KONGREGATION FÜR DIE INSTITUTE DES GEWEIHTEN LEBENS
NEUBEGINN IN CHRISTUS Instruktion INHALT
Im Blick auf das leuchtende Antlitz Christi 1. Im Blick auf das gekreuzigte und leuchtende Antlitz1 und im Zeugnis seiner Liebe vor der Welt folgen die geweihten Personen am Beginn des dritten Jahrtausends freudig der eindringlichen Einladung des hl. Vaters Johannes Paul II., hinauszufahren: »Fahrt hinaus auf den See!« (Lk 5, 4). Diese Worte, die in der ganzen Kirche widerhallten, haben neue, große Hoffnung geweckt; sie haben den Wunsch nach einem intensiveren evangelischen Leben geweckt und Horizonte des Dialogs und der Sendung aufgetan. Mehr als je zuvor erscheint die Aufforderung Jesu, hinauszufahren, als eine Antwort auf das Drama der Menschheit, die ein Opfer von Haß und Tod geworden ist. Der Heilige Geist wirkt immer in der Geschichte und kann aus den menschlichen Dramen ein Verständnis der Ereignisse wachsen lassen, das sich dem Geheimnis des Erbarmens und des Frieden unter den Menschen öffnet. Denn aus den Wirren der Nationen erweckt der Geist in vielen die Sehnsucht nach einer anderen Welt, die bereits schon jetzt mitten unter uns ist. Johannes Paul II. versichert dies den Jugendlichen, wenn er sie auffordert, »Wächter des Morgens« zu sein, die wachsam und unverzagt den Morgen erwarten.2 Das dramatische Weltgeschehen der vergangenen Jahre habt den Völkern gewiß neue und schwerwiegende Fragen auferlegt, zusätzlich zu denen, die ohnehin schon vorhanden waren und in Verbindung mit der Ordnung einer globalisierten Gesellschaft entstanden sind, die ambivalent ist in einer Wirklichkeit, in der »nicht nur Technologie und Wirtschaft globalisiert sind, sondern auch Unsicherheit und Angst, Kriminalität und Gewalt, Unrecht und Krieg«.3 In dieser Situation sind die geweihten Personen vom Geist zu einer ständigen Umkehr gerufen, um der prophetischen Dimension ihrer Berufung neue Kraft zu geben. Durch ihre Berufung, »ihr eigenes Sein in den Dienst des Gottesreichs zu stellen, indem sie alles verlassen und die Lebensweise Christ in größerer Nähe nachahmen, übernehmen sie eine wichtige pädagogische Rolle für das gesamte Volk Gottes«.4 Der Heilige Vater macht sich in seiner Botschaft an die Mitglieder der letzten Plenaria unserer Kongregation zum Sprecher dieser Erwartung. Er schreibt: »Die Kirche rechnet mit der ständige Hingabe dieser ausgewählten Schar ihrer Söhne und Töchter, mit ihrem Wunsch nach Heiligkeit und mit der Begeisterung ihres Dienstes, um das Streben jedes Christen nach Vollkommenheit zu fördern und zu unterstützen und die solidarische Annahme des Nächsten, besonders des Bedürftigen, zu stärken. So wird die lebendigmachende Gegenwart der Liebe Christi unter den Menschen bezeugt«.5
2. Doch wie soll man im Spiegel der Geschichte und in jenem der Gegenwart die Spuren und Zeichen des Geistes und die Samen des Wortes deuten, die heute wie zu allen Zeiten im Leben und in der Kultur der Menschen vorhanden sind?6 Wie sind die Zeichen der Zeit in Verhältnissen wie den unsrigen zu deuten, die voller Schatten und Geheimnisse sind? Der Herr selbst muß unser Weggefährte werden — wie mit den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus — und uns seinen Geist schenken. Er allein, der mitten unter uns ist, kann uns sein Wort vollkommen verstehen und in die Tat umsetzen lassen; er vermag die Geister zu erleuchten und die Herzen zu erwärmen. »Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt« (Mt 28, 20). Der auferstandene Herr ist seinem Versprechen treu geblieben. Durch die 2000 Jahre Kirchengeschichte war er in ihr durch die Kraft seines Geistes ständig präsent; er hat ihren Weg erleuchtet, hat ihr Gnade geschenkt, hat ihr die Kraft eingeflößt, immer intensiver sein Wort zu leben und die Heilssendung als ein Sakrament der Einheit der Menschen mit Gott und untereinander zu erfüllen.7 Im ständigen Wechsel und Wachsen von immer neuen Formen ist das geweihte Leben schon in sich selbst ein klarer Ausdruck seiner Gegenwart, ist so etwas wie ein Evangelium, das sich durch die Jahrhunderte entfaltet. Das geweihte Leben erscheint tatsächlich als die »Verlängerung einer besonderen Gegenwart des auferstandenen Herrn in die Geschichte hinein«.8 Aus dieser Gewißheit müssen die geweihten Personen einen neuen Aufschwung nehmen und sie zur treibenden Kraft ihres Lebensweges machen.9 Die heutige Gesellschaft will in ihnen das konkrete Abbild des Handelns Jesu sehen, seiner Liebe zu jeder Person, ungeachtet ihrer Unterschiede und Eigenschaften. Sie will die Erfahrung machen, daß es möglich ist, mit dem Apostel Paulus zu sagen »Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat« (Gal 2, 20).
Fünf Jahre nach dem Apostolischen Schreiben Vita consecrata 3. Um eine Hilfe zu einer immer sichereren Entscheidungsfindung für diese besondere Berufung zu geben und in der heutigen Zeit das mutige Zeugnis für das Evangelium zu stärken, hat die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens vom 25.-28. September 2001 ihre Plenaria gehalten. Die IX. Ordentliche Bischofsynode hat im Jahre 1994 bei der Behandlung »der Besonderheiten, welche die von Christus für seine Kirche gewollten Lebensstände auszeichnen«,10 und nach den Synoden, die sich mit den Laien und mit den Priestern befaßten, das Thema Das geweihte Leben und seine Sendung in der Kirche und in der Welt behandelt. Der hl. Vater Johannes Paul II. hat die Überlegungen und Hoffnungen der Synode aufgegriffen und der gesamten Kirche das Nachsynodale Apostolische Schreiben Vita consecrata zum Geschenk gemacht. Fünf Jahre nach dem Erscheinen dieses Grundsatzdokuments des kirchlichen Lehramts hat unser Dikasterium in seiner Plenaria nach der Wirksamkeit gefragt, mit der das Dokument in den Gemeinschaften, den Instituten und in den Teilkirchen aufgenommen und umgesetzt worden ist. Das Apostolische Schreiben Vita consecrata hat in Klarheit und Tiefe die christologische und ekklesiologische Dimension des geweihten Lebens in einer trinitarischen Perspektive dargestellt, die die Theologie der Nachfolge und der Weihe, der Geschwisterlichkeit in Gemeinschaft und der Sendung mit neuem Licht erhellte; es hat zur Schaffung eines neuen Bewußtseins von dessen Sendung im Volk Gottes beigetragen; es hat den geweihten Personen selbst geholfen, sich der Gnade ihrer Berufung bewußter zu werden. Dieses programmatische Dokument ist weiter zu vertiefen und umzusetzen. Es bleibt der bedeutendste und unverzichtbare Bezugspunkt für den Weg der Treue und der Erneuerung der Institute des geweihten Lebens und der Gesellschaften des apostolischen Lebens, und bleibt gleichzeitig offen, ernsthafte Perspektiven für neue Formen des geweihten Lebens und des evangelischen Lebens zu erwecken.
4. Das Große Jubiläum des Jahres 2000 hat das Leben der Kirche tief geprägt. Überall auf der Welt war das geweihte Leben zutiefst in das Jubiläum einbezogen. Am 2. Februar 2000 wurde, nach angemessener Vorbereitung, in allen Teilkirchen das Jubiläum des geweihten Lebens gefeiert. Um gemeinsam die Schwelle des neuen Jahrtausends zu überschreiten, wollte der hl. Vater am Ende des Jubiläumsjahres das Vermächtnis der Jubiläumsfeiern im Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte zusammenfassen. In diesem Text finden sich in außerordentlicher, doch keinesfalls überraschender Kontinuität einige Grundthemen, die bereits im Schreiben Vita consecrata gewissermaßen vorweggenommen wurden: Christus, das Zentrum des Lebens eines jeden Christen,11 die Pastoral und die Pädagogik der Heiligkeit, ihr anspruchsvoller Charakter, ihr höchster Maßstab im christlichen Alltag,12 das allgemeine Bedürfnis nach Spiritualität und Gebet, das sich besonders in der Kontemplation und im Hören des Gotteswortes ereignet,13 die durch nichts zu ersetzende Wirkkraft des sakramentalen Lebens,14 die Spiritualität der Gemeinschaft15 sowie das Zeugnis der Liebe, das in einer neuen Phantasie der caritas gegenüber den Leidenden und gegenüber der verwundeten und dem Haß ausgelieferten Welt im ökumenischen und interreligiösen Dialog16 zum Ausdruck kommt. Die Väter der Plenaria, die von den bereits im Apostolischen Schreiben enthaltenen und angesichts der Notwendigkeit eines neuen Bemühens um Heiligkeit durch die Erfahrung des Jubiläums bekräftigten Elementen ausgingen, stellten jene Fragen und Hoffnungen fest, welche die Menschen in den verschiedenen Erdteilen bewegen, und haben deren wichtigste Aspekte aufgegriffen. Es war nicht ihre Absicht, ein neues doktrinäres Dokument zu verfassen, sondern eher dem geweihten Leben dabei zu helfen, sich auf die großen pastoralen Richtungsweisungen einzulassen, die der hl. Vater mit dem Gewicht seiner Autorität und seines charismatischen Dienstes an der Einheit und an der universalen Sendung der Kirche gegeben hat; ein Geschenk, das durch Treue zur Nachfolge Christi gemäß den evangelischen Räten und durch die Kraft einer Liebe beantwortet wird, die Tag für Tag in geschwisterlicher Gemeinschaft und in einer hochherzigen apostolischen Spiritualität gelebt wird. Die besonderen Versammlungen nationalen Charakters der Bischofsynode, die das Jubiläum vorbereitet haben, behandelten bereits die kirchliche und kulturelle Einordnung der Wünsche und der Herausforderungen des geweihten Lebens. Die Väter der Plenaria wollten keine Analyse der Verhältnisse wiederholen. Im Blick auf die heutige Situation des geweihten Lebens und gleichzeitig auch auf die Orientierungen des hl. Vaters laden sie ganz einfach die geweihten Männer und Frauen in jedem Lebens- und Kulturbereich ein, sich vor allem um Spiritualität zu bemühen. Ihre Überlegungen in diesem Dokument gliedern sich in vier Teile. Nach Anerkennung des Reichtums der Erfahrung, die das geweihte Leben derzeit in der Kirche macht, wollte die Plenaria ihre Dankbarkeit und ihre volle Anerkennung für das, was es ist und was es tut zum Ausdruck bringen (Teil I). Dabei bleiben auch die Schwierigkeiten, Prüfungen und Herausforderungen, denen die Geweihten ausgesetzt sind, nicht verborgen, doch wurden diese gesehen als eine neue Gelegenheit, die Bedeutung und die Qualität des geweihten Lebens wieder tiefer zu entdecken (Teil II). Der wichtigste Appell ist jener zu einem erneuerten Aufbruch im geistlichen Leben, ausgehend von Christus in seiner evangeliumsgemäßen Nachfolge und in einem Leben, das auf besondere Weise die Spiritualität der Gemeinschaft verwirklicht (Teil III). Schließlich wolltet die Plenaria die geweihten Personen auf den Straßen der Welt begleiten, wo Christus unterwegs und heute gegenwärtig ist, wo die Kirche ihn als den Heiland der Welt verkündet und wo die innere Verbundenheit durch den trinitarischen Herzschlag der Liebe zu einer erneuerten Sendung ausgeweitet wird (Teil IV).
DAS GEWEIHTE LEBEN 5. Im Blick auf die Präsenz und auf die vielfältigen Bemühungen der geweihten Männer und Frauen in allen Bereichen des kirchlichen und sozialen Lebens wollten die Väter der Plenaria ihre aufrichtige Wertschätzung, Anerkennung und Solidarität zum Ausdruck bringen. Es ist dies das Empfinden der ganzen Kirche, das der Papst folgendermaßen ausdrückt, wenn er sich an den Vater, den Ursprung alles Guten, wendet: »Wir danken Dir für das Geschenk des geweihten Lebens, das im Glauben Dich sucht, und in seiner universalen Sendung alle einlädt, Dir entgegen zu gehen«.17 Durch ein verwandeltes Sein nimmt es Anteil am Leben der Dreifaltigkeit und bekennt deren rettende Liebe.18 Die Personen des geweihten Lebens verdienen wirklich die Dankbarkeit der kirchlichen Gemeinschaft: die Mönche und Nonnen, die Kontemplativen, die Religiosen, die sich den Apostolatswerken widmen, die Mitglieder der Säkularinstitute und der Gesellschaften des apostolischen Lebens, die Einsiedler und die geweihten Jungfrauen. Ihre Existenz gibt Zeugnis von der Liebe zu Christus, wenn sie gemäß der Einladung des Evangeliums zu seiner Nachfolge aufbrechen und in tiefer Freude jenen Lebensstil annehmen, den Er für sich gewählt hat.19 Wenngleich sie keine andere Anerkennung sucht als jene des Herrn, wird diese lobenswerte Treue »auch eine lebendige Erinnerung der Seins- und Handlungsweise Jesu als fleischgewordenes Wort vor dem Vater und vor den Brüdern«.20
6. Gerade in der Einfachheit des Alltäglichen wächst und reift das geweihte Leben beständig, um zur Verkündigung eines Lebensstils zu werden, der eine Alternative zu jenem der Welt und zur vorherrschenden Kultur darstellt. Durch seinen Lebensstil und durch die Suche nach dem Absoluten ist es wie eine geistliche Therapie für die Übel unserer Zeit. Darum ist es innerhalb der Kirche ein Segen und ein Grund zur Hoffnung für das menschliche Leben und für das kirchliche Leben selbst.21 Neben der aktiven Präsenz neuer Generationen von geweihten Personen, die die Präsenz Christi in der Welt und den Glanz der kirchlichen Charismen lebendig machen, ist die verborgene und fruchtbare Präsenz von geweihten Männern und Frauen, die Alter, Einsamkeit, Krankheit und Leiden erfahren, gleichfalls bedeutsam. Ihrem bereits geleisteten Dienst und der Weisheit, die sie anderen mitteilen können, fügen sie nun einen eigenen, wertvollen Beitrag hinzu, indem sie sich mit der Hingabe Christi vereinen, der für seinen Leib, der die Kirche ist, gelitten hat und verherrlicht wurde (vgl. Kol 1, 24). 7. Das geweihte Leben ist in diesen Jahren auf dem Weg der Vertiefung, der Läuterung, des Austauschs und der Sendung vorangeschritten. In den Prozessen des Zusammenlebens wurden die persönlichen Beziehungen intensiviert, und gemeinsam wurde der kulturelle Austausch verstärkt, der als ein Gut und als ein Anreiz für die eigenen Einrichtungen anerkannt wurde. Anerkennenswert sind die Bemühungen, um zu einer Ausübung der Autorität und zu einem Gehorsam zu finden, die tiefer vom Evangelium inspiriert sind, das bestärkt, erleuchtet, verbindet, ausgleicht und versöhnt. Im Eingehen auf die Weisungen des Papstes wächst das Gespür für die Bedürfnisse der Hirten, und es wächst die Zusammenarbeit in der Ausbildung und im Apostolat unter den Instituten. Die Beziehungen zur gesamten christlichen Gemeinschaft stellen sich immer besser als Austausch der Gaben in Gegenseitigkeit und Ergänzung zu den kirchlichen Berufungen dar.22 Die Ortskirchen sind tat sächlich der Ort, wo diese konkreten programmatischen Leitlinien festgelegt werden können, damit die Botschaft Christi die Menschen erreiche, die Gemeinschaften forme und durch das Zeugnis für die Werte des Evangeliums tief in die Gesellschaft und Kultur Christi einschneiden kann.23 Von den einfachsten Beziehungen wechselt man gerne zu einer Geschwisterlichkeit, die als gegenseitige charismatische Bereicherung erlebt wird. Es handelt sich um ein Bemühen, das dem ganzen Gottesvolk hilfreich sein kann, denn die Spiritualität der Gemeinschaft vermittelt dem institutionellen Aspekt eine Seele mit einem Gefühl des Vertrauens und der Öffnung, das ganz der Würde und der Verantwortung eines jeden Getauften entspricht.24
Für die Heiligkeit des ganzen Gottesvolkes 8. Der Ruf, Christus durch eine besondere Weihe nachzufolgen, ist ein Geschenk der Dreifaltigkeit an das ganze Volk der Erwählten. Die geweihten Männer und Frauen erkennen in der Taufe den gemeinsamen sakramentalen Ursprung und teilen mit den anderen Gläubigen die Berufung zur Heiligkeit und zum Apostolat. Indem sie Zeichen für diese universale Berufung sind, machen sie die besondere Sendung des geweihten Lebens sichtbar.25 Die geweihten Personen haben die Berufung zu einer »neuen und besonderen Weihe«26 für das Wohl der Kirche erhalten, was dazu verpflichtet, mit leidenschaftlicher Liebe die Lebensweise Christi, der Jungfrau Maria und der Apostel zu leben.27 In der heutigen Welt ist ein prophetisches Zeugnis gefordert, das «auf der Bekräftigung des Primats Gottes und der künftigen Güter aufbaut, wie sie in der Nachfolge und Nachahmung des keuschen, armen und gehorsamen Christus, der sich ganz dem Ruhm des Vaters und der Liebe der Brüder und Schwestern geweiht hat«,28 aufleuchtet. Von den geweihten Personen ergeht an die Kirche eine überzeugende Einladung, den Primat der Gnade zu bedenken und durch eine hochherzige geistliche Anstrengung zu beantworten.29 Trotz der weitgreifenden Säkularisationsprozesse spüren die Gläubigen ein gewisses Bedürfnis nach Spiritualität, das sich oftmals durch ein erneuertes Bedürfnis nach Gebet äußert.30 In ihrer Gewöhnlichkeit stellen die Ereignisse des Lebens sich als Anfragen dar, die im Lichte der Umkehr zu deuten sind. Der Einsatz der Geweihten im Dienst einer evangelischen Lebensqualität trägt dazu bei, auf viele Weise die Praxis des geistlichen Lebens im christlichen Volk wach zu halten. Die religiösen Gemeinschafen bemühen sich immer mehr, Orte des Hörens und des Teilens des Wortes, der liturgischen Feier, der Pädagogik des Gebets, der Begleitung und der geistlichen Leitung zu sein. Ohne dies zu beabsichtigen wird so die Hilfe, die man anderen gibt, zum gegenseitigen Nutzen.31
9. Nach dem Vorbild Jesu sind jene, die Gott in seine Nachfolge ruft, geweiht und in die Welt gesandt, um seine Sendung fortzuführen. Ja, das geweihte Leben als solches wird unter dem Wirken des Heiligen Geistes zur Sendung. Je mehr die Geweihten sich Christus gleichförmig machen lassen, desto mehr vergegenwärtigen sie ihn in der Geschichte zum Heil der Menschen und machen ihn wirksam.32 In Offenheit für das, was in den Augen Gottes für die Welt notwendig ist, streben sie nach einer Zukunft, die Auferweckung verheißt, und sind bereit, dem Beispiel Christi zu folgen, der in unsere Mitte kam »um das Leben zu geben, und es in Fülle zu geben« (Joh 10, 10). Der Eifer für das Reich Gottes und das Heil der Brüder wird so zum besten Beweis für eine Hingabe, die von den geweihten Personen authentisch gelebt wird. Dies ist der Grund, weshalb jeder ihrer Versuche um Erneuerung sich in einen neuen Aufbruch in der Sendung zur Evangelisierung wandelt.33 Sie lernen auszuwählen, wobei ihnen eine beständige Weiterbildung hilft, die sich durch tiefe geistliche und zu mutigen Entschlüssen führende Erfahrungen auszeichnet. In den Beiträgen der Väter vor der Plenaria, wie auch in den vorgelegten Berichten, erregte die bunte missionarische Tätigkeit der geweihten Personen Bewunderung. Man wird sich besonders des Wertes der apostolischen Arbeit bewußt, die mit der Hochherzigkeit und mit dem besonderen Reichtum geleistet wird, der dem »weiblichen Genius« der geweihten Frauen eigen ist. Dieser verdient die höchste Anerkennung aller, der Hirten wie der Gläubigen. Doch der eingeschlagene Weg muß vertieft und ausgeweitet werden. »Es bedarf daher dringend einiger konkreter Schritte, davon ausgehend, daß den Frauen Räume zur Mitwirkung in den verschiedenen Bereichen und auf allen Ebenen eröffnet werden, auch in den Prozessen der Entscheidungsfindung«.34 Dank wird vor allem jenen gesagt, die sich in vorderster Linie befinden. Die Bereitschaft für die Mission hat sich in einer mutigen Ausdehnung zu jenen Völker hin durchgesetzt, die auf die Erstverkündigung des Evangeliums warten. In diesen Jahren gab es mehr Neugründungen als je zuvor, gerade in schweren Augenblicken des Mitgliedermangels, unter dem die Institute leiden. Beim Bemühen, unter den Zeichen der Geschichte eine Antwort auf die Erwartungen der Menschheit zu finden, haben evangelischer Unternehmungsgeist und Wagemut geweihte Männer und Frauen an schwierige Orte geführt, bis hin zum Risiko und zum tatsächlichen Opfer ihres Lebens.35 Mit einem neuem Eifer begegnen viele geweihten Personen in der Ausübung der Werke der Barmherzigkeit Kranken, die versorgt sein wollen, Notleidenden jeder Art, Armen der alten und der neuen Armut. Auch andere Dienste, wie jener der Erziehung, erfahren durch sie eine unverzichtbare Unterstützung, die durch die Katechese den Glauben wachsen läßt oder ein echtes intellektuelles Apostolat darstellt. Außerdem versäumen sie es nicht, durch ihre Opfer und durch immer weitläufigere Mitarbeit die Stimme der Kirche in jenen Kommunikationsmedien zu unterstützen, die eine gesellschaftliche Umwandlung fördern.36 Eine überzeugte und entschlossene Option führte zum Anwachsen der Zahl der Geweihten, die unter den Emarginierten leben. In einer Menschheit, die in Bewegung ist, wenn so viele sich zur Auswanderung gezwungen sehen, drängen diese Männer und Frauen des Evangeliums sich aus Liebe zu Christus an die »Frontlinien« vor und werden die Nächsten derer, die die Letzten sind. Bedeutend ist auch der höchst spirituelle Beitrag, den die Klausurschwestern für die Evangelisierung leisten. Er ist »Seele und Sauerteig der apostolischen Initiativen und überläßt den aktiven Einsatz jenen, denen er von ihrer Berufung her zusteht«.37»So wird ihr Leben zu einer geheimnisvollen Quelle der apostolischer Fruchtbarkeit und des Segens für die christliche Gemeinschaft und für die gesamte Welt«.38 Schließlich ist auch daran zu erinnern, daß in diesen letzen Jahren das Martyrologium der Zeugen des Glaubens und der Liebe im geweihten Leben weiterhin beachtlich angewachsen ist. Die schwierigen Situationen haben von nicht wenigen die höchste Prüfung der Liebe in einer wahren Treue zum Reich Gottes gefordert. Menschen, die Christus und dem Dienst seines Reiches geweiht sind, haben die Treue in der Nachfolge bis zum Kreuz bezeugt. Verschieden sind die Umstände, unterschiedlich sind die Situationen, doch einer ist der Grund für das Martyrium: die Treue zum Herrn und zu seinem Evangelium: »Denn nicht die Qual macht das Martyrium, sondern der Beweggrund«.39
10.Wir leben in einer Zeit, in die der Geist einbricht und neue Möglichkeiten eröffnet. Obschon die charismatische Seite der verschiedenen Formen des geweihten Lebens in ständiger Bewegung und niemals vollendet ist, bereitet sie gemeinsam mit dem hl. Geist in der Kirche das Kommen Dessen vor, der kommen muß, Dessen, der bereits die Zukunft der voranschreitenden Menschheit ist. Wie die Aller seligste Jungfrau Maria, die erste der Geweihten, durch die Kraft des Heiligen Geistes und durch ihre restlose Hingabe Christus geboren hat, damit er die Menschheit durch seine liebende Hingabe erlöse, so sind heute die geweihten Personen gerufen, alles auf die Liebe zu setzen, indem sie für den Schöpfergeist offen bleiben, in demütiger Bereitschaft auf ihn hören und »ihre Lebensaufgabe durch eine tätige und konkrete Liebe zu jedem Menschen verwirklichen«.40 Zwischen dem hl. Geist und den geweihten Personen besteht eine besondere, lebendige und dynamische Verbindung, weshalb die geweihten Personen in ihrer Fügsamkeit gegenüber dem Schöpfergeist verharren müssen. Der Geist wirkt nach dem Willen des Vaters zum Lob der Gnade, die ihnen in seinem geliebten Sohn geschenkt ist. Und es ist derselbe Geist, der den Glanz des Geheimnisses über die ganze Existenz strahlen läßt, die für das Reich Gottes und das Wohl so vieler Armen und Verlassenen eingesetzt wird. Auch die Zukunft des geweihten Lebens ist der Dynamik des Geistes anvertraut, der Quelle und Spender der kirchlichen Charismen ist, die von ihm in den Dienst der ganzen Fülle der Kenntnis und der Verwirklichung der Frohbotschaft Jesu Christi gestellt wurden.
MUT ZUR ANNAHME DER PRÜFUNGEN 11. Ein realistischer Blick auf die Situation der Kirche und der Welt verlangt, auch die Schwierigkeiten im Alltag des geweihten Lebens zu sehen. Wir kennen alle die Prüfungen und Läuterungen, die es heute durchlebt. Der große Schatz der Gabe Gottes wird in zerbrechlichen, irdenen Gefäßen bewahrt (vgl. 2Kor 4, 7), und das Geheimnis des Bösen verfolgt auch jene, die ihr ganzes Leben Gott weihen. Wenn wir nun unsere Aufmerksamkeit auch den Leiden und Herausforderungen des heutigen geweihten Lebens zuwenden, dann geschieht dies nicht, um dieses zu kritisieren oder zu verurteilen, sondern um aufs neue die ganze Solidarität und liebevolle Nähe dessen zu zeigen, der nicht nur an den Freuden, sondern auch an den Schmerzen Anteil nehmen möchte. Wir wollen einige besondere Schwierigkeiten ins Auge fassen mit dem Blick dessen, der weiß, daß die Geschichte der Kirche von Gott geleitet wird und daß jenen, die ihn lieben, alles zum Guten gerät (vgl. Röm 8, 28). In dieser Sicht des Glaubens vermag auch das Negative einen Neubeginn auszulösen, wenn in ihm das gekreuzigte und verlassene Antlitz Christi wieder erkannt wird, der sich mit unseren Grenzen verbunden hat bis dahin, »unsere Sünden an seinem Leib zu tragen am Holz des Kreuzes« ( 1Petr 2, 24).41 Die Gnade Gottes wird gerade in der Schwachheit offenkundig (vgl. 2Kor 12, 9).
Den Sinn und die Qualität des geweihten Lebens wiederfinden 12. Die heutigen Schwierigkeiten der geweihten Personen haben viele Gesichter, besonders wenn wir die unterschiedlichen kulturellen Gegebenheiten berücksichtigen, in denen sie leben. Der Rückgang der Mitgliederzahl in vielen Instituten und die Überalterung, die in einigen Teilen der Welt unübersehbar sind, wecken die Frage, ob das geweihte Leben noch ein sichtbaren Zeugnis darstellt, das fähig ist, Jugendliche anzuziehen. Wenn, wie mancherorts behauptet wird, das Dritte Jahrtausend die Zeit ist, in der die Laien, die Verbände und die kirchlichen Bewegungen die Hauptakteure sind, dann können wir uns fragen: welcher Platz wird den traditionellen Formen des geweihten Lebens zugewiesen werden? Johannes Paul II. erinnert uns daran, daß es eine große Geschichte aufzubauen hat, und dies gemeinsam mit allen Gläubigen.42 Wir können jedoch nicht übersehen, daß das geweihte Leben zuweilen nicht die gebührende Beachtung findet und man ihm manchmal sogar mit einem gewissen Mißtrauen begegnet. Die geweihten Personen sind angesichts der wachsenden religiösen Krise, die so viele Teile unserer Gesellschaft betrifft, heute in besonderer Weise verpflichtet, neue Formen der Präsenz zu suchen und sich nicht wenige Fragen über ihr Selbstverständnis und ihre Zukunft zu stellen. Neben seiner lebendigen Dynamik, die zu einem Zeugnis und zu einer Hingabe bis zum Martyrium bereit ist, kennt das geweihte Leben auch die Bedrohungen der Mittelmäßigkeit im geistlichen Leben, der wachsenden Verspießerung und des Konsumdenkens. Die Komplexität der Führung von Werken, die von neuen sozialen Anforderungen und von staatlichen Normen verlangt sind, riskieren in Verbindung mit der Versuchung zu Effektivität und Aktionismus eine Verdunkelung der evangelischen Originalität und eine Schwächung der geistlichen Motivationen. Die Dominanz der persönlichen Pläne über die der Gemeinschaft kann die brüderliche Gemeinschaft zutiefst schädigen. Es sind dies wirkliche Probleme, die man jedoch nicht verallgemeinern darf. Die geweihten Personen sind nicht die einzigen, die die Spannung zwischen Säkualrismus und echtem Glaubensleben aushalten müssen, zwischen der Gebrechlichkeit ihres eigenen Menschseins und der Kraft der Gnade; dies ist die Befindlichkeit aller Mitglieder der Kirche. 13. Die Schwierigkeiten und die Infragestellungen, die das geweihte Leben erfährt, können einen neuen kairòs herbeiführen, eine Zeit der Gnade. In ihnen verbirgt sich ein echter Anruf des Heiligen Geistes, den Reichtum und die Möglichkeiten dieser Lebensform neu zu entdekken. So kann beispielsweise die Notwendigkeit, mit einer Gesellschaft zusammenleben zu müssen, in der oft eine Kultur des Todes herrscht, zu einer Herausforderung werden, mit größerer Überzeugungskraft Träger und Diener des Lebens zu sein. Die evangelischen Räte der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams, die von Christus in der Fülle seiner Menschennatur als Sohn Gottes gelebt wurden und die aus Liebe zu ihm übernommen werden, erscheinen als ein Weg zur vollen Verwirklichung der Person im Gegensatz zur Entmenschlichung; sie erscheinen als ein wirkungsvolles Gegenmittel zur Trübung des Geistes, des Lebens und der Kultur; sie verkünden die Freiheit der Kinder Gottes und die Freude an einem Leben nach den Lobpreisungen des Evangeliums. Der womöglich bei manchen entstehende Eindruck einer Abnahme der Wertschätzung des geweihten Lebens in einigen Teilen der Kirche kann als eine Einladung zur einer befreienden Reinigung verstanden werden. Das geweihte Leben sucht weder menschliches Lob noch Anerkennung; es findet seine Bestätigung in der Freude, weiterhin aktiv im Dienst am Reich Gottes mitarbeiten zu können, um eine Keimzelle zu sein, die im Geheimen wächst, ohne einen anderen Lohn zu empfangen als den, welchen der Vater ihm am Ende geben wird (vgl. Mt 6, 6). Es findet seine Identität im Ruf des Herrn, in seiner Nachfolge, seiner Liebe und im bedingungslosen Dienst, die fähig sind, ein Leben zu begnaden und ihm vollen Sinn zu geben. Wenn mancherorts die geweihten Personen ihrer zahlenmäßigen Konzentration wegen zu einer kleinen Herde werden, so kann diese Tatsache als ein Zeichen der Vorsehung angesehen werden, das dazu einlädt, die ureigene Aufgabe der Hefe, des Sauerteiges, des Zeichens und der Prophetie wieder zu gewinnen. Je größer die Teigmasse ist, die durchsäuert werden muß, desto anspruchsvoller muß der evangelische Sauerteig sein, und desto ausgeprägter das Lebenszeugnis und der charismatische Dienst der geweihten Personen. Das wachsende Bewußtsein von der Berufung aller zur Heiligkeit,43 und weit davon entfernt, die Zugehörigkeit zu einem Lebensstand, der für die Erreichung der evangelischen Heiligkeit besonders geeignet ist, als überflüssig zu erachten, kann ein weiterer Grund zu Freude für die geweihten Personen sein; sie stehen nun den übrigen Mitgliedern des Gottesvolkes näher, mit denen sie einen gemeinsamen Weg der Nachfolge Christi teilen, in einer tieferen Gemeinschaft, in gegenseitigem Wetteifer, in der gegenseitigen Hilfe einer kirchlichen Gemeinschaft, ohne Überlegenheit oder Unterlegenheit. Gleichzeitig ist dieses Bewußtsein eine Einladung, den Wert der Zeichenhaftigkeit zu erkennen, der dem geweihten Leben gegenüber der Heiligkeit aller Glieder der Kirche zukommt. Denn wenn es wahr ist, daß alle Christen »zur Heiligkeit und zur Vollkommenheit des eigenen Lebensstandes«44 gerufen sind, dann haben die geweihten Personen dank einer »neuen und besonderen Weihe«45den Auftrag, die Lebensweise Christi durch ihr Zeugnis der evangelischen Räte aufleuchten zu lassen, zur Stärkung der Treue des ganzen Leibes Christi. Dies ist keine Schwierigkeit, es ist vielmehr ein Anreiz zur Originalität und zu einem spezifischen Beitrag der Charismen des geweihten Lebens, die gleichzeitig Charismen einer gemeinsamen Spiritualität und einer Sendung zur Heiligkeit der Kirche darstellen. Letztlich können diese Herausforderungen einen mächtigen Appell darstellen, die eigene Lebenskraft des geweihten Lebens zu vertiefen, dessen Zeugnis heute mehr denn je notwendig ist. Es ist angebracht daran zu erinnern, wie die heiligen Gründer und Gründerinnen es verstanden haben, mit einer ursprünglichen charismatischen Kreativität auf die Herausforderungen und auf die Schwierigkeiten der eigenen Zeit zu antworten.
Die Aufgabe der Obern und Oberinnen 14. Bei der neuen Suche nach dem Sinn und der Qualität des geweihten Lebens ist die Aufgabe der Obern und Oberinnen, denen der Dienst der Autorität — eine anspruchsvolle und zuweilen angefochtene Aufgabe — anvertraut ist, von grundlegender Bedeutung. Diese Aufgabe verlangt eine ständige Anwesenheit, die zu Animation und Anregungen fähig ist, die die Begründung des geweihten Lebens in Erinnerung ruft und den ihr anvertrauten Personen zu einer stets neuen Treue zum Anruf des Geistes verhilft. Kein Oberer kann auf seine Sendung der Animation, der brüderlichen Hilfe, der Anregung, des Zuhörens, des Dialogs verzichten. Nur so wird die ganze Gemeinschaft sich in voller Brüderlichkeit und im apostolischen Dienst vereint wiederfinden. Die Anregungen, die das Dokument unserer Kongregation Das geschwisterliche Leben in Gemeinschaft gibt, bleiben von großer Aktualität, wo es von Aspekten der Autorität spricht, die es heute aufzuwerten gilt, und an die Aufgabe einer geistlichen Autorität erinnert, einer Autorität die Einheit schafft, einer Autorität die letzte Entscheidungen zu treffen weiß und deren Ausführung gewährleistet.46 Von jedem seiner Mitglieder wird eine überzeugende Teilnahme am Leben und an der Sendung der eigenen Gemeinschaft erwartet. Auch wenn es in letzter Instanz und nach dem Eigenrecht der Autorität zusteht, Entscheidungen zu fällen und Wahlen zu treffen, verlangt der Alltag eines brüderlichen Gemeinschaftslebens eine Mitbeteiligung, die Dialog und Entscheidung ermöglichen. Jeder einzelne und die ganze Gemeinschaft können so das eigene Leben mit dem Plan Gottes vergleichen und gemeinsam dessen Willen erfüllen.47 Die Mitverantwortung und die Mitbeteiligung werden auch in den verschiedenen Räten auf den jeweiligen Ebenen ausgeübt, an Orten also, an denen vor allem eine volle Einheit herrscht, damit die ständige Gegenwart des Herrn gesichert sei, der erleuchtet und führt. Der hl. Vater zögerte nicht, an die alte Weisheit der monastischen Tradition zu erinnern, die in der konkreten Verwirklichung der Spiritualität der Gemeinschaft zur Anwendung kommt und die tatsächliche Mitbeteiligung aller fördert und gewährleistet.48 Bei all dem wird eine ernsthafte ständige Weiterbildung, die in ein grundlegendes neues Überdenken der Fragen der Ausbildung in den Instituten des geweihten Lebens und der Gesellschaften des apostolischen Lebens eingebettet ist, für einen echten Weg der Erneuerung hilfreich sein: dieser nämlich »hängt hauptsächlich von der Ausbildung ihrer Mitglieder ab«.49
15. Unsere Zeit verlangt nach einer generellen Überprüfung der Ausbildung der Personen des geweihten Lebens, die nicht mehr an einen bestimmten Lebensabschnitt gebunden ist. Nicht nur mit dem Ziel, sie immer fähiger zu machen und sie in eine Realität einzubringen, die oftmals hektischen Veränderungen unterworfen ist, sondern zuerst ist es das geweihte Leben selbst, das von seinem Wesen her eine ständige Bereitschaft in jenen verlangt, die zu ihm berufen sind. Denn wenn das geweihte Leben in sich selbst tatsächlich »eine fortschreitende Aneignung der Gesinnung Christ«50 ist, dann scheint es offenkundig, daß ein solcher Weg die gesamte Lebenszeit fortdauern muß, um die ganze Person einzubeziehen, mit Herz und Geist und allen Kräften (vgl. Mt 22, 37), und sie dem Sohn gleich macht, der sich dem Vater für die Menschheit hingibt. So verstanden ist die Ausbildung nicht mehr nur eine pädagogische Zeit der Vorbereitung auf die Gelübde, sondern sie ist ein theologisches Verständnis des geweihten Lebens selbst, das in sich eine nie vollendete Ausbildung ist und eine »Teilhabe am Wirken des Vaters, der durch den Geist im Herzen ... die Gesinnung des Sohnes Gestalt werden läßt«.51 Es wird also wichtig sein, daß jede geweihte Person zur Freiheit erzogen werde, ein Leben lang zu lernen, in jedem Alter und jedem Lebensabschnitt, in jedem Umfeld und menschlichen Milieu, von jeder Person und Kultur, um sich auch vom kleinsten Splitter der Wahrheit und Schönheit bilden zu lassen, den sie in ihrem Umfeld antrifft. Doch vor allem muß sie lernen, sich vom Alltag formen zu lassen, von der eigenen Gemeinschaft und ihren Mitbrüdern und Mitschwestern, von den gewöhnlichen Dingen, den ordentlichen wie den außerordentlichen, vom Gebet wie von der apostolischen Mühe, in Freud und Leid, bis zum Augenblick des Todes. Entscheidend werden dann die Öffnung auf den andern hin und die Selbstlosigkeit, und besonders die Beziehung zur Zeit. Die Personen, die sich in ständiger Weiterbildung befinden, gewinnen die Zeit wieder zurück; sie wird ihnen nicht auferlegt, sie nehmen sie an als ein Geschenk und lassen sich klug auf die verschiedenen Rhythmen des Lebens ein (Tag, Woche, Monat, Jahr), wobei sie die Übereinstimmung zwischen ihnen und dem von Gott unwandelbar und ewig bestimmten Rhythmus suchen, der die Tage, die Jahrhunderte und die Zeiten festlegt. Auf ganz besondere Weise lernt die geweihte Person, sich vom liturgischen Jahr durchdringen zu lassen, in dessen Schule sie schrittweise die Geheimnisse des Lebens des Sohnes Gottes in dessen Gesinnung durchlebt, um täglich von Christus auszugehen und von seinem Ostern des Todes und der Auferstehung.
16. Zu den ersten Früchte eines Wegs der beständigen Weiterbildung gehört die Fähigkeit, die Berufung täglich als ein neues Geschenk zu leben, das von einem immer dankbarer werdenden Herzen angenommen wird. Ein Geschenk, das durch ein verantwortungsvolles Verhalten beantwortet wird, das mit Überzeugung und Ansteckungskraft bezeugt werden muß, damit auch die anderen sich von Gott gerufen fühlen können, sei es zu jener besonderen Berufung oder auf andere Wege. Der Geweihte ist von seiner Natur her auch ein Animator der Berufung; wer selbst gerufen ist, muß zwangsläufig zu einem Rufenden werden. Es besteht also eine natürliche Verbindung von ständiger Weiterbildung und Berufungsanimation. Der Dienst an den Berufungen ist eine der weiteren, neuen und anspruchsvollen Herausforderungen, der das geweihte Leben heute zu begegnen hat. Auf der einen Seite machen die Globalisierung der Kultur und die Komplexität der sozialen Beziehungen radikale und dauerhafte Lebensentscheidungen schwierig; auf der anderen Seite erlebt die Welt eine wachsende Erfahrung materieller und moralischer Leiden, die die Würde des menschlichen Wesens selbst bedrohen und in einem unterdrückten Hilferuf nach jemand rufen, der mit Entschlossenheit eine Botschaft des Friedens und der Hoffnung bringt, nach jemandem, der das Heil Christi bringt. In unserem Geist klingen die Worte Jesu an seine Jünger nach: »Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende« (Mt 9, 37-38; Lk 10, 2). Die erste Aufgabe der Berufungspastoral bleibt immer das Gebet. Besonders dort, wo wenige Eintritte in das Ordensleben zu verzeichnen sind, wird ein erneuerter Glaube an Gott gefordert, der —wenn er mit Vertrauen angerufen wird— auch aus Steinen Söhne Abrahams erwecken (vgl. Mt 3, 9) und einen unfruchtbaren Schoß wieder fruchtbar machen kann. Alle Gläubigen, und besonders die Jugendlichen, werden in diese Bekundung des Glaubens an Gott einbezogen, der allein seine Arbeiter rufen und aussenden kann. Die ganze Ortskirche, Bischöfe, Priester, Laien und geweihte Personen sind gerufen, die Verantwortung für die Berufungen zu einer besonderen Weihe zu übernehmen. Der beste Weg der Förderung von Berufungen zum geweihten Leben ist der, den der Herr selbst eingeschlagen hat, als er den Aposteln Johannes und Andreas sagte: »Kommt und seht« (Joh 1, 39). Diese Begegnung, die von einer Lebensgemeinschaft begleitet ist, verlangt von den geweihten Personen, ihre Berufung in ihrer ganzer Tiefe zu leben, um zu einem sichtbaren Zeichen jener Freude zu werden, die Gott denen schenkt, die seinen Ruf hören. Daher kommt auch das Bedürfnis nach gastlichen Gemeinschaften die fähig sind, ihr Lebensideal mit Jugendlichen zu teilen, die sich nach ihrer Glaubwürdigkeit hinterfragen lassen und die bereit sind, sich mit ihnen auf den Weg zu begeben. Bevorzugtes Feld für diese berufungsorientierte Verkündigung ist die Ortskirche. In ihr bringen alle Dienste und Charismen ihr gemeinsames Zusammenwirken52 zum Ausdruck und verwirklichen miteinander die Verbundenheit im einen Geist Christi und die Vielfalt seiner Erscheinungsformen. Die aktive Präsenz der geweihten Personen wird den christlichen Gemeinden helfen, Laboratorien des Glaubens53 zu werden, Stätten der Suche, der Besinnung und der Begegnung, der Gemeinschaft und des apostolischen Dienens, wo alle sich in die Auferbauung des Reiches Gottes unter den Menschen einbezogen fühlen. So wird das Klima geschaffen, das für die Kirche als Familie Gottes charakteristisch ist, eine Familienatmosphäre, die das gegenseitiges Kennenlernen, den Austausch und die Ansteckungskraft jener besonderen Werte erleichtert, die am Ursprung der Entscheidung stehen, sein ganzes Leben der Sache des Gottesreiches zu widmen. 17. Die Sorge um die Berufungen ist eine entscheidende Aufgabe für die Zukunft des geweihten Lebens. Die Abnahme der Berufungen, besonders in der westlichen Welt, und deren Anwachsen in Asien und Afrika zeichnet eine neue Landkarte der Präsenz des geweihten Lebens in der Kirche und führt zu neuen kulturellen Gleichgewichten in den Instituten. Dieser Lebensstand, der »durch das Bekenntnis zu den evangelischen Räten den Wesensmerkmalen Jesu eine typische und beständige Sichtbarkeit in der Welt verleiht«,54 erlebt heute eine besondere Phase der Neubesinnung und der Suche, mit neuen Formen und in neuen Kulturen. Dies ist sicherlich ein vielversprechender Anfang für die Entwicklung noch unerforschter Äußerungsmöglichkeiten seiner vielfältigen charismatischen Möglichkeiten. Die gegenwärtigen Umgestaltungen appellieren direkt an die einzelnen Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens, damit diese ihrer Präsenz in der Kirche und ihrem Dienst an der Menschheit einen starken evangelischen Akzent verleihen. Die Berufungspastoral verlangt die Entwicklung neuer und tieferer Fähigkeiten der Begegnung; sie verlangt, durch das Zeugnis des Lebens charakteristische Wege der Nachfolge Christi und der Heiligkeit anzubieten; sie verlangt, kraftvoll und eindeutig die Freiheit zu verkünden, die ein armes Leben schenkt, das als einzigen Schatz das Reich Gottes kennt; sie verlangt nach der Tiefe der Liebe eines keuschen Lebens, das nur ein einziges Herz zu kennen sucht, jenes Christi; sie verlangt nach der Kraft der Heiligung und Erneuerung aus einem gehorsamen Leben, das als einzigen Horizont die Erfüllung des Willens Gottes für das Heil der Welt kennt. Heute ist die Förderung der Berufungen eine Aufgabe, die nicht ausschließlich den Spezialisten anvertraut werden darf; noch darf sie losgelöst werden von einer echten und eigenständigen Jugendpastoral, die vor allem die konkrete Liebe Christi zu den Jugendlichen spürbar werden läßt. Jede Gemeinschaft und alle Mitglieder eines Instituts sind aufgerufen, sich um Kontakte zu Jugendlichen, um eine evangelische Pädagogik der Nachfolge Christi und der Weitergabe des Charismas zu bemühen; die Jugendlichen warten auf jemanden, der echt evangelische Lebensstile und eine Hinführung zu den großen geistlichen Werten des menschlichen und christlichen Lebens anbieten kann. Es sind also die geweihten Personen, welche die pädagogische Kunst der Weckung und Befreiung der tiefen, im Herzen der Personen — besonders der Jugendlichen — viel zu oft verborgenen Fragen wieder entdecken müssen. Auf dem Weg dieser Berufungsentscheidung werden ihnen diese Fragen gestellt, damit sie die Quelle ihrer Identität sichtbar machen. Die eigene Lebenserfahrung mitzuteilen bedeutet stets, die Erinnerung an sie zu erneuern und erneut jenes Licht zu betrachten, das die eigene Berufungsentscheidung erhellt hat.
18. Hinsichtlich der Ausbildung hat unser Dikasterium zwei Dokumente verfaßt, Potissimum institutioni und Die Zusammenarbeit zwischen den Instituten in der Ausbildung. Wir sind uns sehr wohl der immer neuen Herausforderungen bewußt, denen sich die Institute in diesem Bereich zu stellen haben. Die neuen Berufungen, die an die Türe des geweihten Lebens klopfen, sind von tiefen Unterschieden gekennzeichnet und verlangen persönliche Aufmerksamkeit und geeignete Methoden, um ihre konkrete menschliche, spirituelle und kulturelle Situation anzunehmen. Deshalb ist in aller Ruhe eine Klärung vorzunehmen, die frei ist von der Versuchung der Anzahl oder Effizienz, um im Licht des Glaubens und der möglichen Kontraindikationen die Echtheit der Berufung und die Lauterkeit der Motivation festzustellen. Die Jugendlichen müssen heute zu hohen Idealen der radikalen Nachfolge Christi und zu den tiefen Erfordernissen der Heiligkeit angeregt werden, im Blick auf eine Berufung, die sie überragt und womöglich weit über die ursprüngliche Absicht, die sie in ein bestimmtes Institut geführt hat, hinausgeht. Die Ausbildung sollte deshalb die Charaktermerkmale einer Initiation in die radikale Nachfolge Christi tragen. Da das Ziel des geweihten Lebens in der Gleichgestaltung mit dem Herrn Jesus besteht ist es notwendig, einen Weg der fortschreitenden Assimilierung der Gesinnung Christi an den Vater zu beginnen.55 Dies wird helfen, theologische, humanistische und technische Kenntnisse mit dem geistlichen und apostolischen Leben des Instituts zu integrieren und wird immer die Merkmale einer Schule der Heiligkeit an sich tragen. Die stärksten Herausforderungen für die Ausbildung kommen von seiten der Werte, die die globalisierte Kultur unserer Tage beherrschen. Die christliche Verkündigung des Lebens als einer Berufung, die einem Liebesplan des Vaters entspringt und einer persönlichen und heilenden Begegnung mit Christus in der Kirche bedarf, muß sich mit Vorstellungen und Plänen vergleichen, die von höchst unterschiedlichen Kulturen und sozialen Geschichten beherrscht werden. Die Gefahr besteht, daß subjektive Entscheidungen, individuelle Pläne und ortsbedingte Orientierungen Oberhand gewinnen über die Ordensregel, den gemeinschaftlichen Lebensstil und die apostolische Ausrichtung des Instituts. Deshalb ist ein formativer Dialog erforderlich, der fähig ist, die menschlichen, sozialen und spirituellen Charaktermerkmale eines jeden aufzugreifen, in ihnen die menschlichen Grenzen, die einer Überwindung bedürfen, und die Provokationen des Geistes zu erkennen, die das Leben des einzelnen und eines Instituts zu erneuern vermögen. In einer Zeit tiefgehender Umwandlungen muß bei der Ausbildung darauf geachtet werden, in die Herzen der jungen Geweihten jene menschlichen, geistlichen und charismatischen Werte einzupflanzen, die für ihre spätere kreative Treue56 unerläßlich sind, ganz in der Linie der geistlichen und apostolischen Tradition des Instituts. Die Vielfalt der Kulturen, die unterschiedlichen Lebensalter und die Verschiedenheiten in der Lebensplanung kennzeichnen immer stärker die Institute des geweihten Lebens. Die Ausbildung muß zum gemeinschaftlichen Dialog in der Herzlichkeit und in der Liebe Christi erziehen. Sie muß dazu anleiten, die Unterschiede als einen Reichtum anzunehmen und die unterschiedlichen Gesichtspunkte und Gefühle zu integrieren. So wird für die christlichen Gemeinschaften die ständige Suche der Einheit in der Liebe zu einer Schule der comunio und ein Angebot brüderlichen Zusammenlebens unter den Völkern. Besondere Aufmerksamkeit wird dann der kulturellen Ausbildung im Schritt mit der Zeit und im Dialog mit der Sinnsuche der heutigen Menschen geschenkt werden müssen. Dazu wird eine bessere philosophische, theologische und psycho-pädagogische Ausbildung gefordert sowie eine tiefere Orientierung am geistlichen Leben, ferner angemessenere Modelle für die Achtung der Kulturen, in denen die neuen Berufungen entstehen, und klar umrissene Programme für die ständige Weiterbildung; doch vor allem wird gewünscht, daß die besten Kräfte im Ausbildungsbereich eingesetzt werden, auch wenn dies spürbare Opfer verlangt. Der Einsatz qualifizierten Personals und dessen angemessene Vorbereitung hat Vorrang vor allem. Wir müssen äußerst großzügig sein wenn es darum geht, unsere Zeit und unsere Kräfte in die Ausbildung zu investieren. Die geweihten Personen gehören zum kostbarsten Gut der Kirche. Ohne sie bleiben alle Ausbildungs- und Apostolatspläne Theorie und fromme Wünsche. Dabei darf nicht vergessen werden, daß in einer hektischen Zeit, wie der unsrigen, weit mehr Zeit, Ausdauer und Geduld erforderlich ist, um die Ziele der Ausbildung zu erreichen. In Umständen, in denen Schnelligkeit und Oberflächlichkeit dominieren, brauchen wir Gelassenheit und Tiefgang, da die Person sich nur sehr langsam entwickelt.
Einige besondere Herausforderungen 19.Wenn wir hier die Notwendigkeit der Lebensqualität und die Aufmerksamkeit auf die Erfordernisse der Ausbildung hervorgehoben haben, dann deshalb, weil diese die vordringlichsten Aspekte zu sein scheinen. Die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens möchte jedenfalls den geweihten Personen in allen Problemen nahestehen und einen immer offeneren und konstruktiveren Dialog fortsetzten. Die Väter der Plenaria wissen um diese Notwendigkeit und haben den Wunsch nach einer besseren Kenntnis und Zusammenarbeit mit den Instituten des geweihten Lebens und den Gesellschaften des apostolischen Lebens geäußert. Ihre Präsenz in der Ortskirche, besonders jene der Institute diözesanen Rechts, der geweihten Jungfrauen und der Eremiten verlangen eine besondere Aufmerksamkeit des Bischofs und seines Presbyteriums. Gleichzeitig sind sie auch hellhörig für die Fragen, die sich die Ordensleute im Blick auf ihre großen Werke stellen, die es ihnen bisher ermöglicht haben, im Geiste ihrer spezifischen Charismen zu dienen: Krankenhäuser, Kollegien, Schulen und die verschiedensten Heime. In einigen Teilen der Welt werden sie mit großer Dringlichkeit verlangt, in anderen wird ihr Unterhalt schwierig. Um dafür Lösungen zu finden ist Kreativität, Umsicht, Dialog unter den Mitgliedern des Instituts, mit Instituten mit ähnlichen Werken sowie mit den Verantwortlichen der Teilkirche gefordert. Hochaktuell ist auch das Thema der Inkulturation. Es betrifft die Art und Weise, wie das geweihte Leben verwirklicht wird, die Anpassung der Formen der Spiritualität und des Apostolats, die Leitungsstile, die Ausbildung, die Verwaltung der Einkünfte und der wirtschaftlichen Güter, die Erfüllung der Sendung. Die Appelle, die der Papst an die ganze Kirche gerichtet hat, gelten auch für das geweihte Leben: »Das Christentum des dritten Jahrtausends wird immer auf diese Notwendigkeit der Inkulturation eingehen müssen. Es bewahrt voll seine eigene Identität in totaler Treue zur Verkündigung des Evangeliums und zur Tradition der Kirche und trägt auch das Angesicht der vielen Kulturen und Völker, in die es hineingegeben und verwurzelt wird«.57 Von einer wahren Inkulturation wird für das geweihte Leben wie für die gesamte Kirche eine beachtliche Bereicherung und eine neue Epoche geistlichen und apostolischen Aufschwungs erwartet. Wir könnten noch viele andere Erwartungen des geweihten Lebens in diesem dritten Jahrtausend erwähnen und kämen damit an keine Ende, denn der Geist drängt immer vorwärts und immer weiter. Es ist das Wort des Meisters, das in allen, die ihm nachfolgen, eine große Begeisterung wecken muß, um dankbar der Vergangenheit zu gedenken, leidenschaftlich die Gegenwart zu leben und sich vertrauensvoll der Zukunft zu öffnen.58 Wenn wir die Einladung hören, die Johannes Paul II. an die ganze Kirche gerichtet hat, dann muß das geweihte Leben ganz entschieden wieder von Christus ausgehen, indem es dessen Angesicht betrachtet und die Wege der Spiritualität als Wege des Lebens, der Pädagogik und der Pastoral bevorzugt: »Die Kirche wartet auch auf euren Beitrag, Brüder und Schwestern des geweihten Lebens, um auf dieser langen Wegstrecke gemäß den Richtungsweisungen voranzugehen, die ich im Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte aufgezeigt habe: das Antlitz Jesu betrachten, von ihm neu ausgehen, seine Liebe bezeugen«.59 Nur dann wird das geweihte Leben neue Lebenskraft finden, um sich in den Dienst der ganzen Kirche und der ganzen Menschheit zu stellen.
DAS GEISTLICHE LEBEN AN ERSTER STELLE 20. Das geweihte Leben ist, wie jede christliche Lebensform, von seiner Natur her dynamisch, und wer vom Geist gerufen ist, es für sich zu übernehmen, bedarf einer ständigen Erneuerung in seinem Wachsen zur vollkommenen Gestalt des Leibes Christi (vgl. Eph 4, 13). Es ist aus dem schöpferischen Impuls des Geistes hervorgegangen, der die Gründer und Gründerinnen auf den Weg des Evangeliums gewiesen und eine wunderbare Vielfalt von Charismen hervorgerufen hat. Sie waren es, die sich in wacher Verfügbarkeit führen ließen und Christus aus größerer Nähe gefolgt sind; sie sind in seine innerste Vertrautheit vorgedrungen und haben seine Sendung in vollem Maße geteilt. Ihre Erfahrung des Geistes will nicht nur von denen bewahrt werden, die ihnen nachgefolgt sind, sondern will weiter vertieft und entfaltet werden.60 Auch heute fordert der Heilige Geist Verfügbarkeit und Fügsamkeit für sein stets neues und kreatives Wirken. Er allein vermag die Frische und die Ursprünglichkeit der Anfänge zu bewahren und kann gleichzeitig Unternehmungsmut und Erfindungsmut einflößen, um auf die Zeichen der Zeit zu antworten. Man muß sich also vom Geist zur immer wieder neuen Entdeckung Gottes und seines Wortes hinführen lassen, zu einer brennenden Liebe zu ihm und zur Menschheit, zu einem neuen Verständnis des geschenkten Charismas. Es geht darum, nach einer im tiefsten Sinn des Wortes verstandenen Spiritualität zu streben, d.h. nach einem Leben aus dem Geist. Das geweihte Leben braucht heute vor allem einen spirituellen Auftrieb, der dazu hilft, im konkreten Alltag den evangelischen und geistlichen Sinn der Taufweihe und seiner neuen und besonderen Weihe wirksam werden zu lassen. »Das geistliche Leben muß also im Programm der Familien des geweihten Lebens an erster Stelle stehen, so daß jedes Institut und jede Kommunität sich als Schule einer echten evangeliumsgemäßen Spiritualität darstellen«.61 Wir müssen zulassen, daß der Geist die Quellen lebendigen Wassers, die in Christus entspringen, in Überfülle erschließe. Der Geist ist es, der uns in Jesus von Nazareth den Herrn erkennen läßt (vgl. 1Kor 12, 3), der in seine Nachfolge ruft und bewirkt, daß wir uns mit ihm identifizieren: »Wer aber den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm« (Röm 8, 9). Er ist es, der uns zu Söhnen im Sohne macht. Er ist es, der die Vaterschaft Gottes bezeugt, der uns unserer Sohnschaft bewußt werden und uns rufen läßt »Abba, Vater« (Röm 8, 15). Er ist es, der Liebe einflößt und Gemeinschaft schafft. Letztlich verlangt das geweihte Leben nach einem neuen Streben nach einer Heiligkeit, die in der Schlichtheit des Lebensalltags den Radikalismus der Bergpredigt62 und eine anspruchsvolle Liebe im Auge hat, die in einer persönlichen Beziehung zum Herrn, in geschwisterlicher Gemeinschaft und im Dienst an jedem Menschen gelebt wird. Eine solche innere Erneuerung, die ganz von der Kraft des Geistes durchdrungen und auf den Vater in der Suche nach dessen Reich ausgerichtet ist, wird es den geweihten Personen ermöglichen, neu von Christus auszugehen und Zeugen seiner Liebe zu sein. Der Ruf, in der Spiritualität die eigenen Wurzeln und Lebensentscheidungen neu zu finden, öffnet auf die Zukunft hin. Es geht vor allem darum, die Theologie der Evangelischen Räte, ausgehend vom Vorbild des trinitarischen Lebens in ganzer Fülle und gemäß den Richtungsweisungen von Vita consecrata63 zu leben, verbunden mit einer neuen Gelegenheit, sich an den Quellen der eigenen Charismen und den eigenen Konstitutionstexten zu messen, immer bereit für neue und anspruchsvollere Auslegungen. Die dynamische Bedeutung der Spiritualität bietet einen Anlaß, in dieser Zeit der Kirche eine stärker kirchen- und gemeinschaftsbezogene Spiritualität zu vertiefen, die anspruchsvoller und reifer ist in der gegenseitigen Hilfe zur Erreichung der Heiligkeit, und viel hochherziger in der Wahl der apostolischen Tätigkeiten. Letztlich ist es eine offenere Spiritualität, die innerhalb des geweihten Lebens und in dessen Ausstrahlung zu einer Pädagogik und zu einer Pastoral der Heiligkeitwerden kann, zum Wohl des ganzen Gottesvolkes. Der Heilige Geist ist die Seele und der Animator der christlichen Spiritualität, weshalb man sich seinem Wirken anheimgeben muß, das in den Herzen beginnt, in der Gemeinschaft offenbar wird und sich in der Sendung ausbreitet.
21. Man muß wieder kraftvoll einen Weg der Umkehr und der Erneuerung einschlagen, wie es in der Ursprungserfahrung der Apostel vor und nach der Auferstehung einen Neuaufbruch von Christus aus gab. Ja, man muß wieder bei Christus beginnen, denn von ihm sind die ersten Jünger in Galiläa ausgegangen; von ihm sind auf den Wegen der Geschichte die Männer und Frauen jeder Schicht und Kultur ausgegangen, die — vom Geist durch die Berufung geweiht — seinetwegen Familie und Heimat verlassen haben, ihm bedingungslos gefolgt sind und zur Verkündigung des Reiches und zum Einsatz für das Wohl aller bereit waren (vgl. Apg 10, 28). Das Bewußtsein der eigenen Begrenztheit und Schwäche und gleichzeitig der Größe der Berufung führte oft dazu, mit Petrus zu sagen; »Herr, geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch« (Lk 5, 8). Und dennoch war die Gabe Gottes stärker als das menschliche Unvermögen. Christus selbst ist in den Gemeinschaften jener gegenwärtig, die sich im Laufe der Jahrhunderte in seinem Namen versammelt haben, er hat sie nach sich und nach dem Geist geformt, hat sie auf den Vater hin ausgerichtet, sie durch die Straßen der Welt zu den Brüdern und Schwestern geführt, hat sie zu Werkzeugen seiner Liebe und zu Baumeistern des Reiches gemacht, zusammen mit allen anderen Berufungen in der Kirche. Die geweihten Personen können und müssen von Christus ausgehen, denn er selbst ist als erster auf sie zugekommen und begleitet sie auf ihrem Weg (vgl. Lk 42, 13-22). Ihr Leben ist Verkündigung des Primats der Gnade,64 ohne Christus vermögen sie nichts (vgl. Joh 15, 5); alles aber können sie in dem, der sie stärkt (vgl. Phil 3, 14). 22. Neu von Christus ausgehen bedeutet zu bekennen, daß das geweihte Leben eine besondere Nachfolge Christi ist, »lebendige Erinnerung an die Lebens- und Handlungsweise Jesu als Fleischgewordenes Wort gegenüber dem Vater und gegenüber den Brüdern und Schwestern«.65 Dies bedingt eine besondere Liebesgemeinschaft mit dem, der die Mitte des Lebens und die ständige Quelle jeder Initiative ist. Es ist — wie das Apostolische Schreiben Vita consecrata sagt — Erfahrung von Austausch, »besondere Gnade innerer Verbundenheit«,66»Identifizierung mit Ihm, bis zur Annahme seiner Gesinnung und seiner Lebensweise«;67 es ist ein »von Christus ergriffenes Leben«,68 ist »ein von der Hand Christi berührtes Leben, von seiner Stimme erreicht und von seiner Gnade unterstützt«.69 Das ganze Leben der Weihe kann nur von diesem Ansatz her verstanden werden: die evangelischen Räte machen Sinn, sofern sie dabei helfen, die Liebe zum Herrn in voller Fügsamkeit in seinen Willen zu bewahren und zu festigen; das brüderliche Leben begründet sich von jenem her, der um sich versammelt, und es ist auf die Freude seiner ständigen Gegenwart hin ausgerichtet; die Sendung ist sein Auftrag und bewegt dazu, sein Antlitz im Antlitz jener zu suchen, zu denen man gesandt ist, um mit ihnen die Erfahrung Christi zu tauschen. Dies waren die Ziele der Gründer der verschiedenen Gemeinschaften und Institute des geweihten Lebens. Dies waren die Ideale, die Generationen von geweihten Männern und Frauen bewegt haben. Neu von Christus ausgehen heißt also, die erste Liebe wiederfinden, den zündenden Funken, der zur Nachfolge entfacht hat. Ihm kommt der Primat der Liebe zu. Die Nachfolge ist nur Antwort der Liebe auf die Liebe Gottes. Wenn »wir lieben«, dann deshalb, »weil er uns zuerst geliebt hat« ( 1Joh 4, 10.19). Dies heißt seine persönliche Liebe mit jenem tiefen Bewußtsein erkennen, das den Apostel Paulus sagen ließ: »Christus hat mich geliebt und hat sein Leben für mich gegeben« (Gal 2, 20). Nur das Bewußtsein, selbst Objekt einer unendlichen Liebe zu sein, kann helfen, jede persönliche Schwierigkeit und die Schwierigkeiten des Instituts zu überwinden. Die geweihten Personen werden nicht kreativ sein können, nicht fähig das Institut zu erneuern und neue pastorale Wege einzuschlagen, wenn sie sich nicht von dieser Liebe erfüllt sehen. Diese Liebe ist es, die stark macht und mutig, die Kühnheit einflößt und alles wagen läßt. Die Gelübde, durch welche die Geweihten sich zum Leben der evangelischen Räte verpflichten, konzentrieren ihre ganze Radikalität auf die Antwort der Liebe. Die Jungfräulichkeit weitet das Herz auf das Maß des Herzens Christi und befähigt zu einer Liebe, wie er geliebt hat. Die Armut macht frei von der Sklaverei der Dinge und der künstlichen Bedürfnisse, zu denen die Konsumgesellschaft verleitet, und läßt Christus neu entdecken, den einzigen Schatz, für den sich die Mühsal des Lebens wirklich lohnt. Der Gehorsam legt das Leben völlig in seine Hände, damit er es gelingen lasse nach dem Plane Gottes und ein Meisterwerk aus ihm mache. Dazu ist der Mut einer hochherzigen und frohen Nachfolge erforderlich.
Die »Gesichter« Christi betrachten 23. Der Weg, auf den das geweihte Leben am Beginn des neuen Jahrtausends gerufen ist, wird von der Betrachtung Christi angeleitet, mit dem Blick »der mehr denn je auf das Antlitz des Herrn gerichtet ist«.70 Doch wo soll das Antlitz des Herrn konkret betrachtet werden? Es gibt eine Vielzahl von Formen seiner Gegenwart, die auf immer wieder neue Weise zu entdecken sind. Er ist wirklich gegenwärtig in seinem Wort und in den Sakramenten, vornehmlich in der Eucharistie. Er lebt in seiner Kirche, wird gegenwärtig in der Gemeinschaft jener, die in seinem Namen versammelt sind. In jedem Menschen tritt er uns gegenüber und identifiziert sich besonders mit den Kleinen, den Armen, den Leidenden, den Bedürftigen. In jedem Ereignis kommt er uns entgegen, sei es froh oder traurig, in Prüfung und Freude, in Schmerz und Krankheit. Die Heiligkeit ist die Frucht der Begegnung mit ihm in den vielen Formen seiner Gegenwart, in denen wir sein Antlitz als Sohn Gottes entdecken können, ein leidendes Antlitz, und gleichzeitig das Antlitz des Auferstandenen. So wie er sich im Lebensalltag präsent machte, so ist er auch heute noch im Alltag gegenwärtig, in dem er weiterhin sein Antlitz zeigt. Man braucht den Blick des Glaubens, um ihn zu erkennen, einen Blick, dem das Wort Gottes, das eucharistische Leben, das Gebet und vor allem die Werke der Liebe vertraut sind, denn nur die Liebe läßt uns das Geheimnis ganz erkennen. Wir können an einige privilegierte Orte erinnern, an denen man das Antlitz Christi betrachten kann für ein erneuertes Bemühen im Leben des Geistes. Es sind dies die Wege gelebter Spiritualität. Sie sind eine vorrangige Aufgabe in dieser Zeit, eine Gelegenheit, im Leben und in der täglichen Erfahrung den geistlichen Reichtum des eigenen Charismas neu zu verstehen, und zwar in einem neuen Kontakt mit jenen Quellen, die aus der Erfahrung des Geistes der Gründer und Gründerinnen den Funken des neuen Lebens und der neuen Werke als eine besondere neue Deutung des Evangeliums entspringen ließen, das in jedem Charisma enthalten ist.
24. Die Spiritualität zu leben heißt vor allem, von der Person Christi ausgehen, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist, der in seinem Wort, »der ersten Quelle jeder Spiritualität«, gegenwärtig ist, woran Johannes Paul II. die Geweihten erinnert.71 Die Heiligkeit ist unverständlich, wenn man nicht von einem neuen Horchen auf das Wort Gottes ausgeht. In Novo millennio ineunte lesen wir: »Besonders notwendig ist es, daß das Hören des Wortes zu einer lebendigen Begegnung wird ... die im biblischen Text das lebendige Wort erfassen läßt, das Fragen an uns stellt, Orientierung gibt und unser Dasein gestaltet«.72 Gerade dort offenbart sich der Meister und bildet Herz und Geist. Dort reift die Sicht des Glaubens, und man lernt die Wirklichkeit und die Ereignisse mit dem Blick Gottes selbst zu sehen, bis dahin, »den Geist Christi« zu haben (1Kor 2, 16). Es war der Heilige Geist, der die Gründer und Gründerinnen das Wort Gottes in einem neuen Licht sehen ließ. Diesem Wort entspringt jedes Charisma, und jede Ordensregel will sein Ausdruck sein. In Kontinuität mit den Gründern und Gründerinnen sind deren Schüler auch heute aufgerufen, das Wort Gottes zur Hand zu nehmen, damit es weiterhin Leuchte für ihre Schritte und Licht für ihren Weg sei (vgl. Ps118, 105). Der Heilige Geist wird sie dann in die ganze Wahrheit einführen können (vgl. Joh 16, 13). Das Wort Gottes ist Nahrung für das Leben, für das Gebet und für die tägliche Weihe. Es ist der Anfang der Einigung der Gemeinschaft in der Einheit des Denkens, ist die Inspiration für die ständige Erneuerung und für die apostolische Kreativität. Das II. Vatikanische Konzil hat bereits in der Rückkehr zum Evangelium den ersten großen Beginn der Erneuerung gesehen.73 Wie in der ganzen Kirche, so hat sich in diesen Jahren auch in den Gemeinschaften und Gruppen der geweihten Personen ein lebendigerer und unmittelbarerer Kontakt zum Wort Gottes entwickelt. Dies ist ein Weg, der weiterhin mit immer neuer Intensität beschritten werden muß. Der Papst sagte: »Es ist notwendig, daß Ihr nicht müde werdet, in der Betrachtung der Heilige Schrift, und besonders der heiligen Evangelien zu verweilen, da sie es sind, die in euch das Fleischgewordene Wort einprägen«.74 Das geschwisterliche Leben in Gemeinschaft erleichtert auch die Neuentdeckung der ekklesialen Dimension des Wortes: es anzunehmen, es zu betrachten, es gemeinsam zu leben, die mit ihm gemachten Erfahrungen auszutauschen und so voranzuschreiten in einer wirklichen Spiritualität der Gemeinschaft. In diesem Zusammenhang muß an die Notwendigkeit eines ständigen Bezugs auf die Ordensregel erinnert werden, der verlangt wird, weil in ihr und in den Konstitutionen »ein Weg der Nachfolge enthalten ist, der von einem eigenen, von der Kirche beglaubigten Charisma gekennzeichnet ist«.75 Die Regel übersetzt die spezifische, von den Gründern und Gründerinnen gegebene Deutung des Evangeliums nicht ohne einen besonderen Antrieb des Geistes und hilft den Mitgliedern des Instituts, tatsächlich gemäß dem Wort Gottes zu leben. Vom Wort genährt, zu neuen Männern und Frauen geworden, frei und evangelisch, werden die Geweihten im Einsatz für die Evangelisierung echte Diener des Wortes werden können. So erfüllen sie eine vorrangige Aufgabe für die Kirche am Beginn des neuen Millenniums: »Es ist unbedingt nötig, in uns wieder den Schwung des Anfangs dadurch zu entzünden, daß wir uns von dem glühenden Eifer der apostolischen Verkündigung, die auf Pfingsten folgte, mitreißen lassen«.76
25. Gebet und Kontemplation sind der Ort, an dem das Wort Gottes angenommen wird, und gehen gleichzeitig aus dem Hören des Wortes hervor. Ohne ein inneres Leben der Liebe, das das Wort, den Vater, den Geist (vgl. Joh 14, 23) an sich zieht, kann es keine Sicht des Glaubens geben; folglich verliert das eigene Leben schrittweise an Sinn, das Antlitz der Brüder wird fahl und es ist unmöglich, das Antlitz Christi zu entdecken; die Ereignisse der Geschichte bleiben unverstädnlich, wenn nicht gar hoffnungslos, die apostolische und karitative Sendung verkommt zu Zerstreuung und Aktivismus. Jede Berufung zum geweihten Leben ist aus der Kontemplation entstanden, aus Augenblicken intensiv empfundener Gemeinschaft, aus einer tiefen Freundschaft mit Christus, aus der Schönheit und dem Licht, das man auf seinem Antlitz leuchten sah. Von hier ausgehend reifte der Wunsch, immer beim Herrn zu sein — »Herr, es ist gut, daß wir hier sind« (Mt 17, 4) — und ihm nachzufolgen. Jede Berufung muß in dieser Intimität mit Christus ständig reifen. Johannes Paul II. erinnert daran und sagt: »Eure erste Aufgabe liegt deshalb zwangsläufig auf der Linie der Kontemplation. Jede Wirklichkeit des geweihten Lebens entsteht hier und erneuert sich täglich in der beständigen Kontemplation des Antlitzes Christi«.77 Die Mönche und Nonnen, wie auch auf ihre eigene Weise die Eremiten, widmen dem gemeinsamen Gotteslob als einem fortwährenden Gebet des Schweigens einen größeren Raum. Die Mitglieder der Säkularinstitute, wie auch die geweihten Jungfrauen in der Welt, bieten Gott die Freuden und Leiden, die Hoffnungen und Fürbitten aller Menschen an und betrachten das Antlitz Christi in der Geschichte, im Apostolat und in der täglichen Arbeit. Die Ordensleute widmen sich dem Unterricht, den Kranken, den Armen und begegnen dort dem Antlitz des Herrn. Für die Missionare und die Mitglieder der Apostolischen Gesellschaften wird die Verkündigung des Evangeliums nach dem Vorbild des Apostels Paulus als ein echter Gottesdienst (vgl. Röm 1, 6) gelebt. Die ganze Kirche freut sich am Segen der vielfältigen Gebetsformen und an der Vielfalt der Möglichkeiten, das eine Antlitz Christi zu betrachten. Gleichzeitig kann man feststellen, daß das Stundengebet und die Feier der Eucharistie seit Jahren einen zentralen Platz in jeder Form von geschwisterlicher Gemeinschaft erhalten haben und diesen biblische und ekklesiale Kraft schenken. Sie fördern auch die gegenseitige Erbauung und können zu einem Zeugnis dafür werden, daß sie auch vor Gott, und mit ihm, »ein Haus und eine Schule der Gemeinschaft« sind.78 Ein wahres geistliches Leben verlangt, daß alle — gleich welcher Form der Berufung — regelmäßig täglich eine geeignete Zeit dem tiefen und stillen Gespräch mit Jenem widmen, von dem sie sich geliebt wissen, um mit ihm ihr Leben auszutauschen und Licht zu empfangen für den weiteren Alltag. Es ist dies eine Übung, der man treu sein muß, denn ständig sind wir von der Entfremdung und Zerstreuung der heutigen Gesellschaft bedroht, ganz besonders von den Kommunikationsmitteln. Zuweilen wird die Treue zum persönlichen und liturgischen Beten eine echte Anstrengung erfordern, um nicht im Strudel des Aktivismus unterzugehen. Anders können wir keine Frucht bringen: »Wie die Rebe nicht von sich aus Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt« (Joh 15, 4).
Die Eucharistie als der bevorzugte Ort der Begegnung mit dem Herrn 26. Der Spiritualität einen bevorzugten Platz einräumen heißt, von der wiedergefundenen Zentralität der Feier der Eucharistie auszugehen, dem privilegierten Ort der Begegnung mit dem Herrn. Dort wird er aufs neue inmitten seiner Jünger gegenwärtig, erklärt die Schrift, erwärmt das Herz, erleuchtet den Geist, öffnet die Augen und gibt sich zu erkennen (vgl. Lk 24, 13-35). Die Einladung Johannes Pauls II. an die Geweihten ist besonders eindringlich: »Meine Lieben, begegnet ihm und betrachtet ihn auf ganz besondere Weise in der täglich gefeierten und angebeteten Eucharistie als der Quelle und dem Höhepunkt des Lebens und des apostolischen Wirkens«.79 Im Apostolischen Schreiben Vita consecrata ruft er zur täglichen Teilnahme am Sakrament der Eucharistie und zu deren beständigen und anhaltenden Anbetung auf.80 Als Gedächtnis des Opfertodes des Herrn und als Herz im Leben der Kirche und jeder Gemeinschaft gestaltet die Eucharistie von innen her die erneuerte Hingabe der eigenen Existenz, den gemeinschaftlichen Lebensplan und die apostolische Sendung. Wir alle brauchen diese tägliche Wegzehrung der Begegnung mit dem Herrn, um unsere Alltäglichkeit in die Zeit Gottes einzufügen, der durch die Gedächtnisfeier der österlichen memoria des Herrn gegenwärtig wird. Hier kann die Intimität mit Christus in Fülle gelebt werden, das Gleichwerden mit ihm, die vollständige Gleichförmigkeit mit ihm, zu der die Geweihten berufen sind.81 In der Eucharistie verbindet Christus uns tatsächlich mit sich selbst in seiner österlichen Hingabe an den Vater: wir opfern und sind selbst Geopferte. Die Weihe zum Ordensleben selbst nimmt eucharistische Züge an: sie ist eine völlige Hingabe seiner selbst und ist aufs engste mit dem eucharistischen Opfer verbunden. Hier treffen alle Formen des Gebets zusammen, hier wird das Wort Gottes verkündet und angenommen, hier sind wir aufgerufen zu einer Beziehung zu Gott, mit den Brüdern und mit allen Menschen: es ist das Sakrament der Kindschaft, der Geschwisterlichkeit und der Sendung. Als Sakrament der Einheit in Christus ist die Eucharistie gleichzeitig Sakrament der kirchlichen Einheit und der Einheit der Geweihten. Letztlich erscheint sie als die »Quelle der Spiritualität für den einzelnen und für das Institut«.82 Damit die Eucharistie aber die erhofften Früchte der Gemeinschaft und der Erneuerung in Fülle erbringe, dürfen die wesentlichen Voraussetzungen nicht fehlen, vor allem die gegenseitige Vergebung und die gegenseitige Liebe. Bevor wir die Opfergabe zum Altar bringen, ist nach der Weisung des Herrn die völlige Aussöhnung mit dem Bruder gefordert (vgl. Mt 5, 23). Man kann nicht das Sakrament der Einheit feiern und dabei sich gegenseitig gleichgültig bleiben. Man muß ferner auch bedenken, daß diese wesentlichen Voraussetzungen auch die Frucht und das Zeichen für eine würdig gefeierte Eucharistie sind. Denn vor allem aus der Gemeinschaft mit dem eucharistischen Herrn schöpfen wir die Fähigkeit, unseren Einsatz für unsere Verlebendigung in der gegenseitigen Annahme und im Dienst zu erneuern. Dann gilt für die Feier der Eucharistie tatsächlich und auf hervorragende Weise die Verheißung Christi: »Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, bin ich mitten unter ihnen« (Mt 18, 20), und in Verbindung mit ihr erneuert sich die Gemeinschaft Tag für Tag. Unter solchen Bedingungen wird die Gemeinschaft der Geweihten, die das in der Eucharistie täglich erneuerte Ostergeheimnis feiert, zum Zeugnis für Gemeinschaft und zum prophetischen Zeichen der Geschwisterlichkeit angesichts einer gespaltenen und verwundeten Gesellschaft. Aus der Eucharistie entsteht jene Spiritualität der Gemeinschaft, die notwendig ist für die Durchführung des Dialogs der Liebe, dessen die Welt so sehr bedarf.83
Das Antlitz Christi in der Prüfung 27. Die Spiritualität in einem ständigen Neubeginn von Christus aus zu leben bedeutet, immer vom Höhepunkt seiner Liebe auszugehen — und die Eucharistie bewahrt deren Geheimnis — wenn er am Kreuz sein Leben in einer höchsten Hingabe darbringt. Die durch Gelübde Geweihten können gar nicht anders, als die Kontemplation des Antlitzes des Gekreuzigten zu pflegen.84 Es ist das Buch, in dem sie lernen, was Liebe ist und wie Gott und die Menschheit zu lieben sind, die Quelle aller Charismen und die Synthese aller Berufungen.85 Die Weihe als Ganzhingabe und vollkommenes Opfer ist die vom Geist angeregte Weise der Neubelebung des Geheimnisses vom gekreuzigten Christus, der in die Welt kam, um sein Leben als Lösegeld für viele zu geben (vgl.Mt 20, 28; Mk 10, 45), und um auf dessen unendliche Liebe zu antworten. Die Geschichte des geweihten Lebens hat diese Angleichung an Christus in vielerlei asketischen Formen ausgedrückt, »die eine wahre Hilfe für einen echten Weg der Heiligkeit waren und sind. Die Askese ... ist für die Personen des geweihten Lebens wirklich unentbehrlich, um ihrer Berufung treu zu bleiben und Jesus auf dem Kreuzweg zu folgen«86 Heute bewahren die geweihten Personen zwar die Erfahrung der Jahrhunderte, aber sie sind gerufen, zeitgemäße Formen zu finden, die unserer Zeit angemessen sind. In erster Linie jene, die die Mühe der apostolischen Arbeit begleiten und die Hochherzigkeit des Einsatzes gewährleisten. Heute kann das Kreuz, das täglich anzunehmen ist (vgl. Lk 9, 23), auch eine gemeinschaftsbezogene Wertigkeit erhalten, wie Überalterung des Instituts, unzureichende Strukturen, unsichere Zukunft. Angesichts all dieser schmerzlichen persönlichen wie gemeinschaftsbezogenen und sozialen Situationen kann der Schrei Jesu am Kreuz im Herzen der einzelnen Personen oder in jenem ganzer Gemeinschaften vernommen werden: »Warum hast du mich verlassen?« (Mk 15, 34). In diesem an den Vater gerichteten Schrei gibt Jesus zu verstehen, daß seine Solidarität mit der Menschheit derart radikal geworden ist, daß sie alles Negative, bis hin zu Sünde und Tod, durchdringt, teilt und selbst annimmt, bis hin zum Tod, der die Frucht der Sünde ist.. »Um den Menschen das Angesicht des Vaters zurückzugeben, mußte Jesus nicht nur das Gesicht des Menschen annehmen, sondern sich sogar das »Gesicht« der Sünde aufladen«.87 Neu von Christus ausgehenbedeutet anerkennen, daß die Sünde noch immer im Herzen und im Leben aller radikal gegenwärtig ist, und es bedeutet, im leidenden Antlitz Christi jene Hingabe zu erkennen, die die Menschheit mit Gott versöhnt hat. Auf dem Weg der Geschichte der Kirche verstanden es die Geweihten, das leidende Antlitz des Herrn auch außerhalb ihrer selbst zu betrachten. Sie erkannten es in den Kranken, den Gefangenen, den Armen, den Sündern. Ihr Kampf war vor allem gegen die Sünde und deren verheerende Folgen gerichtet. Die Verkündigung Jesu: »Bekehrt euch und glaubt dem Evangelium« (Mk 1, 15) hat ihre Schritte auf die Straßen der Menschen gelenkt und dort Hoffnung auf neues Leben geschenkt, wo Mutlosigkeit und Tod herrschen. Ihr Dienst hat so viele Männer und Frauen dazu gebracht, im Bußsakrament die Erfahrung der barmherzigen Umarmung des Vaters zu machen. Auch heute muß man diesen Dienst der Versöhnung (vgl. 2Kor 5, 18), den Jesus Christus seiner Kirche anvertraut hat, mit Nachdruck neu anbieten. Es ist das mysterium pietatis,88 dessen häufige Erfahrung die Geweihten im Sakrament der Buße zu machen eingeladen sind. Neue Gesichter zeigen sich heute, in denen das Antlitz Christi dort wiedererkannt, geliebt und gepflegt sein will, wo er heute anwesend ist: es sind die neuen Formen materieller, moralischer und spiritueller Armut, die die heutige Gesellschaft hervorbringt. Der Schrei Jesu am Kreuz verrät, wie er all dieses Leid auf sich genommen hat, um es zu erlösen. Die Berufung der geweihten Personen ist eine Fortführung der Berufung Jesu, und wie er nehmen sie das Leid und die Sünde der Welt auf sich und vollenden sie in der Liebe.
Die Spiritualität der communio 28. Wenn »das geistliche Leben im Plan der Familien des geweihten Lebens an erster Stelle stehen muß«,89 dann wird es vor allem eine Spiritualität der communio sein müssen, wie es dem gegenwärtigen Zeitpunkt angemessen ist: »Die Kirche zum Haus und zur Schule der communio machen, darin liegt die große Herausforderung, die in dem beginnenden Jahrtausend vor uns steht, wenn wir dem Plan Gottes treu sein und auch den tiefgreifenden Erwartungen der Welt entsprechen wollen«.90 Auf diesem Weg der ganzen Kirche wird vom geweihten Leben, kraft dessen spezifischer Berufung zu einem Leben der Gemeinschaft in der Liebe, ein entscheidender Beitrag erwartet. So sagt Vita consecrata: »Von den Personen des geweihten Lebens wird erwartet, daß sie tatsächlich Experten der Gemeinschaft sind und deren Spiritualität leben als Zeugen und Baumeister jenes Planes von Gemeinschaft, der nach Gottes Willen am Höhepunkt der Geschichte des Menschen steht«.91 Es sei auch daran erinnert, daß es eine Aufgabe der heutigen Gemeinschaften des geweihten Lebens ist, »die Spiritualität vor allem innerhalb der eigenen Gemeinschaft, und dann auch in der kirchlichen Gemeinschaft und über deren Grenzen hinaus dadurch zu stärken, daß es vor allem dort, wo die heutige Welt von Rassenhaß oder mörderischem Wahn zerrissen ist, den Dialog der Liebe eröffnet bzw. immer wieder aufnimmt«.92 Eine Aufgabe, die spirituelle Persönlichkeiten voraussetzt, die innerlich vom Gott der liebevollen und barmherzigen Gemeinschaft geprägt sind, sowie reife Gemeinschaften, in denen die Spiritualität der communio Lebensnorm ist. 29.Doch was ist Spiritualität der communio? Mit einprägsamen Worten, die fähig sind, Beziehungen und Programme zu erneuern, sagt Johannes Paul II.: »Spiritualität der Gemeinschaft bedeutet vor allem, den Blick des Herzens auf das Geheimnis der Dreifaltigkeit zu lenken, das in uns wohnt und dessen Licht auch auf dem Angesicht der Brüder und Schwestern neben uns wahrgenommen werden muß.« Und Weiter: »Spiritualität der Gemeinschaft bedeutet zudem die Fähigkeit, den Bruder und die Schwester im Glauben in der tiefen Einheit des mystischen Leibes erkennen, d.h.: es geht um einen der zu mir gehört...« Aus diesem Prinzip folgen mit zwingender Logik einige Folgerungen betreffs des Fühlens und Handelns: die Freuden und Leiden des Bruders teilen; seine tiefen Wünsche erahnen und sich seiner Bedürfnisse annehmen; eine echte und tiefe Freundschaft anbieten. Spiritualität der Gemeinschaft ist auch die Fähigkeit, vor allem das Positive im anderen zu sehen, um es als Gottesgeschenk anzunehmen und zu schätzen; heißt schließlich, dem Bruder Raum geben können, indem einer des anderen Last trägt. Ohne diesen geistlichen Weg würden die äußeren Mittel der Gemeinschaft recht wenig nützen.93 Die Spiritualität der Gemeinschaft stellt sich auch als ein spirituelles Klima der Kirche am Beginn des dritten Jahrtausends dar, als eine aktive und beispielhafte Aufgabe des geweihten Lebens auf allen Ebenen. Es ist der wichtigste Weg in eine Zukunft, die Leben und Zeugnis bedeutet. Die Heiligkeit und die Sendung führen über die Gemeinschaft, weil Christus in ihr und durch sie gegenwärtig wird. Der Bruder und die Schwester werden zum Sakrament Christi und der Begegnung mit Gott, werden zur konkreten Möglichkeit und, mehr noch, zur unverzichtbaren Notwendigkeit, um das Gebot der gegenseitigen Liebe und somit der trinitarischen Liebe zu leben. In diesen Jahren werden die Gemeinschaften und die verschiedenen Formen der Fraternitäten der Geweihten immer mehr als Stätten der Gemeinschaft verstanden, an denen die Beziehungen weniger formal und die gegenseitige Annahme und das Verständnis leichter sind. Man entdeckt auch wieder den göttlichen und menschlichen Wert des Beisammensein als Geschenk, wie die Jünger bei Christus waren, dem Meister, in Freundschaft, und wo auch Augenblicke der Entspannung und der Unterhaltung gemeinsam sind. Eine intensivere Gemeinschaft wird auch unter den verschiedenen Gemeinschaften innerhalb der Institute festgestellt. Die multikulturellen und internationalen Gemeinschaften, die »berufen sind den Sinn für die Gemeinschaft unter den Völkern, Rassen und Kulturen zu bezeugen«,94 sind vielerorts bereits positive Wirklichkeit, wo gegenseitige Kenntnis, Respekt, Wertschätzung und Bereicherung erlebt wird. Es gibt Orte der Einübung der Integration und der Inkulturation und gleichzeitig des Zeugnisses der Universalität der christlichen Botschaft. Das Apostolische Schreiben Vita consecrata stellt diese Lebensform als ein Zeichen der Gemeinschaft innerhalb der Kirche vor und weist auf den ganzen Reichtum und die Erfordernisse des brüderlichen Lebens hin. Zuvor hatte unser Dikasterium das Dokument Congregavit nos in unum Christi amor über das Geschwisterliche Leben in Gemeinschaft verabschiedet. Auf diese Dokumente sollte jede Gemeinschaft regelmäßig zurückgreifen, um den eigenen Glaubensweg und den Fortschritt in der Brüderlichkeit zu überprüfen.
Communio zwischen den alten und neuen Charismen 30.Die Communio, welche die geweihten Männer und Frauen zu leben gerufen sind, greift weit über die eigene Ordensfamilie oder das eigene Institut hinaus. Wenn sie sich der Communio mit anderen Instituten und anderen Formen der Weihe öffnen, können sie die Gemeinschaft ausweiten, die gemeinsamen evangelischen Wurzeln neu entdecken und miteinander mit größerer Klarheit die Schönheit der eigenen Identität innerhalb der Verschiedenheit der Charismen als Zweige des einen Rebstocks erkennen. Sie müßten eigentlich wetteifern in der gegenseitigen Wertschätzung (vgl. Röm 12, 10), um das beste Charisma zu erreichen, die Liebe (vgl. 1Kor 12, 31). Begegnung und Solidarität unter den Instituten des geweihten Lebens sind also zu fördern im Bewußtsein, daß die Gemeinschaft »eng verbunden ist mit der Fähigkeit der christlichen Gemeinschaft, allen Gaben des Geistes Raum zu geben. Die Einheit der Kirche bedeutet nicht Einförmigkeit, sondern organische Integration der legitimen Verschiedenheiten. Es geht um die Wirklichkeit, daß die vielen Glieder in einem Leib verbunden sind, dem einzigen Leib Christi (vgl. 1Kor 12, 12)«.95 Dies kann der Beginn einer solidarischen Suche nach gemeinsamen Wegen für den Dienst der Kirche sein. Äußere Faktoren, wie die Notwendigkeit der Anpassung an die Bedingungen der Staaten, und institutsinterne Gründe, wie der Rückgang der Mitglieder, führen im Bereich der Ausbildung, der Güterverwaltung, der Erziehung, der Evangelisierung bereits zu einer Koordination der Anstrengungen. Auch in solchen Situationen können wir die Einladung des Geistes zu einer intensiveren Gemeinschaft erkennen. Bei dieser Arbeit werden die Konferenzen der Höheren Oberen und Oberinnen und die Konferenzen der Säkularinstitute auf allen Ebenen unterstützt. Man kann die Zukunft nicht mehr von der Zerstreuung aus angehen. Man muß Kirche sein, gemeinsam das Abenteuer des Geistes und der Nachfolge Christi leben, die Erfahrungen des Evangeliums austauschen, die Gemeinschaft und die Ordensfamilie des anderen lieben lernen wie die eigene. Die Freuden und Leiden, die Sorgen und Erfolge können geteilt werden und gehören allen. Auch angesichts der neuen Formen des evangelischen Lebens sind Dialog und Austausch gefordert. Vita consecrata erinnert daran, daß diese neuen Vereinigungen eines Lebens nach dem Evangelium »keine Alternativen (sind) zu den früheren Institutionen, die weiter einen hervorragenden Platz einnehmen, den die Überlieferung ihnen eingeräumt hat. (...) Die alten Institute, von denen viele zwar härteste Prüfungen durchgemacht, aber sich Jahrhunderte lang tapfer gehalten haben, können eine Bereicherung erfahren, wenn sie mit den in unserer Zeit anstehenden Gründungen den Dialog aufnehmen und Gaben austauschen«.96 Begegnung und Gemeinschaft mit den Charismen der ekklesialen Bewegungen können schließlich eine gegenseitige Bereicherung bewirken. Die Bewegungen können oft ein Beispiel für evangelische und charismatische Frische sowie einen hochherzigen und kreativen Impuls zur Evangelisierung geben. Wie die neuen Formen evangelischen Lebens, so können auch sie viel vom frohen, treuen und charismatischen Zeugnis des geweihten Lebens lernen, das ein reiches geistliches Erbe, vielfältige Schätze an Weisheit und Erfahrung sowie eine große Vielfalt von Möglichkeiten des Apostolats und der Mission bewahrt. Unser Dikasterium hat bereits Kriterien und Richtlinien angeboten, die für die Einbindung der Ordensleute in die kirchlichen Bewegungen heute noch Gültigkeit besitzen.97 Was wie hier betonen möchten betrifft die Kenntnis und Zusammenarbeit, die gegenseitige Anregung und den Austausch, die nicht nur zwischen einzelnen Personen, sondern auch zwischen den Instituten, den kirchlichen Bewegungen und den neuen Formen geweihten Lebens im Blick auf ein Wachsen im Geiste und auf die Erfüllung der einen Sendung der Kirche gepflegt werden können. Es handelt sich um Charismen, die aus dem Impuls des Geistes selbst entsprungen und auf die Fülle des evangelischen Lebens in der Welt ausgerichtet sind, um gemeinsam den Plan Gottes zum Heil der Menschheit zu erfüllen. Die Spiritualität der Gemeinschaft realisiert sich gerade auch in diesem weiten Dialog der evangelischen Brüderlichkeit zwischen allen Teilen des Gottesvolkes.98
31. Die Erfahrung der Communio unter den Geweihten führt zu einer noch größeren Öffnung, nämlich jener auf alle übrigen Glieder der Kirche hin. Das Gebot der gegenseitigen Liebe, das innerhalb der Gemeinschaft erfahren wird, will von der persönlichen Ebene auf jene der verschiedenen kirchlichen Realitäten übertragen werden. Nur in einer ganzheitlichen Ekklesiologie, in der die verschiedenen Berufungen innerhalb des einen Volkes von Berufenen entstehen, kann die Berufung zum geweihten Leben ihre spezifische Identität als Zeichen und als Zeugnis wiederfinden. Immer mehr wird heute die Tatsache entdeckt, daß die Charismen der Gründer und Gründerinnen, die vom Geist für das Wohl aller erweckt wurden, aufs neue in den Mittelpunkt der Kirche gebracht werden müssen, in Offenheit für die communio und für die Mitbeteiligung aller Glieder des Gottesvolkes. Auf dieser Linie können wir auch das Entstehen einer neuen Form von communio und Zusammenarbeit innerhalb der verschiedenen Berufungen und Lebensstände feststellen, besonders zwischen Geweihten und Laien.99 Die Mönchsorden und die Kontemplativen können den Laien einen vorwiegend spirituellen Kontakt und die nötigen Räume des Schweigens und des Gebets anbieten. Die apostolisch tätigen Institute können sie in verschiedene Formen pastoraler Aktivität einbeziehen. Die Mitglieder von Säkularinstituten, seien sie Laien oder Kleriker, treten mit den übrigen Gläubigen in den gewöhnlichen Formen des Alltags in Beziehung.100 Neu ist in diesen Jahren vor allen die Bitte einiger Laien, an den charismatischen Idealen der Institute teilzuhaben. Daraus sind interessante Initiativen und neue institutionelle Formen von Vereinigungen der Institute entstanden. Wir erleben einen echten Frühling althergebrachter Institutionen wie Säkularorden oder Dritte Orden, sowie das Entstehen neuer laikaler Verbände und Bewegungen im Umfeld der Ordensfamilien und der Säkularinstitute. Wenn, wie in der Vergangenheit, die Zusammenarbeit zuweilen auf der Linie des Ersatzes für den Mangel an den für ein Apostolat notwendigen Ordensleuten geschah, so entsteht nun das Bedürfnis, die Verantwortungen nicht nur hinsichtlich der Führung der Werke des Instituts zu teilen, sondern vor allem mit dem Ziel, Aspekte und Zeiten zu leben, die zur Besonderheit der Spiritualität und der Sendung des Instituts gehören. Für eine gegenseitige und bereichernde Zusammenarbeit ist also eine angemessene Ausbildung der Geweihten wie der Laien wünschenswert. Wenn es zu anderen Zeiten vor allem die Ordensleute waren, die neue Formen von Laienverbänden geschaffen, geistlich genährt und geleitet haben, kann heute dank der immer besseren Ausbildung der Laien eine gegenseitige Hilfe bereitgestellt werden, die das Verständnis der Besonderheit und der Schönheit eines jeden Lebensstandes fördert. Gemeinschaft und Gegenseitigkeit sind in der Kirche nie eine Einbahnstraße. Weit davon entfernt, sich gegenseitig zu ignorieren oder sich lediglich im Blick auf gemeinsame Aktivitäten zu organisieren, können Priester und Ordensleute in diesem neuen Klima kirchlicher Communio die rechte Beziehung von Gemeinschaft und eine neue Erfahrung evangelischer Brüderlichkeit und gegenseitigen charismatischen Wetteifers wiederfinden, und dies in einer gegenseitigen Ergänzung, die die Unterschiede achtet. Eine solche ekklesiale Dynamik wird in vollem Umfang auch zum Nutzen der Erneuerung und der Identität des geweihten Lebens sein. Wenn sich das Verständnis des Charismas vertieft, finden sich immer neue Möglichkeiten der Verwirklichung.
32. In dieser Beziehung kirchlicher communio mit allen Berufungen und Lebensständen ist ein ganz besonderer Aspekt jener der Einheit mit den Hirten. Ohne eine wirksame und emotionale Verbindung mit den Hirten, vor allem mit dem Papst als dem Zentrum der Kirche, und mit dessen Lehramt, würde man vergeblich behaupten, eine Spiritualität der Gemeinschaft zu pflegen. Gerade die konkrete Verwirklichung des sentire cum Ecclesia, das ein Wesenzug aller Gläubigen ist,101 leuchtet besonders in den Gründern und Gründerinnen des geweihten Lebens auf und wird zu einer charismatischen Aufgabe für die Institute. Man kann das Antlitz Christi nicht betrachten, wenn man es nicht auch in seiner Kirche strahlen sieht. Christus lieben heißt: die Kirche in ihren Personen und Einrichtungen lieben. Angesichts der üblichen zerstreuenden Kräfte, die fundamentale Prinzipien des Glaubens und der katholischen Moral in Zweifel ziehen, sind die Personen des geweihten Lebens und deren Institutionen heute mehr denn je aufgerufen, die nahtlose Einheit mit dem Magisterium unter Beweis zu stellen und sich vor allem überzeugt und freudig zu ihr zu bekennen. Es ist angebracht zu betonen, was bereits der Papst im Apostolischen Schreiben Vita consecrata sagte: »Ein Wesensmerkmal dieser kirchlichen comunio ist das Festhalten mit Herz und Verstand am Lehramt der Bischöfe, das von allen Personen des geweihten Lebens, besonders jenen, die in der theologischen Forschung, in der Lehre, im Publikationswesen, in der Katechese, im Bereich der sozialen Kommunikationsmittel tätig sind, treu gelebt und vor dem Volk Gottes klar und deutlich bezeugt werden muß«.102 Gleichzeitig anerkennen sie, daß viele Theologen Ordensleute sind, und daß viele Forschungseinrichtungen von Instituten des geweihten Lebens geleitet werden. Sie tragen diese Verantwortung in der Welt der Kultur auf lobenswerte Weise. Die Kirche blickt mit vertrauensvoller Aufmerksamkeit auf deren intellektuellen Einsatz angesichts der Schwierigkeiten und des Affronts, dem das Magisterium heute gegenübersteht.103 Die kirchlichen Dokumente der vergangenen Jahrzehnte haben ständig den Auftrag des Konzils aufgegriffen, das die Hirten einlud, die besonderen Charismen in einer ganzheitlichen Pastoral aufzuwerten. Gleichzeitig ermutigen sie die Personen des geweihten Lebens, klar und zuversichtlich die eigenen Vorschläge bezüglich ihrer Präsenz und Arbeit in Übereinstimmung mit der besonderen Berufung bekannt zu machen und vorzustellen. Dies gilt ähnlich auch in der Beziehung zum Diözesanklerus. Der Großteil der Ordensleute arbeitet täglich mit den Priestern in der Pastoral zusammen. Es ist also unverzichtbar, alle möglichen Initiativen zu ergreifen, die zu einer immer besseren Kenntnis und gegenseitigen Achtung führen. Nur im Einklang mit der Spiritualität der Gemeinschaft und mit einer Pädagogik, wie sie in Novo millennio ineunte aufgezeigt ist, wird das Geschenk, das der Heilige Geist, der durch die Charismen des geweihten Lebens seiner Kirche macht, erkannt werden. Besonders für das geweihte Leben gilt auch jene »Wesensgemeinschaft« im Leben der Kirche, die zwischen dem charismatischen und dem hierarchischen Element besteht und die Johannes Paul II. wiederholt angesprochen hat, wenn er zu den neuen ekklesialen Bewegungen sprach.104 Die Liebe und der Dienst in der Kirche verlangen immer, im Austausch einer gegenseitigen Liebe gelebt zu werden.
Christus erkennen und ihm dienen 33. Eine durch die evangelischen Räte verwandelte Existenz wird zu einem prophetischen und stillen Zeugnis, gleichzeitig aber auch zu einem offenen Protest gegen eine unmenschliche Welt. Sie verpflichtet zur Entfaltung der Person und weckt eine neue Phantasie der Liebe. Wir haben dies bei den heiligen Gründergestalten gesehen. Sie äußert sich nicht nur in der Effektivität des Dienstes, sondern vor allem in der Fähigkeit, mit den Leidenden solidarisch zu werden, so daß die hilfreiche Tat als eine Mitteilung der Brüderlichkeit empfunden wird. Diese Form der Evangelisierung, die sich in der Liebe und in der Hingabe an die Werke erfüllt, sichert den Worten der Liebe eine unmißverständliche Zeugniskraft.105 Seinerseits stellt das Leben in Gemeinschaft die erste Verkündigung des geweihten Lebens dar, denn es ist ein wirksames Zeichen und eine überzeugende Kraft, die zum Glauben an Christus führt. Die Gemeinschaft also wird selbst zur Mission, ja »die Gemeinschaft erzeugt communio und stellt sich wesentlich als missionarische Gemeinschaft«106 dar. Die Gemeinschaften wollen wieder Christus auf den Wegen der Geschichte des Menschen nachfolgen,107 mit einem apostolischen Einsatz und einem Lebenszeugnis, das dem eigenen Charisma entspricht.108»Wer Christus wirklich begegnet ist, kann ihn nicht für sich behalten, er muß ihn verkündigen. Ein neuer apostolischer Aufbruch tut not, der als tägliche Aufgabe der christlichen Gemeinden und Gruppen gelebt werden soll«.109 34. Wenn man von Christus ausgeht wird die Spiritualität der Gemeinschaft zu einer kraftvollen und gediegenen Spiritualität des Wirkens der Jünger und Apostel seines Reiches. Für das geweihte Leben bedeutet dies, sich in den Dienst an den Brüdern einzubringen, in denen man das Antlitz Christi sieht. In der Ausübung dieser apostolischen Sendung sind Sein und Tun untrennbar miteinander verbunden, da das Geheimnis Christi das einzige Fundament jeder pastoralen Tätigkeit darstellt.110 Der Beitrag der Geweihten zur Evangelisierung »besteht vor allem im Zeugnis eines Lebens der vollständigen Hingabe an Gott und an die Brüder und Schwestern in der Nachfolge des Erlösers, der sich aus Menschenliebe zum Knecht gemacht hat«.111 In der Teilhabe an der Sendung der Kirche beschränken sich die geweihten Personen nicht darauf, nur einen Teil ihrer Zeit einzusetzen, sondern das ganze Leben. In Novo millennio ineunte scheint der Papst in der konkreten Liebe zu den Armen noch weiter vorwärts drängen zu wollen: »Das Jahrhundert und das Jahrtausend, die im Anbruch begriffen sind, werden noch sehen müssen — und es ist wünschenswert, daß sie dies möglichst nachhaltig tun — zu welcher Hingabe die Liebe zu den Ärmsten fähig ist. Wenn wir wirklich von der Betrachtung Christi ausgegangen sind, werden wir in der Lage sein, ihn vor allem im Antlitz derer zu erkennen, mit denen er sich selbst gern identifiziert hat: »Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen« (Mt 25, 35-36). Diese Aussage ist nicht nur eine Aufforderung zur Nächstenliebe; sie ist ein Stück Christologie, das einen Lichtstrahl auf das Geheimnis Christ wirft. Daran mißt die Kirche ihre Treue als Braut Christi nicht weniger, als wenn es um die Rechtgläubigkeit geht«.112 Der Papst gibt auch einen konkreten spirituellen Hinweis, wenn er dazu einlädt, in der Person der Armen eine besondere Gegenwart Christi zu sehen, die der Kirche eine vorrangige Entscheidung für sie auferlegt. Durch eine solche vorrangige Entscheidung müssen auch die Geweihten113 den »Stil der Liebe Gottes, seine Vorsehung und seine Barmherzigkeit«114bezeugen. 35. Das Feld, auf welches der hl. Vater zur Arbeit einlädt, ist weit wie die Welt. Indem das geweihte Leben sich diesem Schauplatz nähert »muß es lernen, seinen Glauben an Christus auf solche Weise zu bekennen, daß er den Appell, den Christus von dieser Welt der Armut aussendet, entschlüsselt«.115 Erste Aufgabe jeder apostolischen Tätigkeit wird es sein, den universalen Atem einer missionarischen Berufung mit der konkreten Einbindung in einen bestimmten Zusammenhang und in eine Teilkirche in Einklang zu bringen. Zu den alten Formen der Armut sind neue hinzugetreten: sinnlose Verzweiflung, Drogensucht, Verlassenheit in Alter oder Krankheit, Ausgrenzung und soziale Diskriminierung.116 In ihren alten und neuen Formen ist die Sendung vor allem ein Dienst an der Würde der Person in einer entmenschlichten Gesellschaft, denn die erste und größte Armut unserer Zeit ist die verächtliche Gleichgültigkeit gegenüber den Rechten der menschlichen Person. Mit der Dynamik der Liebe, der Vergebung und der Aussöhnung setzten sich die Geweihten für die Erbauung einer gerechten Welt ein, die neue und bessere Chancen für das Leben und die Entfaltung der Person bietet. Damit dieser Einsatz wirksam sei, wird die Haltung eines Armen verlangt, gereinigt von egoistischen Interessen, bereit zu einem gewaltlosen Friedensdienst, in Solidarität und voller Anteilnahme am Leid anderer. Eine Art und Weise, die Worte Gottes zu verkünden und seine Werke so zu tun, wie Jesus es begonnen und wie die Urkirche es gelebt hat, was mit dem Abschluß des heiligen Jahres oder mit dem Jahrhundertwechsel (vgl. Lk 4, 15-21) nicht vergessen werden darf, sondern was mit größerer Eindringlichkeit danach drängt, eine andere Zukunft in der Liebe zu verwirklichen. Man muß bereit sein, den Preis der Verfolgung zu bezahlen, denn in unserer Zeit ist der Kampf für Gerechtigkeit in Über einstimmung mit dem Evangelium die häufigste Ursache des Martyriums. Johannes Paul II. bekräftigt, daß dieses Zeugnis »auch in jüngster Zeit in verschiedenen Erdteilen zum Martyrium einiger eurer Brüder und Schwestern geführt hat«.117
36. Durch die Jahrhunderte hindurch war die Caritas für die Geweihten stets jener Bereich, in dem das Evangelium konkret gelebt wurde. In ihr haben sie die prophetische Kraft ihrer Charismen und den Reichtum ihrer Spiritualität in der Kirche und in der Welt zur Entfaltung gebracht.118 Sie verstanden sich ja als dazu gerufen, »Sichtbarwerden der Liebe Gottes«119 zu sein. Diese Dynamik muß weiterhin in kreativer Treue wirksam bleiben, denn in der Pastoralarbeit der Kirche ist sie eine durch nichts zu ersetzende Kraft. In einem Augenblick, da nach einer neuen Phantasie der Liebe und nach einem echten und glaubwürdigen Beweis der Liebe des Wortes durch jene der Werke gerufen wird,120 blickt das geweihte Leben mit Bewunderung auf die apostolische Kreativität, die die tausenderlei Gesichter der Liebe und der Heiligkeit in ganz spezifischen Formen erblühen ließ; dennoch ist die Dringlichkeit unverkennbar, mit der Kreativität des Geistes die Welt weiterhin mit neuen Formen tätiger evangelischer Liebe für die Bedürfnisse unserer Zeit zu überraschen. Das geweihte Leben will seine Charismen und Traditionen neu bedenken, um sie in den Dienst der neuen Fronten der Evangelisation zu stellen. Es geht darum, den Armen nahe zu sein, den Alten, den Drogenabhängigen, den Aidskranken, den Vertriebenen und jenen, die besonderer Umstände wegen jede Form von Leid erfahren. Mit einer Aufmerksamkeit, die auf die veränderten Modelle achtet — denn eine Betreuung allein genügt nicht mehr — muß man schauen, die Ursachen dieser Nöte auszurotten. Die Armut der Völker ist durch die Ambitionen und die Gleichgültigkeit vieler und durch Strukturen der Sünde verursacht, die auch durch einen ernsthaften Einsatz im Bereich der Erziehung beseitigt werden müssen. So viele alte und neue Gründungen führen die Geweihten an Orte, zu denen andere nicht vordringen können. In diesen Jahren sind Ordensleute fähig gewesen, die Sicherheiten des schon bekannten zu verlassen und sich auf unbekannte Gebiete und Betätigungen hin auszurichten. Dank ihrer völligen Weihe sind sie ja frei, um überall dort einzugreifen, wo die Situation kritisch ist, wie es die jüngsten Gründungen in den neuen Ländern, die besondere Herausforderungen stellen, beweisen, wobei gleichzeitig mehrere Ordensprovinzen einbezogen und internationale Gemeinschaften eingerichtet werden. Mit aufmerksamem Blick und einem großem Herzen121 haben sie den Ruf so vielen Leids in eine konkrete Diakonie der Liebe aufgenommen. Überall haben sie ein Band zwischen der Kirche und Randgruppen, die von der ordentlichen Pastoral nicht erreicht werden, hergestellt. Selbst einige Charismen, die längst vergangenen Zeiten zu entsprechen schienen, erhalten neue Bedeutung in dieser Welt, die Frauenhandel und Handel mit Kindersklaven kennt, während die Kinder oft Opfer von Mißbrauch werden und Gefahr laufen, auf der Straße zu enden und in Kindermilizen rekrutiert zu werden. Heute herrscht in der Ausübung des Apostolats eine größere Freiheit, eine bewußtere Ausstrahlung, eine Solidarität, die es versteht, sich durch Menschennähe auszudrücken, sich ihrer Probleme anzunehmen um dann in großer Wachheit für die Zeichen der Zeit auf ihre Bedürfnisse zu antworten. Diese Vermehrung der Initiativen hat bewiesen, wie wichtig eine gute Planung in der Mission ist, wenn man nicht nur improvisieren, sondern organisch und effektiv wirken möchte.
37. Die erste Aufgabe, die mit Energie angegangen werden muß, ist die Verkündigung Christi an die Heiden. Diese hängt vor allem von den Geweihten ab, die sich dafür einsetzen, daß die Botschaft des Evangeliums zur wachsenden Zahl jener gelangt, die es noch nicht kennen. Diese Sendung steht noch in den Anfängen, und es ist unsere Aufgabe, sie mit aller Kraft zu verwirklichen.122 Der mutige und von Vertrauen getragene Einsatz der Missionare und Missionarinnen muß immer besser den Anforderungen der Inkulturation entsprechen, damit die spezifischen Werte eines jeden Volkes nicht verdrängt, sondern geläutert und zu ihrer Vollendung geführt werden.123 In totaler Treue zur Verkündigung des Evangeliums wird das Christentum des dritten Jahrtausends auch vom Antlitz so vieler Kulturen und so vieler Völker geprägt sein, in denen es angenommen und eingewurzelt ist.124
38. In einer ruhmreichen Tradition üben Geweihte in großer Zahl, vor allem Frauen, das Apostolat in den Bereichen des Gesundheitswesens aus und führen dort den barmherzigen Dienst Christi aus. Nach seinem Beispiel, dem Beispiel des Göttlichen Samariters, sind sie den Leidenden nahe, um deren Schmerz zu lindern. Ihre Professionalität, die sehr darauf bedacht ist, die Medizin zu vermenschlichen, öffnet einen Raum für das Evangelium, das auch die bittersten Erfahrungen des menschlichen Lebens und Sterbens mit Vertrauen und Güte erfüllt. Darum werden die ärmsten und verlassensten Patienten in ihrer liebevollen Sorge bevorzugt sein.125 Für die Wirksamkeit des christlichen Zeugnisses ist es wichtig, vor allem in einigen besonders delikaten und umstrittenen Bereichen die Gründe der Positionen der Kirche erläutern zu können und vor allem hervorzuheben, daß es dabei nicht darum geht, den Nichtgläubigen eine bestimmte Sicht des Glaubens aufzudrängen, sondern darum, die Werte, die in jedem menschlichen Wesen verwurzelt sind, zu deuten und zu verteidigen.126 Besonders in den Geweihten, die auf diesem Sektor arbeiten, wird die Liebe dann zu einem Dienst der Aufklärung, damit allerorts jene Prinzipien beachtet werden, von denen eine menschenwürdige Zivilisation abhängt.
39. Auch die Welt der Erziehung verlangt eine qualifizierte Präsenz der Geweihten. Im Geheimnis der Menschwerdung liegen die Fundamente einer Anthropologie, die die eigenen Grenzen und Widersprüchlichkeiten überschreitet, auf Jesus hin, »den neuen Menschen« (Eph 4, 24; vgl. Kol3, 10). Da der Sohn Gottes wirklicher Mensch geworden ist, kann der Mensch, in ihm und durch ihn, wirklich Sohn Gottes werden.127 Dank der besonderen Erfahrung der Gaben des Geistes im ständigen Hören auf das Wort und in der wachen Unterscheidung, wie auch dank des reichen Schatzes an erzieherischen Traditionen, die im Laufe der Zeit vom eigenen Institut angesammelt wurden, sind die Geweihten in der Lage, eine besonders wirksame Tätigkeit zu entfalten. Dieses Charisma vermag den Bereichen, die vom evangelischen Geist der Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe durchdrungen sind und in denen die Jugendlichen in ihrem Reifen in der Menschlichkeit unter der Führung des Geistes gefördert werden, Lebendigkeit zu verleihen, indem die Heiligkeit gleichzeitig als erzieherisches Ziel für alle dargestellt wird, für Erzieher wie für Schüler.128 Innerhalb des geweihten Lebens ist ein neuer kultureller Einsatz zu fördern, der es gestattet, das Niveau der persönlichen Vorbereitung anzuheben und zum Dialog zwischen moderner Mentalität und Glaube vorzubereiten, um auch durch die eigenen akademischen Institutionen eine Evangelisierung der Kultur zu fördern, die als Dienst an der Wahrheit verstanden wird.129 In dieser Perspektive erscheint die Präsenz in den sozialen Kommunikationsmedien mehr als wünschenswert.130 Jede Anstrengung auf diesem neuen und strategischem Apostolat ist zu ermutigen, damit die Initiativen in diesem Bereich besser koordiniert und zu einer höheren Qualität und Effektivität geführt werden.
Die Öffnung für die grossen Dialoge 40. Von Christus aus neu beginnen bedeutet schließlich, ihm dorthin zu folgen, wohin er selbst mit seinem Heilswirken gegangen ist, und in der Vielfalt der von ihm eröffneten Horizonte zu leben. Das geweihte Leben kann sich nicht damit begnügen, in der Kirche und für die Kirche zu leben. Es erstreckt sich mit Christus auf andere christliche Kirchen hin, auf andere Religionen, auf alle Menschen, die sich zu keinerlei religiöser Überzeugung bekennen. Das geweihte Leben ist also ein Anruf, den eigenen, besonderen Beitrag in alle großen Dialoge einzubringen, für welche das II. Vatikanische Konzil die ganze Kirche geöffnet hat. »Engagiert im Dialog mit allen« ist der bezeichnende Titel des letzten Kapitels von Vita consecrata, gleichsam als logische Folge des ganzen Apostolischen Schreibens. 41. Das Dokument erinnert vor allem daran, wie die Synode über das geweihte Leben die tiefe Verbindung von geweihtem Leben und Ökumenismus ins Licht gerückt hat. »Wenn nämlich die Seele der Ökumene das Gebet und die Umkehr sind, besteht kein Zweifel, daß die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens eine besondere Verpflichtung haben, sich dieser Aufgabe zu widmen.«131 Im Leben der geweihten Personen muß dem ökumenischen Beten und dem Zeugnis dringend größerer Raum gewidmet werden, damit die Mauern der Spaltungen und Vorurteile mit der Kraft des Heiligen Geistes abgebaut werden können. Kein Institut des geweihten Lebens kann sich von der Arbeit in diesem Anliegen ausgenommen fühlen. Wenn Vita consecrata von den Formen des ökumenischen Dialogs spricht, dann weist es auf die gemeinsame lectio divina, auf die Teilnahme am gemeinsamen Gebet, in dem der Herr uns seine Gegenwart zusichert (vgl. Mt 18, 20), als auf eine Möglichkeit hin, die für die Mitglieder von Ordensgemeinschaften besonders geeignet ist. Freundschaft, Liebe und Zusammenarbeit in gemeinsamen Unternehmungen des Dienstes und des Zeugnisses werden die lebendige Erfahrung ermöglichen, wie schön es ist, wenn Brüder in Eintracht beisammen sind (vgl. Ps 133/132). Nicht weniger wichtig ist die Kenntnis der Geschichte, der Lehre, der Liturgie, der karitativen und apostolischen Werke der anderen Christen.132 42. Für den Dialog zwischen den Religionen nennt Vita consecrata zwei grundlegende Voraussetzungen: das evangelische Zeugnis und die Freiheit des Geistes. Ferner regt es zu besonderen Hilfen an, wie gegenseitige Kenntnis, gegenseitigen Respekt, herzliche Freundschaft und gegenseitige Ehrlichkeit gegenüber den monastischen Bereichen anderer Religionen.133 Ein weiterer Bereich der Zusammenarbeit liegt in der gemeinsamen Sorge um das menschliche Leben, die sich von Mitleid mit dem physischen und geistlichen Leid bis zum Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung erstreckt.134 Schließlich erinnert Johannes Paul II. an das Bemühen um die Förderung der Würde der Frau, zu der alle, und besonders die geweihten Frauen, beitragen müssen als einem besonderen Bereich der Begegnung mit anderen religiösen Traditionen.135 43. Ferner ist an den Dialog mit jenen zu denken, die keinem besonderen Glaubensbekenntnis angehören. Die geweihten Personen bieten sich aufgrund ihrer Lebensentscheidung als bevorzugte Mittler in jener Suche nach Gott an, die seit jeher das Herz des Menschen umtreibt und ihn zu den verschiedensten Formen der Spiritualität hinführt. Ihr Gespür für die Werte (vgl. Phil 4, 8) und die Verfügbarkeit für die Begegnung bezeugen die Wesensmerkmale einer echten Suche nach Gott. »Darum haben die Personen des geweihten Lebens die Pflicht, all jenen großzügig Aufnahme und geistliche Begleitung anzubieten, die vom Durst nach Gott bewegt sind und sich mit dem Wunsch, die Anforderungen des Glaubens zu leben, an sie wenden«.136 44.Dieser Dialog öffnet sich notwendigerweise auf die Verkündigung Christi. In der Gemeinschaft liegt ja die Gegenseitigkeit des Geschenks. Wenn das Hören auf den anderen echt ist, dann bietet es eine gute Möglichkeit, die eigene geistliche Erfahrung und die Inhalte der Frohbotschaft anzubieten, die das geweihte Leben nähren. Man bezeugt so die Hoffnung, die in uns ist (vgl. Petr. 3, 15). Wir müssen nicht fürchten, daß das Sprechen über den eigenen Glauben jene beleidigen könne, die anderen Glaubensüberzeugungen folgen. Es ist dagegen eine Möglichkeit zur frohen Verkündigung der Gabe, die für alle bestimmt ist und allen angeboten wird, wenngleich mit dem höchsten Respekt der Freiheit eines jeden: das Geschenk der Offenbarung des Gottes, der Liebe ist, der »so sehr die Welt geliebt hat, daß er seinen eingeborenen Sohn hingab« (Joh 3, 16). Die missionarische Pflicht hindert uns andererseits nicht daran, diesen Dialog mit einer tiefen inneren Bereitschaft zu beginnen, auch selbst zu empfangen, denn unter den Schätzen und Grenzen jeder Kultur können die Geweihten die Samen des Wortes sammeln, in denen sie kostbare Werte für ihr eigenes Lebens und ihre Sendung erhalten. »Nicht selten erweckt der Geist, der weht wo er will (Joh 3, 8), in der allgemeinen menschlichen Erfahrung trotz ihrer vielen Widersprüchlichkeiten Zeichen einer Gegenwart, die selbst den Jüngern Christi helfen, die Botschaft, deren Überbringer sie sind, vollkommener zu verstehen«.137
Die heutigen Herausforderungen 45.Angesichts der großen und beunruhigenden Probleme, die die gesamte Menschheit bei der Vorstellung eines ökologischen Kollapses, der weite Gebiete des Planeten unwirtlich und menschenfeindlich macht, beklemmen, kann man unmöglich im Abseits stehen. Die reichen Länder verbrauchen die Ressourcen in einem Rhythmus, den das System nicht ausgleichen kann, und bewirken dadurch, daß die armen Länder immer ärmer werden. Gleichfalls können die Probleme des Friedens nicht ignoriert werden, der oft vom Schrecken katastrophaler Kriege bedroht wird.138 Habgier, Vergnügungssucht und Kult der Macht, also jene dreifache Versuchung, von der die Geschichte gezeichnet ist, stehen am Ursprung auch der Übel unserer Zeit und können nur überwunden werden, wenn die evangelischen Werte der Armut, der Keuschheit und des Dienens neu entdeckt werden.139 Die Ordensleute müssen in Wort und Tat die Schönheit der Armut im Geiste und der Reinheit des Herzens verkünden können, die zum Dienst an den Brüdern frei machen, und die Schönheit des Gehorsams, die den Früchten der Liebe Dauer verleiht. Wie kann man schließlich der Verachtung der Menschenrechte gegenüber untätig bleiben?140 Besonderes Gewicht muß einigen Aspekten der Radikalität des Evangeliums geschenkt werden, die oftmals nicht verstanden werden, deshalb aber nicht weniger im kirchlichen Programm der Caritas enthalten sein müssen. Vor allem anderen betrifft dies die Achtung des Lebens eines jeden Menschenwesens von der Empfängnis bis zu dessen natürlichem Ende. In dieser Öffnung auf eine Welt, die so auf Christus hinzuordnen ist, daß alle Gegebenheiten in IHM ihre ureigenste Bedeutung erhalten, nehmen die geweihten Laien der Säkularinstitute einen bevorzugten Platz ein: sie nehmen in den besonderen Gegebenheiten der Welt an der sozialen und politischen Dynamik teil und flößen ihr kraft ihrer Nachfolge Christi neuen Wert ein; so wirken sie effektiv für das Reich Gottes. Gerade kraft ihrer Weihe, die sie ohne äußere Kennzeichen als Laien unter Laien leben, können sie Salz und Licht auch in solchen Situationen sein, in denen eine Erkennbarkeit ihrer Weihe ein Hindernis oder gar eine Ablehnung bewirken würde.
Vorwärts und nach oben gewandt 46. Auch unter den Geweihten finden sich Wächter des Morgens: die jungen Männer und Frauen.141 Wir brauchen wirklich mutige Jugendliche, die sich in der Kraft des Geistes vom Vater gestalten lassen, die zu Personen werden, die »Christus gleichförmig sind«,142 allen ein klares und frohes Zeugnis ihrer »besonderen Annahme des Geheimnisses Christi«143und der besonderen Spiritualität ihres Instituts144 anbieten. Mögen sie also noch entschiedener als wahre Protagonisten ihrer Ausbildung anerkannt werden.145 Da sie aus Gründen des Generationenwechsels die Erneuerung ihrer Institute werden vorantreiben müssen ist es angebracht, daß sie nach angemessener Vorbereitung schrittweise Aufgaben der Animation und der Leitung übernehmen. Vor allem in der Kraft ihrer drängenden Ideale mögen sie gediegene Zeugen des Strebens nach Heiligkeit werden als dem »höchsten Maßstab« des christlichen Seins.146 Auf die Unbedingtheit dieses Glaubens, auf die Haltungen, die sie froh an den Tag legen sowie auf dem, was der Geist ihnen eingeben möchte, gründet zum guten Teil die Zukunft des geweihten Lebens und seiner Sendung. Blicken wir auf Maria, der Mutter und Lehrerin eines jeden von uns. Sie, die erste der Geweihten, hat die Fülle der Liebe gelebt. Eifrig im Geiste diente sie dem Herrn; froh in der Hoffnung, stark in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet; besorgt um die Nöte der Brüder (vgl.Röm 12, 11-13). In ihr spiegeln und erneuern sich alle Seiten des Evangeliums, alle Charismen des geweihten Lebens. Sie steht uns bei im alltäglichen Einsatz, damit aus ihm ein leuchtendes Zeugnis der Liebe werde, ganz nach der Aufforderung des hl. Paulus: »Wandelt würdig der Berufung mit der ihr gerufen wurdet!« (Eph 4, 1). Als Bekräftigung dieser Richtungsweisungen wollen wir die Worte von Johannes Paul II. noch einmal aufgreifen, denn in ihnen finden wir die Ermutigung und das Vertrauen, deren wir bedürfen, wenn wir eine Aufgabe angehen, die unsere Kräfte zu übersteigen scheint: »Ein neues Jahrhundert, ein neues Jahrtausend öffnen sich im Lichte Christi. Doch nicht alle sehen das Licht. Wir haben die wunderbare und anspruchsvolle Aufgabe, sein Widerschein zu sein... Das ist eine Aufgabe, die uns bangen läßt, wenn wir auf die Schwachheit blicken, die uns so oft glanzlos macht und Schatten auf uns wirft. Doch die Aufgabe ist lösbar, wenn wir uns dem Licht Christi aussetzen und es fertig bringen, uns der Gnade zu öffnen, die uns zu neuen Menschen macht«.147 Dies ist die Hoffnung, die von den Geweihten in der Kirche verkündet wird, während sie zusammen mit ihren Brüdern und Schwestern dem auferstandenen Christus entgegen gehen. Am 16. Mai 2002 hat der hl. Vater das vorliegende Dokument der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens approbiert. Rom, am 19. Mai, dem Pfingstfest des Jahres 2002. Eduardo Kardinal Martínez Somalo Piergiorgio Silvano Nesti, CP
1Vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Vita consecrata, Rom 25. März 1996, 14. 2Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte, 6. Januar 2001, Nr. 9. 3Johannes Paul II., Ansprache an die Italienische Caritas (24. November 2001): L'Osservatore Romano, 25. November 2001, Nr. 4, S. 5. 4Johannes Paul II., Botschaft an die Plenaria der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens (21. September 2001): L'Osservatore Romano, 28. September 2001 S. 9. 5Ebd. 6Vgl. Ad gentes, 11. 7Vgl. Lumen gentium, 1. 8Vita consecrata, 19. 9Vgl. Novo millennio ineunte, 29. 10Vita consecrata, 4. 11Vgl. Novo millennio ineunte, 29. 12Vgl. Novo millennio ineunte, 30-31. 13Vgl. Novo millennio ineunte, 32-34.35-39. 14Vgl. Novo millennio ineunte, 35-37. 15Vgl. Novo millennio ineunte, 43-44. 16Vgl. Novo millennio ineunte, 49.57. 17Vita consecrata, 111. 18Vgl. Vita consecrata, 16. 19Vgl. Lumen gentium, 44. 20Vita consecrata, 22. 21Vgl. Vita consecrata, 87. 22Vgl. Lumen gentium,13; Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles laici, 30. Dezember 1988, 20; Vita consecrata, 31. 23Vgl. Novo millennio ineunte, 29. 24Vgl. Novo millennio ineunte, 45. 25Vgl. Vita consecrata, 32. 26Vgl. Vita consecrata, 31. 27Vgl. Vita consecrata, 28. 94. 28Vita consecrata, 85. 29Vgl. Novo millennio ineunte, 38. 30Vgl. Novo millennio ineunte, 33. 31Vgl. Vita consecrata, 103. 32Vgl. Vita consecrata, 72. 33Vgl. Novo millennio ineunte, 2. 34Vita consecrata, 58. 35Vgl. Evangelii nuntiandi, 69; Novo millennio ineunte, 7. 36Vgl. Vita consecrata, 99. 37Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des Apostolischen Lebens Verbi sponsa, Richtlinien für das kontemplative Leben und die Klausur der Nonnen, Vatikanstadt, 13. Mai 1999, Nr. 7. 38Ebd.; Vgl. Perfectae caritatis, 7; Vgl. Vita consecrata, 8.59. 39Hl. Augustinus, Sermo 331, 2: PL 38, 1460. 40Novo millennio ineunte, 49. 41Vgl. Novo millennio ineunte, 25-26. 42Vgl. Vita consecrata, 110. 43Vgl. Lumen gentium, V. 44Lumen gentium, 42. 45Vita consecrata, 31; Novo millennio ineunte, 46. 46Vgl. Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des Apostolischen Lebens, Das geschwisterliche Leben in Gemeinschaft. »Congregavit nos in unum Christi amor«, Rom, 2. Februar 1994, 50. 47Vgl. Vita consecrata, 92. 48Vgl. Novo millennio ineunte, 45. 49Vgl. Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des Apostolischen Lebens, Richtlinien für die Ausbildung in den Ordensinstituten. Potissimum Institutioni, Rom 2. Februar 1990, 1. 50Vita consecrata, 65. 51Vita consecrata, 66. 52Vgl. Christifideles laici, 55. 53Vgl. Johannes Paul II., Homilie bei der Vigil von Torvergata (20. August 2000): L'Osservatore Romano, 21.-22. August 2000, Nr.3, S.4. 54Vgl. Vita consecrata, 1. 55Vgl. Vita consecrata, 65. 56Vita consecrata, 37. 57Novo millennio ineunte, 40. 58Vgl. Novo millennio ineunte, 1. 59Johannes Paul II., Homilie (2. Februar 2001); L'Osservatore Romano, 4. Februar 2001. 60Vgl. Mutuae relationes, 11; vgl. Vita consecrata, 37. 61Vita consecrata, 93. 62Vgl. Novo millennio ineunte, 31. 63Vgl. Vita consecrata, 20-21. 64Vgl. Novo millennio ineunte, 38. 65Vita consecrata, 22. 66Vita consecrata, 16. 67Vita consecrata, 18. 68Vita consecrata, 25. 69Vita consecrata, 40. 70Novo millennio ineunte, 16. 71Vita consecrata, 94. 72Novo millennio ineunte, 39. 73Vgl. Perfectae caritatis, 2. 74Johannes Paul II., Homilie (2. Februar 2001): L'Osservatore Romano, 4. Februar 2001. 75Vita consecrata, 37. 76Novo millennio ineunte, 40. 77Johannes Paul II., Homilie (2. Februar 2001): L'Osservatore Romano, 4. Februar 2001. 78Novo millennio ineunte, 43. 79Johannes Paul II., Homilie (2. Februar 2001): L'Osservatore Romano, 4. Februar 2001. 80Vgl. Vita consecrata, 95. 81Vita consecrata, 18. 82Vita consecrata, 95. 83Vgl. Vita consecrata, 51. 84Vgl. Novo millennio ineunte, 25-27. 85Vgl. Vita consecrata, 23. 86Vita consecrata,38. 87Novo millennio ineunte, 25. 88Vgl. Novo millennio ineunte, 37. 89Vita consecrata, 93. 90Novo millennio ineunte, 43. 91Vita consecrata, 46. 92Vita consecrata, 51. 93Vgl. Novo millennio ineunte, 43. 94Vita consecrata, 51. 95Novo millennio ineunte, 46. 96Vita consecrata, 62. 97Vgl. Geschwisterliches Leben in Gemeinschaft, 62; vgl. Vita consecrata, 56. 98Vgl. Novo millennio ineunte, 45. 99Vgl. Geschwisterliches Leben in Gemeinschaft, 70. 100Vgl. Vita consecrata, 54. 101Vgl. Lumen gentium, 12; vgl. Vita consecrata, 46. 102Vita consecrata, 46. 103Vgl. Vita consecrata, 98. 104Johannes Paul II., in Die Bewegungen in der Kirche. Akten des II. Internationalen Kolloquiums, Mailand 1987, S.24-25: Die Bewegungen in der Kirche, Vatikanstadt 1999, S.18. 105Vgl. Novo millennio ineunte, 50. 106 Christifideles laici, 31-32. 107Vgl. Vita consecrata, 46. 108Vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben, Ecclesia in Africa, Yaundé, 14. September 1995, Nr. 94. 109Novo millennio ineunte, 40. 110Vgl. Novo millennio ineunte, 15. 111Vita consecrata, 76. 112Novo millennio ineunte, 49. 113Vgl. Vita consecrata, 82. 114Novo millennio ineunte, 49. 115Novo millennio ineunte, 50. 116Vgl. Novo millennio ineunte, 50. 117Johannes Paul II., Homilie (2. Februar 2001): L'Osservatore Romano, 4. Februar 2001. 118Vgl. Vita consecrata, 84. 119Vita consecrata, Titel zu Kapitel III. 120Vgl. Novo millennio ineunte, 50. 121Vgl. Novo millennio ineunte, 58. 122Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Redemptoris Missio, Rom, 7. Dezember 1990, 1. 123Vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Ecclesia in Asia, Neu Delhi, 6.November 1999, 22. 124Vgl. Novo millennio ineunte, 40. 125Vgl. Vita consecrata, 83. 126Vgl. Novo millennio ineunte, 51. 127Vgl. Novo millennio ineunte, 23. 128Vgl. Vita consecrata, 96. 129Vgl. Vita consecrata, 98. 130Vgl. Vita consecrata, 99. 131Vita consecrata, 100. 132Vgl. Vita consecrata, 101. 133Vgl. Ecclesia in Asia, 31.34. 134Vgl. Ecclesia in Asia, 44. 135Vgl. Vita consecrata, 102. 136Vita consecrata, 103. 137Novo millennio ineunte, 56. 138Vgl. Novo millennio ineunte, 51. 139Vgl. Vita consecrata, 88-91. 140Vgl. Novo millennio ineunte, 51. 141Vgl. Novo millennio ineunte, 9. 142Vita consecrata, 19. 143Vita consecrata, 16. 144Vgl. Vita consecrata, 93. 145Vgl. Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des Apostolischen Leben, Potissimum institutioni, Rom, 2. Februar 1990, 29. 146Vgl. Novo millennio ineunte, 31. 147Novo millennio ineunte, 54.
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