, seine Ängste um die Berufungen zum Priestertum und zum geweihten Leben, zum missionarischen Einsatz und zu den anderen Diensten, seine Sorgen um die Ordensleute, die im Apostolat in den Teilkirchen tätig sind, und seine Erwartungen an die Laien: damit alle und jeder einzelne, indem sie der eigenen Berufung entsprechen und die jeweiligen Dienste und Charismen ausüben, unter seiner Leitung in der Auferbauung des Leibes Christi zusammenfließen. Und der Gott der Hoffnung erfülle ihn mit aller Freude und mit allem Frieden im Glauben, damit er reich werde an Hoffnung in der Kraft des Heiligen Geistes (vgl. Röm 15,13).
94. Ein Bischof muß auch Gelegenheiten suchen, in denen er das gemeinsame Hören des Wortes Gottes und das Gebet zusammen mit dem Presbyterium pflegt, gegebenenfalls auch mit den ständigen Diakonen, mit den Seminaristen und mit den Ordensleuten der Teilkirche und, wo und wann es möglich ist, auch mit den Laien, insbesondere mit denen, die ihr Apostolat gemeinschaftlich leben.
Auf diese Weise fördert er den Geist der Communio, er stützt ihr geistliches Leben und erweist sich als »Führer zur Vollkommenheit« in seiner Teilkirche. Er bemüht sich, »die Heiligkeit der Kleriker, Ordensleute und Laien nach der Berufung eines jeden zu fördern«.(147) Zugleich stärkt er in sich auch die Bande der kirchlichen Beziehungen, in die er als sichtbarer Mittelpunkt der Einheit eingegliedert wurde.
Auch versäumt er die Gelegenheiten nicht, um mit den bischöflichen Mitbrüdern, vor allem den benachbarten der gleichen Kirchenprovinz oder Region ähnliche Augenblicke der geistlichen Begegnung zu verbringen. Bei diesen Begegnungen kann man die Freude erleben, die aus dem Beisammensein unter Brüdern erwächst (vgl. Ps 133,1). Außerdem kommt die kollegiale Liebe zum Ausdruck und wird gestärkt.
95. Auch aus der Feier der heiligen Liturgie bezieht der Bischof zusammen mit dem ganzen Volk Gottes Nahrung für die Hoffnung. Denn wenn sie ihre irdische Liturgie feiert, nimmt die Kirche durch die Hoffnung vorauskostend an der Liturgie der heiligen Stadt Jerusalem teil, zu der sie pilgernd unterwegs ist, wo Christus sitzt zur Rechten Gottes, »der Diener des Heiligtums und des wahren Zeltes, das der Herr selbst aufgeschlagen hat, nicht etwa ein Mensch« (Hebr 8,2).(148)
Alle Sakramente der Kirche, von allen besonders die Eucharistie, sind Gedächtnis der acta et passa des Herrn, erneute Darstellung der von Christus ein für allemal gewirkten Erlösung und Vorwegnahme der vollen Inbesitznahme, die das Geschenk der Endzeit sein wird.(149) Bis dahin feiert die Kirche die Sakramente als wirksame Zeichen ihrer Erwartung, der Bitte und der Hoffnung.
96. Unter den liturgischen Handlungen gibt es einige, in denen die Anwesenheit des Bischofs eine besondere Bedeutung hat. Vor allem die Chrisammesse, während der das Katechumenen- und das Krankenöl gesegnet sowie der heilige Chrisam geweiht werden: Sie ist der Höhepunkt, in dem die Ortskirche sich darstellt, weil der Herr sie feiert, der ewige Hohepriester seines eigenen Opfers. Für einen Bischof ist sie ein Augenblick großer Hoffnung, denn er findet die Diözesanpriester um sich versammelt, um gemeinsam vor dem freudigen Horizont von Ostern auf den Hohenpriester zu blicken und so die Gnade des Weihesakramentes durch die Erneuerung der Versprechen wiederzubeleben, die vom Weihetag an den Dienst der Priester in der Kirche besonders kennzeichnen. Bei dieser einmaligen Gelegenheit im liturgischen Jahr sind die gefestigten Bande der kirchlichen Communio für das Volk Gottes, das doch von vielerlei Ängsten bedrängt wird, ein lauter Hoffnungsruf.
Hinzukommt die feierliche Liturgie der Weihe der Neupriester und -diakone. Während er die neuen Mitarbeiter des Bischofsstandes und die neuen Mitarbeiter in seinem Amt von Gott empfängt, sieht der Bischof vom Heiligen Geist, dem Donum Dei und dator munerum, seine Bitte um eine Fülle von Berufungen und seine Hoffnungen für eine Kirche erfüllt, die unter dem Aspekt des Weiheamtes noch heller erstrahlt.
Gleiches gilt für die Spendung des Sakraments der Firmung, deren ursprünglicher Spender der Bischof ist; im lateinischen Ritus ist er ordentliche Spender. »Wenn die Bischöfe selbst die Firmung spenden, wird treffend zum Ausdruck gebracht, daß diese ihre Empfänger enger mit der Kirche, mit ihren apostolischen Ursprüngen und ihrer Sendung zum Zeugnis für Christus verbindet«.(150)
97. Die Wirksamkeit der pastoralen Leitung eines Bischofs und seines Zeugnisses für Christus, die Hoffnung der Welt, hängt zum großen Teil von der Authentizität der Nachfolge des Herrn und von seiner gelebten amicitia Iesu Christi ab. Nur die Heiligkeit ist prophetische Verkündigung der Erneuerung, und ein Bischof darf sich nicht der prophetischen Rolle der Heiligkeit entziehen, durch die er im eigenen Leben die Annäherung an jenes Ziel vorwegnimmt, zu dem er seine Gläubigen führt.
Dennoch spürt auch er wie jeder Christ auf seinem geistlichen Weg die Notwendigkeit zur Umkehr, weil er sich der eigenen Schwächen, der eigenen Mutlosigkeit und der eigenen Sünde bewußt ist. Aber - so lehrte der hl. Augustinus - wem die Sünde nicht verwehrt wurde, der kann sich auch die Hoffnung nicht verwehren,(151) und deshalb nimmt der Bischof das Sakrament der Buße und der Versöhnung zu Hilfe, in dem er in aller Offenheit ruft: »Herr, mein Gott, ich flüchte mich zu dir; rette mich!« (vgl. Ps 7,2; 38,16). Wer die Hoffnung hat, Kind Gottes zu sein und ihn zu sehen, wie er ist, heiligt sich, so wie der himmlische Vater heilig ist (vgl. 1 Joh 3,3).
98. Zweifellos ist es ein Zeichen der Hoffnung für das Volk Gottes, den eigenen Bischof dieses Sakrament der Heilung empfangen zu sehen, zum Beispiel wenn dieses bei besonderen Anlässen in Gemeinschaft unter seiner Leitung gefeiert wird; oder auch zu sehen, daß man ihm, wenn er schwerkrank ist, das Sakrament der Krankensalbung und die Wegzehrung im Beisein des Klerus und des Volkes feierlich spendet.(152)
Mit diesem letzten Zeugnis seines irdischen Lebens hat er Gelegenheit, seine Gläubigen zu lehren, daß man nie die eigene Hoffnung verlieren darf und daß alles Leid des gegenwärtigen Augenblicks von der Hoffnung auf die zukünftigen Wirklichkeiten gelindert wird.(153) Im letzten Akt seines Weggangs aus dieser Welt zum Vater kann er die Zielsetzung seines Dienstes in der Kirche zusammenfassend darstellen: die Söhne und Töchter der Kirche auf das eschatologische Ziel hinzuweisen, wie Mose den Kindern Israels das verheißene Land zeigte.
In der Hoffnung froh - wie die Jungfrau Maria
99. So rühmt sich der Bischof »seiner Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes«, wie der Apostel Paulus schreibt und dann fortfährt: »Wir rühmen uns ebenso unserer Bedrängnis; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung« (Röm 5,2-4). Aus der Hoffnung entsteht auch die Freude. Die christliche Freude, die tatsächlich Feude in der Hoffnung ist (vgl. Röm 12,12), ist auch Ziel der Hoffnung. Der Christ darf nicht nur von der Freude sprechen, sondern muß auch »die Freude erhoffen«.(154)
Für diese geistliche Verbindung zwischen Freude und Hoffnung ist Maria erste Zeugin und Vorbild für die ganze Kirche. In ihrem Gesang des Magnificat kommt die Freude aller Armen vor dem Herrn zum Ausdruck, die auf sein Wort hoffen. Leiden wurde ihr nicht erspart, aber wie sie in einzigartiger Weise mit dem Opfer ihres Sohnes vereinigt war und so unter dem Kreuz »Mutter der Schmerzen« wurde, so wurde sie auch offen für die grenzenlose Freude der Auferstehung.
Jetzt ist sie neben ihrem Sohn, der in Herrlichkeit zur Rechten des Vaters sitzt, mit Leib und Seele, mit ihrer vollständigen Person, in den Himmel aufgenommen; sie faßt alle Freuden in sich zusammen und lebt in der vollkommenen Freude, die der Kirche verheißen ist. An sie, die allen, die noch Pilger auf Erden sind, »bis zur Ankunft des Tages des Herrn als Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes« voranleuchtet,(155) richtet die Kirche ihr Gebet mit der Anrufung: mater spei, mater plena sanctae laetitiae e causa nostrae laetitiae.
100. Jeder Bischof vertraut sich Maria in kindlicher Weise an, indem er den Lieblingsjünger nachahmt, der die Mutter des Herrn auf Golgota annahm und sie in seinen gesamten inneren Lebensbereich einführte.(156)
Die Kirche ruft Maria oft als Regina Apostolorum an. »Die seligste Jungfrau möge für alle Hirten der Kirche eintreten, damit ihr oft nicht leichter Dienst immer mehr dem Bild des guten Hirten gleichförmig werde«.(157)
FRAGEBOGEN
Fragen zum ersten Kapitel
1. Welche Bedeutung mißt der Bischof der Verkündigung des Evangeliums bei? Wird diese Tätigkeit als vorrangig betrachtet? Lenken die anderen Verpflichtungen davon ab? Welche Aspekte des diözesanen Lebens erschweren den Evangelisierungsauftrag des Bischofs? Welche Aspekte sind dagegen hilfreich?
2. Welche Vorstellungen haben die Leute vorwiegend von der Sendung des Bischofs? Entspricht die Vorstellung, die die Leute vom Bischof haben, dem Bild, das er sich von sich selbst macht?
3. Wie reagieren die Leute auf das, was der Bischof in bezug auf Fragen des Glaubens oder der Moral lehrt? Unterscheidet man zwischen der Lehraussage des Bischofs und der des Papstes?
4. Wie ist das Verhältnis des Bischofs zu den Theologen gekennzeichnet? Von gegenseitiger Achtung? Mitarbeit in der Verkündigung des Evangeliums? Mißtrauen? Widerspruch? In welchen Bereichen?
5. Welche sozialen und kulturellen Anforderungen werden an den Dienst des Bischofs vor allem in bezug auf die Verkündigung des Evangeliums gestellt? Inwieweit wird der Bischof diesen Anforderungen gerecht? Welche Umstände begünstigen die Verkündigung? Welche Umstände behindern sie?
Fragen zum zweiten Kapitel
6. Wie gestaltet der Bischof seine Beziehungen zum Presbyterium und zu den einzelnen Priestern besonders in der Glaubensverkündigung? Welche Aufgaben sollten in diesem Bereich den Vorrang haben?
7. Wie gestaltet der Bischof seine Beziehungen zu den Instituten des geweihten Lebens besonders in der Glaubensverkündigung: in der Katechese, im Lehramt usw.?
8. Unterstützt der Bischof die Laien bei ihrer Verkündigung des Evangeliums im säkulären Bereich? Wie versteht der Bischof den Beitrag der Laien, der Vereinigungen der Gläubigen und der kirchlichen Bewegungen?
9. Wie bringt der Bischof seine Gemeinschaft mit dem römischen Papst zum Ausdruck? Fühlt sich der Bischof vom Heiligen Stuhl unterstützt? Wie drückt der Bischof seine Zustimmung zum Dienst des Nachfolgers Petri aus in der Förderung des wahren Glaubens, der Disziplin der Kirche und der Neuevangelisierung?
10. Wie pflegt der Bischof seine Beziehungen zu den anderen Bischöfen: im Bereich der universalen Kirche? Innnerhalb der Bischofskonferenz? Mit den benachbarten Bischöfen? Fühlt sich der Bischof gestützt von den Mitbrüdern im Bischofsamt?
Fragen zum dritten und vierten Kapitel
11. Mit wieviel Sorgfalt, Glaubenseifer und Liebe verkündet der Bischof das Wort Gottes im Kontext der sozialen und kulturellen Situation von heute?
12. In welcher Weise nimmt der Bischof die sozialen Kommunikationsmittel zu Hilfe und verwendet sie, so daß sie wahre Instrumente der Verbreitung des Wortes Gottes sind?
13. Wie wird die sakramentale Rolle des Bischofs als Verkündigung des Evangeliums der Hoffnung verstanden? Mit welchem Vorrang?
14. Wie wird die Führungsrolle des Bischofs als Verkündigung des Evangeliums der Hoffnung verstanden? Welche konkreten Schwierigkeiten gibt es?
15. Fühlt sich der Bischof für die missio ad gentes in der ganzen Welt mitverantwortlich? Inwieweit ist seine Diözese miteinbezogen?
16. Wie bemüht sich der Bischof konkret um die Förderung des ökumenischen und interreligiösen Dialogs und des Dialogs mit der Gesellschaft im Hinblick auf die Verkündigung des Evangeliums?
17. Wird die Förderung des Menschen in seiner Würde und seinen Rechten vom Bischof als Verkündigung der Hoffnung entsprechend dem Evangelium empfunden? Auf welche Weise?
18. Stellt der Bischof die Verkündigung der Person Christi in den Mittelpunkt seines Dienstes?
Fragen zum fünften Kapitel
19. Was ist die einigende Mitte der Spiritualität des Bischofs als konkrete Form seiner Beziehung zu Gott und zu der ihn umgebenden Wirklichkeit?
20. Welche konkreten Initiativen begünstigen die geistliche Einheit des Bischofs vor allem mit den Priestern und Diakonen, mit den Ordensleuten und Laien und insbesondere mit deren kirchlichen Vereinigungen und Gründungen?
21. Welche Anregungen kann man geben, um dem Bischof auf seinem Weg des geistlichen Wachstums zu helfen? Bei seinem Amtsantritt? Im Laufe der Jahre?
22. Welche heiligen Bischöfe dienen dem Bischof als Vorbild oder können ihm dazu dienen, um eine eigene Spiritualität zu entfalten?
Allgemeines
Welche weiteren wichtigen Punkte zum gewáhlten Thema sind der Synode zum Nachdenken zu empfehlen?
I N H A L T
einführung
einleitung
1. KAPITEL: HEUTIGER KONTEXT DER SENDUNG DES BISCHOFS
Ein neues Rollenverständnis des Bischofs
Neue Herausforderungen und Schwierigkeiten des bischöflichen Dienstes
Dringlichkeiten in der christlichen Gemeinschaft
Verminderung des Eifers und Subjektivierung des Glaubens
Das Ehe - und Familieleben
Die Berufungen zum Priestertum und zum geweihten Leben
Die Herausforderung der Sekten und der neuen religiösen Bewegungen
Kontext der Gesellschaft der Menschen
Die gewandelte Weltbühne
Einige Zielsetzungen der menschlichen Hoffnungen
Die Bischöfe als Zeugen ind Diener der Hoffnung
2. KAPITEL:KENNZEICHEN UND EIGENSCHAFTEN DES BISCHOFSAMTES
Der Dienst des Bischofs in bezug auf die Heilige Dreifaltigkeit
Das Bischofsamt in bezug auf Christus und die Apostel
Das Bischofsamt in bezug auf die Kirche
Der Bischof in bezug auf sein Presbyterium
Das Bischofsamt in bezug auf die Gott Geweihten
Der Dienst des Bischofs in bezug auf die Laien
Der Bischof in bezug auf das Bischofskollegium und dessen Haupt
Diener der Communio für die Hoffnung
3. KAPITEL: DAS HIRTENAMT DES DIÖZESANBISCHOFS
Der Bischof, gesandt zu lehren
Der Bischof, gesandt zu heiligen
Der Bischof gesandt, das Volk Gottes zu führen und zu leiten
4. KAPITEL: DER BISCHOF ALS DIENER DES EVANGELIUMS FÜR ALLE MENSCHEN
Die missionarische Verpflichtung des Bischofs
Der interreligiöse Dialog
Verantwortung gegenüber der Welt
5. KAPITEL: DER GEISTLICHE WEG DES BISCHOFS
Anspruch der Heiligkeit im Leben des Bischofs
Dimensionen der Spiritualität des Bischofs
Diener des Evangeliums der Hoffnung
Die Hoffnung auf dem geistlichen Weg des Bischofs
In der Hoffnung froh - wie die Jungfrau Maria
FRAGEBOGEN
INHALT
Noten
(1) Vgl. Ioannes Paulus II, Adhort. Ap. postsynod. Christifideles laici (30.XII.1988), 55: AAS 81 (1989) 503; Adhort. Ap. postsynod. Vita consecrata (25.III.1996), 31: AAS 88 (1996) 404-405.
(2) Vgl. Ioannes Paulus II, Adhort. Ap. postsynod. Vita consecrata (25.III.1996), 4: AAS 88 (1996) 380.
(3) Vgl. Ibidem , 29: AAS 88 (1996) 402.
(4) Vgl. Concilium Oecumenicum Vaticanum II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 12.
(5) Conc. Oecum. Vat. II., Decret. de presbyterorum ministerio et vita Presbyterorum ordinis, 7.
(6) Conc. Oecum. Vat. II., Const. past. de Ecclesia in mundo huius temporis Gaudium et spes, 2.
(7) Vgl. ibidem, 45.
(8) S. Augustinus, Serm. 340 / A, 9: PLS 2, 644.
(9) Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 18.
(10) Vgl. ibidem, 27.
(11) Ibidem, 1.
(12) Conc. Oecum. Vat. II., Const. past. de Ecclesia in mundo huius temporis Gaudium et spes, 39.
(13) Conc. Oecum. Vat. II., Decretum de activ. mission. Ecclesiae Ad gentes, 38.
(14) Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 23.
(15) Vgl. Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago de pastorali ministerio episcoporum (22.II.1973), Typis Polyglottis Vaticanis, 1973.
(16) Ioannes Paulus II, Allocutio ad Patres Cardinales, Familiam domni Papae Romanamque Curiam, imminente Nativitate Domini Iesu Christi habita (20.XII.1990), 6: AAS 83 (1991) 744.
(17) Ioannes Paulus II, Ansprache an die Kolumbianische Bischofskonferenz (2.VII.1986), N. 8: Insegnamenti di Giovanni Paolo II, IX, 2, S. 62-63.
(18) Ioannes Paulus II, Epist. Apost. Tertio millennio adveniente (10.XI.1994), 46: AAS 87 (1995) 34.
(19) Ioannes Paulus II, Ansprache an die österreichischen Bischöfe beim "ad Limina" Besuch (6.VII.1982), 2: AAS 74 (1982) 1123.
(20) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 4 ; Decretum de oecumenismo Unitatis redintegratio, 2.
(21) Vgl. Ioannes Paulus II, Epist. Apost. Tertio millennio adveniente (10.XI.1994), 33 : AAS 87 (1995) 25-26.
(22) Vgl. S. Cyprianus, Epist. 69, 8: PL 4, 419.
(23) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Decret. de past. Episc. mun. in Ecclesia Christus Dominus, 11.
(24) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 23.
(25) Vgl. ibidem, 28 ; Decret. de past. Episc. mun. in Ecclesia Christus Dominus, 7.
(26) Vgl. Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago, 95-98.
(27) Vgl. Ioannes Paulus II, Adhort. Ap. postsynod. Christifideles laici (30.XII.1988), 29: AAS 81 (1989) 443-445.
(28) Vgl. Ioannes Paulus II, Adhort. Ap. postsynod. Pastores dabo vobis (25.III.1992), 7: AAS 84 (1992) 666-668.
(29) Paulus VI, Adhort. Ap. postsynod. Evangelii nuntiandi (8.XII.1975), 80: AAS 68 (1976) 73.
(30) Conc. Oecum. Vat. II., Decret. de past. Episc. mun. in Ecclesia Christus Dominus, 37.
(31) S. Irenaeus, Adv. Haer. IV, 20, 7: SCh 100/2, p. 648, lin. 180-181.
(32) Vgl. Synodi Episcoporum II Coetus Generalis Extraordinarius 1985, Relat. finalis Ecclesia sub verbo Dei mysteria Christi celebrans pro salute mundi (7.XII.1985), II, A. 1.
(33) Vgl. Sekretariat zur Förderung der Einheit der Christen - Sekretariat für die Nichtchristen - Sekretariat für die Nichtglaubenden - Päpstlicher Rat für die Kultur, Sekten und neue religiöse Bewegungen - Eine Herausforderung für die Seelsorge: L'Osservatore Romano, 13. Juni 1986.
(34) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 9.
(35) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. past. de Ecclesia in mundo huius temporis Gaudium et spes, 1.
(36) Vgl. Ioannes Paulus II, Litt. encycl. Centesimus annus (1.V.1991), 38: AAS 83 (1991) 841.
(37) Vgl. Ioannes Paulus II, Ansprache an die UNO, N. 2-10: L'Osservatore Romano 6.X.1995, S. 6.
(38) Ioannes Paulus II, Litt. encycl. Centesimus annus (1.V.1991), 57: AAS 83 (1991) 862 .
(39) Ioannes Paulus II, Epist. Apost. Tertio millennio adveniente (10.XI.1994), 37 : AAS 87 (1995) 29.
(40) Vgl. Syn. Extr. Episc. 1985, Relat. finalis Ecclesia sub verbo Dei mysteria Christi celebrans pro salute mundi, III.C.1.
(41) Vgl. S. Cyprianus, De orat. Dom. 23 : PL 4, 553 ; Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 4.
(42) Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago, 1.
(43) Ioannes Paulus II, Ansprache an die Kolumbianische Bischofskonferenz (2.VII.1986), N. 2 : Insegnamenti di Giovanni Paolo II, IX/2, S. 58.
(44) Tertullianus, Praescr. Haeret. 32 :PL 2, 53; vgl. Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 20.
(45) Ioannes Paulus II, Ansprache an die Bischöfe von Nord-Brasilien: L'Osservatore Romano 29.X.1995, S. 7.
(46) Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 27.
(47) Vgl. ibidem, 10.
(48) Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago,14.
(49) Vgl. S. Augustinus, In Io. tr. 123, 5 : PL 35, 1967.
(50) Vgl. Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago n. 107-117.
(51) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II, Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 28; Decret. de presbyterorum ministerio et vita Presbyterorum ordinis, 8 ; Ioannes Paulus II, Adhort. Ap. postsynod. Pastores dabo vobis (25.III.1992) n. 17 : AAS 84 (1992) 683.
(52) Ioannes Paulus II, Adhort. Ap. postsynod. Pastores dabo vobis (25.III.1992), 16 : AAS 84 (1992) 682.
(53) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 28.
(54) Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 28.
(55) Idem
(56) Vgl. ibidem, 29. 41.
(57) Vgl. Ioannes Paulus II, Adhort. Ap. postsynod. Pastores dabo vobis (25.III.1992), 65 : AAS 84 (1992) 771.
(58) Ioannes Paulus II, Adhort. Ap. postynod. Vita consecrata (25.III.1996), 3: AAS 88 (1996) 379.
(59) Vgl. ibidem, 29: AAS 88 (1996) 402; Conc. Oecum. Vat. II, , Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 44.
(60) Sacra Congregatio pro religiosis et institutis Saecularibus et sacra Congregatio pro Episcopis, Notae directivae Mutuae relationes (14.V.1978), 9c : AAS 70 (1978) 479.
(61) Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 23.
(62) Ioannes Paulus II, Adhort. Ap. postsynod. Vita consecrata (25.III.1996), 84.88: AAS 88 (1996) 461. 464.
(63) Vgl. ibidem, 48: AAS 88 (1996) 421-422; Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago, 207.
(64) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, cap. IV ; Decretum de apostol. laicor. Apostolicam actuositatem ; Ioannes Paulus II, Adhort. Ap. postsynod. Christifideles laici (30.XII.1988); Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago, 153-161.208.
(65) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. past. de Ecclesia in mundo huius temporis Gaudium et spes, 39.
(66) Vgl. Ioannes Paulus II, Adhort. Ap. postsynod. Christifideles laici (30.XII.1988), 30: AAS 81 (1989) 446-448.
(67) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 23; CIC can. 381§1.
(68) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 22; NEP 1-2 ; CIC can. 336.
(69) Vgl. S. Cyprianus, De cath. eccl. unit. 5: PL 4, 516; vgl. Conc. Oecum. Vat. I., Const. dogm. I Pastor aeternus de Ecclesia Christi, Prologus: DS 3051; Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 18.
(70) Vgl. Paulus VI, Allocutio tertia Concilii periodo ineunte (14.IX.1964): AAS 56 (1964), 813.
(71) Vgl. Congregatio pro Doctrina Fidei, Litterae Communionis notio (28.V.1992), 9. 11-14.
(72) Conc. Oecum. Vat. II., Decret. de past. Episc. mun. in Ecclesia Christus Dominus, 6; vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 23; Decret. de past. Episc. mun. in Ecclesia Christus Dominus, 3. 5.
(73) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. de sacra Liturgia Sacrosanctum concilium, 26.
(74) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Decret. de past. Episc. mun. in Ecclesia Christus Dominus, 6.
(75) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Decret. de past. Episc. mun. in Ecclesia Christus Dominus, 36 ; CIC 439-446 ; Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago, 213.
(76) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Decret. de past. Episc. mun. in Ecclesia Christus Dominus, 38 ; CIC can. 447 ; Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago, 210-212.
(77) Vgl. Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago, 53.
(78) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Decret. de past. Episc. mun. in Ecclesia Christus Dominus, 5 ; CIC can. 403-411.
(79) Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 19.
(80) Vgl. ibidem, 23.
(81) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 21.
(82) Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago, concl.
(83) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 27.
(84) Vgl. ibidem, 25. Vgl. Decret. de past. Episc. mun. in Ecclesia Christus Dominus, 12-14; Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago, 55-65.
(85) Vgl. CIC can. 386.
(86) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. past. de Ecclesia in mundo huius temporis Gaudium et spes, 22.
(87) Vgl. CIC can. 386 §2.
(88) Vgl. Ioannes Paulus II, Ansprache an die Bischöfe der Vereinigten Staaten von Amerika beim "ad Limina" Besuch (22.X.1983), 4.-5 : AAS 76 (1984) 380.
(89) Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago,59-60.
(90) Vgl. Congregatio de Doctrina Fidei, Instructio Donum veritatis de ecclesiali theologi vocatione (24.V.1990), 21 : AAS 82 (1990) 1559.
(91) Vgl. Ioannes Paulus II, Const. apost. Fidei depositum (11.X.1992), 4 : AAS 86 (1994) 113-118.
(92) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. past. de Ecclesia in mundo huius temporis Gaudium et spes, 33.
(93) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Decret. de presbyterorum ministerio et vita Presbyterorum ordinis, 5.
(94) Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 26.
(95) Ioannes Paulus II, Ansprache bei der Generalaudienz am Mittwoch, 11.November 1992, 1: L'Osservatore Romano 12.XI.1992, S. 4.
(96) Vgl. S.Th. III, q. 65, a. 2 ; II-II, q. 185, a. 1.
(97) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 26.
(98) Conc. Oecum. Vat. II., Decret. de past. Episc. mun. in Ecclesia Christus Dominus, 15; vgl. CIC can. 387.
(99) Vgl. S. Ignatius Antioch. Ad Magn. 7 : Funk F., Opera Patrum apostolicorum, vol. I, Tubingae 1897, p. 194-196; Conc. Oecum. Vat. II, Const. de sacra Liturgia Sacrosanctum concilium, 41 ; Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 26 ; Decretum de oecumenismo Unitatis redintegratio, 15.
(100) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. de sacra Liturgia Sacrosanctum concilium, 106.
(101) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 11.
(102) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. de sacra Liturgica Sacrosanctum concilium, 21.
(103) Vgl. Paulus VI, Adhort. Ap. postynod. Evangelii nuntiandi (8.XII.1975), 48 : AAS 58 (1976) 37-38.
(104) Vgl. Ioannes Paulus II, Ansprache an die Bischofskonferenz der Region "Abruzzen-Molise" beim "ad limina" Besuch, (24.IV.1986), 3 - 7: Insegnamenti di Giovanni Paolo II, IX / 1 (1986), S. 1123 ff.
(105) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 4.
(106) Ioannes Paulus II, Litt. encycl. Dominum et vivificantem (18.V.1986), 66 : AAS 78 (1986) 897.
(107) Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium,27 ; vgl. Decret. de past. Episc. mun. in Ecclesia Christus Dominus, 16.
(108) Ioannes Paulus II, Ansprache bei der Generalaudienz am Mittwoch, 18 November 1992, 2.4: L'Osservatore Romano 19.XI.1992, S. 4.
(109) Vgl. CIC can. 383 §1 ; 384.
(110) Vgl. Ioannes Paulus II, Ansprache an die Bischöfe von Nord-Brasilien beim "ad limina" Besuch (28.X.1995), 5: "L'Osservatore Romano (4.XI.1995), S. 4.
(111) Vgl. Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago, 93-98.
(112) Vgl. Ioannes Paulus II, Adhort. Ap. postsynod. Pastores dabo vobis (25.III.1992), 23 : AAS 84 (1992) 694.
(113) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Decret. de presbyterorum ministerio et vita Presbyterorum ordinis, 17.
(114) Vgl. CIC can. 396 §1 ; vgl. can. 398.
(115) Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago, 166 ; vgl. ibidem 166-170.
(116) Vgl. CIC can. 460-468. Vgl. Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago, 163-165.
(117) Vgl. CIC can 212 §2 e 3.
(118) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. past. de Ecclesia in mundo huius temporis Gaudium et spes, 1.
(119) Ioannes Paulus II, Litt. Encycl. Redemptoris missio (7.XII.1990), 31 : AAS 83 (1991) 276.
(120) Ibidem, 20 : AAS 83 (1991) 267.
(121) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Decretum de activ. mission. Ecclesiae Ad gentes, 38.
(122) Conc. Oecum. Vat. II., Decretum de activ. mission. Ecclesiae Ad gentes, 38; vgl. Ioannes Paulus II, Litt. Encycl. Redemptoris missio, 63 (7.XII.1990): AAS 83 (1991), 311.
(123) Ioannes Paulus II, Litt. Encycl. Redemptoris missio, 11 : AAS 83 (1991) 259.
(124) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Decretum de activ. mission. Ecclesiae Ad gentes, 9.
(125) Ioannes Paulus II, Litt. Encycl. Redemptoris missio, 55 : AAS 83 (1991) 302; vgl. Epist. Apost. Tertio millennio adveniente (10.XI.1994), 53 : AAS 87 (1995) 37.
(126) S. Iustinus, Dialogus cum Tryphone 11: PG 6, 499.
(127) Conc. Oecum. Vat. II., Declar. de libert. religiosa Dignitatis humanae, 1.
(128) Vgl. Ioannes Paulus II, Litt. Encycl. Redemptoris missio, 5 : AAS 83 (1991) 254.
(129) Conc. Oecum. Vat. II., Const. past. de Ecclesia in mundo huius temporis Gaudium et spes, 40.
(130) Conc. Oecum. Vat. II., Const. past. de Ecclesia in mundo huius temporis Gaudium et spes, 76.
(131) Vgl. ibidem, 72. 76.
(132) Ioannes Paulus II, Litt. Encycl. Centesimus annus (1.V.1991), 47: AAS 83 (1991) 852.
(133) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. past. de Ecclesia in mundo huius temporis Gaudium et spes, 63.
(134) Catechismus Catholicae Ecclesiae, 1818.
(135) Vgl. Congregatio pro Doctrina Fidei, Instructio de libertate christiana et liberatione, (22.III.1986) 62 : AAS 79 (1987) 580-581.
(136) Vgl. ibidem, 60 : AAS 79 (1987) 579.
(137) Vgl. Ioannes Paulus II, Ansprache beim Weltgebetstag für den Frieden in Assisi (27.X.1986), 7: Insegnamenti di Giovanni Paolo II, IX / 2, S. 1263.
(138) Vgl. Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago (22.II.1973), 21.
(139) Syn. Extr. Episc. 1985, Relat. finalis Ecclesia sub verbo Dei mysteria Christi celebrans pro salute mundi, II, A, 4.
(140) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Presbyterorum ordinis, cap. III ; Ioannes Paulus II, Adhort. Ap. postsynod. Pastores dabo vobis (25.III.1992)cap. III.
(141) S. Petrus Damianus, Opusc. XI (Liber qui appellatur Dominus vobiscum) 5 : PL 145, 235 ; vgl. S. Augustinus, In Jo. tr. 32, 8 : 35, 1645
(142) Vgl. Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago, pars I, cap.IV (n. 21-31).
(143) Vgl. ibidem, 25.
(144) Ioannes Paulus II, Ansprache an die österreichischen Bischöfe beim "ad limina" Besuch (6.VII.1982), 2: AAS 74 (1982) 1123.
(145) Vgl. S. Augustinus, Serm. 179, 1 : PL 38, 966.
(146) Vgl. S. Thoma Aq., S. Th. II-II, q. 17, a. 2.
(147) Conc. Oecum. Vat. II., Decret. de past. Episc. mun. in Ecclesia Christus Dominus, 15.
(148) Vgl. Conc. Oecum. Vat. II., Const. de sacra Liturgica Sacrosanctum concilium, 8.
(149) Vgl. S. Thoma Aq., S. Th. III, q. 60, a. 3.
(150) Catechismus Catholicae Ecclesiae, 1313.
(151) Vgl. S. Augustinus, En. In Ps. 50, 5 : PL 36, 588.
(152) Vgl. Sacra Congregatio pro Episcopis, Directorium Ecclesiae imago, 89.
(153) Vgl. S. Basilius, Homilia de gratiarum actione, 7: PG 31, 236.
(154) Paulus VI, Adhort. Ap. Gaudete in Domino (9.V.1975), p. I: AAS 67 (1975) 293.
(155) Conc. Oecum. Vat. II., Const. dogm. de Ecclesia Lumen gentium, 68.
(156) Vgl. Ioannes Paulus II, Litt. Encycl. Redemptoris Mater (25.III.1987), 45 : AAS 79 (1987) 423.
(157) Ioannes Paulus II, Angelus von 19. November 1995, 3: L'Osservatore Romano 20-21.XI.1995, S. 1 und 5.