25 JAHRE FRIEDENS- UND FREUNDSCHAFTSVERTRAG ZWISCHEN BEITRAG VON KARD. TARCISIO BERTONE, Casina "Pio IV", Vatikanische Gärten
Sehr geehrte Präsidentinnen von Argentinien und Chile, Am 18. Oktober 1984 wurde an eben diesem Ort, in der »Casina Pio IV«, in Anwesenheit von Kardinal Agostino Casaroli den Repräsentanten der Delegationen der Republiken Argentinien und Chile der offizielle Text des Vertrags überreicht, der zur Lösung der Streitfrage in der Südregion zuvor in mehreren Arbeitssitzungen vereinbart worden war. Am 29. November desselben Jahres wurde dann in dem unvergleichlichen Rahmen der »Sala Regia« des Apostolischen Palastes der sogenannte Friedens- und Freundschaftsvertrag unterzeichnet, der unter der moralischen Ägide des Heiligen Stuhls diesen Streit beendete. Am heutigen Tag, 25 Jahre nach jenem historischen Vertragsabschluß, möchten wir allen jenen Personen die Ehre erweisen, denen es trotz der anscheinend unüberwindlichen Schwierigkeiten, die längs ihres Weges immer wieder auftauchten, mit hochherziger Hingabe und festem Friedenswillen gelungen war, den Vertrag zu einem glücklichen Abschluß zu bringen. Wir denken besonders an den geliebten Papst Johannes Paul II., der im Vertrauen auf die große diplomatische Erfahrung und die Klugheit von Kardinal Antonio Samorè den Vermittlungsprozeß in die Wege leitete – als Antwort auf das Ersuchen der argentinischen und chilenischen Bischöfe, die sich auf diese Weise zum Sprachrohr der Angst und Beunruhigung sowohl der Gläubigen ihrer jeweiligen Ortskirchen als auch der Bevölkerung der beiden Länder allgemein machten. Darüber hinaus müssen wir die entscheidende Arbeit der Mitglieder der beiden Regierungen und ihrer jeweiligen diplomatischen Delegationen anerkennen, die in einem besonders ernsten und spannungsgeladenen Augenblick der Welt ein Beispiel von gesundem Menschenverstand und friedensstiftendem Willen boten. Wenn auch physisch durch die Anden getrennt, sind Chile und Argentinien zwei Schwesternationen, die durch das gleiche religiöse, kulturelle und sprachliche Erbe eng miteinander verbunden sind. Dieser unergründliche geistliche Reichtum ist zusammen mit dem unerschütterlichen Wunsch nach Frieden, Integration und Eintracht ihrer Völker die Grundlage dieses historischen Friedens- und Freundschaftsvertrags. In der Tat beginnt der Text des Abkommens mit den Worten: »Im Namen Gottes des Allmächtigen« und spielt damit auf jenen gemeinsamen Schatz von Glauben und moralischen Werten an, der eine ständige Inspirationsquelle darstellt, um sich weder von den Hindernissen besiegen zu lassen noch zuzulassen, daß Gegensätzlichkeiten, Rivalität und Sich-Verschließen, sondern vielmehr die unermüdliche Ausdauer bei der Suche nach dem Zusammenleben, nach gegenseitiger Achtung und Verständnis das letzte Wort haben. Sehr geehrte Präsidentinnen, ich möchte zum Abschluß die Verpflichtung des Heiligen Stuhls erneuern, weiterhin seinen aufrichtigen und demütigen Beitrag zu allem anzubieten, was zur Vermehrung und Festigung der Früchte des Friedens- und Freundschaftsvertrags beitragen soll, dessen wir heute gedenken, und spreche darüber hinaus den Wunsch aus, daß das im Süden erreichte Klima der Zusammenarbeit und Eintracht sich auf den ganzen amerikanischen Kontinent und auf die ganze Welt ausbreiten möge.
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