MARIAM THRESIA CHIRAMEL MANKIDIYAN
Mariam Thresia wurde in der ersten Hälfte ihres Lebens einfach Thresia genannt, mit dem Namen, der ihr bei der Taufe am 3. März 1876 gegeben worden war. Sie wollte aber Mariam Thresia genannt werden, da sie glaubte, daß in einer Vision der seligen Jungfrau Maria (1904) sie von dieser gebeten wurde, ihrem Vornamen „Mariam" hinzuzufügen. So geschah es: als Mariam Thresia legte sie 1914 ihre Profeß ab, die Gründerin und das erste Mitglied der Kongregation der hl. Familie. Mariam Thresia war eine der wenigen heiligen Personen, die sich beständig und bewußt zwischen den Bewohnern dieser Welt wie auch unter den Besuchern aus der überirdischen wie unterirdischen Welt bewegten. Abklärung ihrer Berufung Als Thresia erst zwölf Jahre alt war, starb ihre Mutter, was auch das Ende ihrer Volksschulbildung bedeutete. Es begann die lange Suche, die Berufung ihres Lebens herauszufinden. Sie sehnte sich nach einem verborgenen Gebetsleben und heckte 1891 einen Plan aus, sich von Zuhause nachts wegzustehlen und ein Einsiedlerleben des Gebetes und der Buße zu führen in der Einsamkeit der weit entfernten Waldhügel. Aber dieser Plan erwies sich als zu naiv. Sie ging also weiterhin mit ihren drei Freundinnen zur Pfarrkirche, um sie zu putzen und den Altar zu schmücken. In ihrer Liebe zu Jesus wünschte sie, ihm ähnlich zu werden in seinem Abmühen und Apostolat. So half sie den Armen, pflegte die Kranken, besuchte und ermunterte die Vereinsamten in der Pfarrei. Sie pflegte sogar ekelerregende und abstoßende Fälle von Aussatz (Lepra) und Pocken, die von ihren armen Verwandten verlassen worden waren, da sie nicht für sie sorgen konnten. Bei ihrem Tod sorgte Thresia für ihre verwaisten Kinder. So kam ein ziemlich verwahrlostes Dorf in Kerala in den Genuß der Liebesdienste einer echten Vorläuferin der Mutter Teresa von Kalkutta, der Nobelpreisträgerin und frommen Gründerin der Missionarinnen der Liebe. Sowohl Mariam Thresia wie auch Mutter Teresa dienten den Ärmsten der Armen selbstlos und heroisch, wobei die erstere der anderen um ein halbes Jahrhundert voranging, vor dem Zeitalter der Journalisten mit Blitzlichtkameras wie von Fernsehleuten, die in einem Augenblick Nachrichten über die ganze Welt verbreiten können und damit berühmte Leute schaffen. Gründung der Kongregation der hl. Familie 1903 bat Mariam Thresia um die Erlaubnis des Bischofs, ein Haus des zurückgezogenes Gebetes bauen zu dürfen. Aber Mar John Menachery, der Apostolische Vikar von Trichur, wollte zunächst ihre Berufung auf die Probe stellen. Er schlug ihr vor, sich der neugegründeten Kongregation der franziskanischen Klarissen anzuschließen, aber ihr schien es, daß sie dazu nicht berufen sei. 1912 machte er ihretwegen Anstalten, damit sie in eigenen Karmelitinnenkonvent in Ollur eintreten könne. Obwohl die Schwestern sie mit Freude in ihre Kongregation aufgenommen hätten, spürte sie nicht, daß sie dazu berufen sei. Schließlich gab Mar Menachery 1913 die Erlaubnis, ein Gebetshaus zu bauen und schickte seinen Sekretär, um es einzusegnen. Thresia zog ein, und ihre drei Gefährtinnen folgten ihr bald. Sie führten ein Leben des Gebetes und der strengen Buße gleich Eremiten. Sie fuhren aber fort, die Kranken zu besuchen, den Armen und Bedürftigen zu helfen, ohne Rücksicht auf Religion oder Kaste. Dem Bischof wurde klar, daß hier etwas war, daß zu einer neuen religiösen Kongregation für den Dienst an der Familie heranreifen könnte. Am 14. Mai 1914 sprach er die kanonische Einrichtung aus unter dem Namen der „Kongregation der hl. Familie" (C.H.F.) und nahm die ewige Profeß von Mariam Thresia entgegen. Ihr drei Gefährtinnen wurden als Postulantinnen in die neue Kongregation aufgenommen, während sie als erste Superiorin und Pfr. Joseph Vithayathil als erster Hausgeistlicher bestimmt wurden. Die Betreuung der neuen Kongregation Die neugegründete Kongregation hatte noch keine schriftlichen Konstitutionen. Der Bischof selbst verschaffte sich die Konstitutionen der Schwestern der hl. Familie von Bordeaux von ihrem Haus in Ceylon (heute Sri Lanka), paßte sie an und übergab sie der Gründerin. Mutter Mariam Thresia achtete die auf ihre strickte Beobachtung in der neuen Kongregation, deren Wachstum sie mit großer Sorgfalt überwachte. Während und nach den schweren Jahren des ersten Weltkrieges gründete sie mit unermüdlicher Energie und großem Vertrauen in die göttliche Vorsehung, in weniger als zwölf Jahren, drei Niederlassungen, zwei Schulen, zwei Internate, ein Studiumshaus, und ein Waisenhaus. Die Mädchenerziehung war die Befreiungstheologie von Mariam Thresia in Aktion, ohne Slogan. Nicht wenige junge Mädchen wurden angezogen durch ihre Einfachheit, Demut und strahlende Heiligkeit. Zur Zeitpunkt ihres Todes mit 50 Jahren zählte die Kongregation 55 Schwestern, und es waren 30 Internatsschülerinnen und 10 Waisenkinder zu betreuen. Der Mitgründer, P. Joseph Vithayathil trug bis seinem Tod in 1964 weiterhin zum Wachstum der Kongregation bei, die sich ständig ausbreitete. Heute, im Jahr 2000, hat die Kongregation der hl. Familie 1584 Profeßschwestern, die ihren Dienst in Kerala, in den Missionen in Nord-Indien, in Deutschland, in Italien, und in Ghana leisten, mit insgesamt 176 Häusern in 7 Provinzen und 119 Novizinnen. Tod und Ruf der Heiligkeit Mutter Mariam Thresia starb am 8. Juni 1926 von einer Wunde am Bein, die von einem herunterfallenden Gegenstand verursacht worden war. Die Wunde ließ sich nicht heilen wegen ihrer Zuckerkrankheit. Nach ihrem Tod breitete sich ihr Ruf weit aus, da sie vom Himmel aus fortfuhr, den Kranken und Bedürftigten beizustehen durch wunderbare Gnadenerweise. 1971 sammelte eine historische Kommission das nötige Material über das Leben, die Tugenden und die Schriften und 1983 stellte das Material einem Diözesantribunal vor, das auch 15 der überlebenden Augenzeugen verhörte. Am 28. Juni 1999 erließ die Kongregation für die Heiligsprechungen ein Dekret, in dem festgestellt wird, daß die Dienerin Gottes Mariam Thresia die christlichen Tugenden heroisch geübt hat, so daß ihr der Titel einer „Venerabilis" zuerkannt wurde.
Predigt des Heiligen Vaters [Englisch, Französisch, Italienisch, Portugiesich, Spanisch]
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