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KARFREITAG
»LEIDEN UND STERBEN UNSERES HERRN«

KREUZWEG

COLOSSEUM
ROM, 7. APRIL 2023

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KREUZWEG 2023

„Worte des Friedens in einer Welt des Krieges“

 

Eröffnungsgebet

Herr Jesus, du bist »unser Friede« (Eph 2,14).

Vor dem Leiden hast du gesagt: »Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch« (Joh 14,27). Herr, wir bedürfen deines Friedens, jenes Friedens, den wir allein mit unseren Kräften nicht erreichen können. Wir haben das Bedürfnis, dich erneut die Worte sagen zu hören, mit denen du nach deiner Auferstehung dreimal die Herzen der Jünger getröstet hast: »Friede sei mit euch!« (Joh 20,19.21.26). Jesus, der du für uns das Kreuz auf dich genommen hast, schau auf unsere nach Frieden dürstende Erde, während das Blut deiner Brüder und Schwestern weiter vergossen wird und sich die Tränen so vieler Mütter, die ihre Kinder im Krieg verlieren, mit denen deiner heiligen Mutter vermischen. Auch du, Herr, hast über Jerusalem geweint, weil es den Weg des Friedens nicht erkannt hatte (vgl. Lk 19,42).

Eben vom Heiligen Land nimmt der Weg des Kreuzes, auf dem wir dir heute Abend folgen, seinen Ausgang. Wir werden ihn beschreiten und dabei von deinem Leiden hören, das sich in dem deiner Brüder und Schwestern widerspiegelt, die in der Welt unter dem mangelnden Frieden gelitten haben und weiter leiden. Wir wollen uns von Zeugnissen und Nachklängen innerlich berühren lassen, die der Papst auch während seiner Reisen gehört hat und die ihm zu Herzen gegangen sind. Es sind Widerklänge des Friedens, die in diesem „Dritten Weltkrieg in Stücken“ wieder hochkommen, Schreie, die aus Ländern und Gebieten kommen, die heute von Gewalt, Ungerechtigkeit und Armut zerrissen sind. Alle Orte, an denen Konflikte, Hass und Verfolgung herrschen, sind im Gebet dieses Karfreitags zugegen.

Herr Jesus, bei deiner Geburt verkündeten die Engel im Himmel: »Friede auf Erden den Menschen« (Lk 2,14). Nun steigen unsere Gebete zum Himmel auf, um den Frieden auf die Erde herabzurufen, »nach dem alle Menschen zu allen Zeiten sehnlichst verlangten« (Pacem in Terris, 1). Wir beten und erflehen den Frieden, den du uns anvertraut hast und den wir nicht zu bewahren vermögen. Jesus, vom Kreuz aus umarmst du die ganze Welt: Vergib uns unsere Fehler, heile unsere Herzen, schenk uns deinen Frieden.

 


1. Jesus wird zum Tode verurteilt
(Worte des Friedens aus dem Heiligen Land)

Darauf ließ [Pilatus] Barabbas frei, Jesus aber ließ er geißeln und lieferte ihn aus zur Kreuzigung (Mt 27,26).

Barabbas oder Jesus? Sie müssen wählen. Es ist nicht irgendeine Wahl: Es geht darum, zu entscheiden, wo man steht, welche Positionen man in den komplexen Geschehnissen des Lebens einnimmt. Der Friede, nach dem wir uns alle sehnen, kommt nicht von selbst, sondern erfordert unsere Entscheidung. Damals wie heute sind wir ständig aufgefordert, uns zwischen Barabbas oder Jesus zu entscheiden: zwischen der Rebellion oder der Sanftmut, den Waffen oder dem Zeugnisgeben, der menschlichen Macht oder der stillen Kraft des kleinen Samenkorns, der Macht der Welt oder der des Heiligen Geistes. Im Heiligen Land scheint unsere Wahl immer auf Barabbas zu fallen. Die Gewalt scheint unsere einzige Sprache zu sein. Der Antrieb zur gegenseitigen Vergeltung wird ständig durch den eigenen Schmerz gespeist, der oft zum einzigen Urteilskriterium wird. Gerechtigkeit und Vergebung gelingt es nicht, miteinander ins Gespräch zu kommen. Wir leben miteinander, ohne uns gegenseitig anzuerkennen, indem der eine die Existenz des anderen ablehnt und wir uns gegenseitig verurteilen, in einem endlosen und zunehmend gewalttätigen Teufelskreis. Und in diesem von Hass und Groll geprägten Umfeld sind auch wir aufgerufen, ein Urteil abzugeben und unsere Entscheidung zu treffen. Und wir können das nicht tun, ohne auf jenen zum Tode Verurteilten zu blicken, den Stummen, den Verlierer, auf den aber unsere Wahl gefallen ist, auf Jesus. Christus lädt uns ein, nicht den Maßstab des Pilatus und der Menge anzulegen, sondern das Leiden des anderen anzuerkennen, Gerechtigkeit und Vergebung in Dialog miteinander zu bringen und das Heil für alle zu wollen, auch für die Räuber, auch für Barabbas.


Lasst uns beten und gemeinsam sprechen: Erleuchte uns, Herr Jesus!

Wenn wir glauben, immer Recht zu haben: Erleuchte uns, Herr Jesus!

Wenn wir unsere Brüder und Schwestern gnadenlos verurteilen: Erleuchte uns, Herr Jesus!

Wenn wir unsere Augen vor Ungerechtigkeit verschließen: Erleuchte uns, Herr Jesus!

Wenn wir das Gute um uns herum ersticken: Erleuchte uns, Herr Jesus!


2. Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
(Worte des Friedens eines Migranten aus Westafrika)

Er hat unsere Sünden mit seinem eigenen Leib
auf das Holz des Kreuzes getragen,
damit wir tot sind für die Sünden
und leben für die Gerechtigkeit.
Durch seine Wunden seid ihr geheilt (1 Petr 2,24).

Mein Kreuzweg begann vor sechs Jahren, als ich meine Stadt verließ. Nach 13 Tagen Reise kamen wir in der Wüste an und durchquerten sie acht Tage lang, wobei wir auf verbrannte Autos, leere Wasserkanister und tote Körper von Menschen stießen, bis wir Libyen erreichten. Diejenigen, die die Schlepper noch für die Überfahrt bezahlen mussten, wurden eingesperrt und gefoltert, bis sie bezahlten. Einige verloren das Leben, andere den Verstand. Sie versprachen mir, mich auf ein Schiff nach Europa zu bringen, aber die Fahrten wurden gestrichen und wir bekamen unser Geld nicht zurück. Dort herrschte Krieg und wir begannen, die Gewalt und die verirrten Kugeln nicht mehr zu bemerken. Ich fand Arbeit als Stuckateur, um eine weitere Überfahrt bezahlen zu können. Schließlich stieg ich mit mehr als 100 Menschen in ein Schlauchboot. Wir fuhren stundenlang, bevor uns ein italienisches Schiff rettete. Ich war voller Freude, wir knieten nieder, um Gott zu danken. Dann merkten wir, dass das Schiff nach Libyen zurückkehrte. Dort wurden wir in ein Gewahrsamslager eingesperrt, dem schlimmsten Ort der Welt. Zehn Monate später war ich wieder auf einem Boot. In der ersten Nacht gab es hohe Wellen, vier fielen über Bord, zwei konnten wir retten. Ich schlief ein und hoffte zu sterben. Als ich aufwachte, sah ich neben mir Menschen, die lächelten. Tunesische Fischer riefen Hilfe herbei, das Schiff legte an und NGOs gaben uns Essen, Kleidung und Unterkunft. Ich arbeitete, um eine weitere Überfahrt zu bezahlen. Es war das sechste Mal; nach drei Tagen auf See kam ich in Malta an. Ich blieb sechs Monate lang in einem Lager und verlor dort den Verstand; jede Nacht fragte ich Gott, warum: Warum müssen uns Menschen wie wir für Feinde halten? Viele Menschen, die vor dem Krieg fliehen, tragen ein ähnliches Kreuz wie ich.
 

Lasst uns beten und gemeinsam sprechen: Befreie uns, Herr Jesus!

Vom leichtfertigen Verurteilen unserer Mitmenschen: Befreie uns, Herr Jesus!

Von vorschnellen Urteilen: Befreie uns, Herr Jesus!

Von Kritik und unnützen Worten: Befreie uns, Herr Jesus!

Von zerstörerischem Geschwätz: Befreie uns, Herr Jesus!

 


3. Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
(Worte des Friedens von jungen Menschen aus Mittelamerika)

Aber er hat unsere Krankheit getragen
und unsere Schmerzen auf sich geladen.
Wir meinten, er sei von Gott geschlagen,
von ihm getroffen und gebeugt.
Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen,
wegen unserer Sünden zermalmt (Jes 53,4-5).

Wir jungen Menschen wollen den Frieden. Aber oft fallen wir, und das Fallen hat viele Namen: Trägheit, Angst, Trostlosigkeit und auch die leeren Versprechungen eines einfachen, aber schmutzigen Lebens, das aus Gier und Korruption besteht, werfen uns zu Boden. Eben das führt immer mehr in die Spiralen von Drogenhandel, Gewalt, Sucht und Ausbeutung von Menschen, während zu viele Familien weiterhin den Verlust ihrer Kinder betrauern; und die Straffreiheit derer, die betrügen, entführen und töten, ist grenzenlos. Wie kann Friede erreicht werden? Jesus, du bist unter dem Kreuz gefallen, aber dann bist du wieder aufgestanden, hast das Kreuz wieder auf dich genommen und uns mit ihm den Frieden gebracht. Du drängst uns, das Leben in die Hand zu nehmen, du drängst uns zum mutigen Einsatz, was in unserer Sprache compromiso genannt wird. Und es bedeutet, nein zu sagen zu so vielen compromisos, zu den falschen Kompromissen, die den Frieden töten. Wir sind voll von diesen Kompromissen: Wir wollen keine Gewalt, aber wir greifen in den sozialen Medien diejenigen an, die nicht so denken wie wir; wir wollen eine geeinte Gesellschaft, aber wir bemühen uns nicht, diejenigen zu verstehen, die uns umgeben; schlimmer, wir vernachlässigen diejenigen, die uns brauchen. Herr, gib unseren Herzen den Wunsch ein, jemanden aufzurichten, der am Boden liegt. So wie du es mit uns tust.


Lasst uns beten und gemeinsam sprechen: Richte uns wieder auf, Herr Jesus!

In unserer Trägheit: Richte uns wieder auf, Herr Jesus!

Von unseren Stürzen: Richte uns wieder auf, Herr Jesus!

In unseren Sorgen: Richte uns wieder auf, Herr Jesus!

Wenn wir denken, dass es nicht unsere Aufgabe ist, anderen zu helfen: Richte uns wieder auf, Herr Jesus!


4. Jesus begegnet seiner Mutter
(Worte des Friedens einer Mutter aus Südamerika)

Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, - und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden (Lk 2,34-35).

Im Jahr 2012 zerstörte die Explosion einer von Guerillas gelegten Sprengfalle mein Bein. Die Splitter verursachten Dutzende von Wunden an meinem Körper. Von jenem Moment erinnere ich mich an die Schreie der Menschen und Blut überall. Aber das, was mich am meisten erschreckte, war der Anblick meiner sieben Monate alten Tochter, die blutüberströmt war, und in deren kleines Gesicht viele Glassplitter eingedrungen waren. Wie muss es für Maria gewesen sein, das geschwollene und blutverschmierte Gesicht Jesu zu sehen! Ich empfand als Opfer jener sinnlosen Gewalt zunächst Wut und Groll, aber dann entdeckte ich, dass ich noch mehr Gewalt verursachte, wenn ich Hass verbreitete. Mir wurde klar, dass es in mir und um mich herum Wunden gab, die tiefer waren als die körperlichen. Ich verstand, dass viele Opfer wie ich und durch mich entdecken mussten, dass es auch für sie nicht vorbei war und dass man nicht aus Groll leben kann. Also begann ich, ihnen zu helfen: Ich studierte, um zu lehren, wie man Unfälle verhindert, die durch die Millionen von Minen verursacht werden, die in unserem Gebiet verstreut sind. Ich danke Jesus und seiner Mutter für die Erkenntnis, dass das Trocknen der Tränen anderer keine verlorene Zeit ist, sondern die beste Medizin, um sich selbst zu heilen.


Lasst uns beten und gemeinsam sprechen: Lass uns dich erkennen, Herr Jesus!

Im entstellten Gesicht derer, die leiden: Lass uns dich erkennen, Herr Jesus!

In den Kleinen und in den Armen: Lass uns dich erkennen, Herr Jesus!

In denen, die nach einer Geste der Liebe schreien: Lass uns dich erkennen, Herr Jesus!

In denen, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden: Lass uns dich erkennen, Herr Jesus!


5. Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
(Worte des Friedens von drei Migranten aus Afrika, Südasien und dem Nahen Osten)

Als sie Jesus hinausführten, ergriffen sie Simon, einen Mann aus Kyrene, der gerade vom Feld kam. Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage (Lk 23,26).

[1] Ich bin eine Person, die durch Hass verletzt wurde. Wenn man Hass einmal erlebt hat, vergisst man ihn nicht, er verändert dich. Hass nimmt furchtbare Formen an. Er bringt einen Menschen dazu, eine Pistole nicht nur zu benutzen, um auf einen anderen zu schießen, sondern auch, um ihm die Knochen zu brechen, während andere zusehen. Ich habe eine Leere an Liebe in mir, die mir das Gefühl gibt, eine nutzlose Last zu sein. Wird es einen Kyrenäer geben für mich? [2] In meinem Leben bin ich stets unterwegs, ich bin vor Bomben, Messern, Hunger und Schmerzen geflohen. Ich wurde auf Lastwagen gestoßen, in Koffern versteckt, auf unstabile Boote geworfen. Und doch ist meine Reise weitergegangen, um einen sicheren Ort zu erreichen, der Freiheit und Chancen bietet, wo ich Liebe geben und empfangen kann, wo ich meinen Glauben praktizieren kann, wo es realistische Hoffnung gibt. Wird es einen Kyrenäer geben für mich? [3] Oft werde ich gefragt: Wer bist du? Warum bist du hier? Welcher ist dein Status? Erwartest du, dass du bleiben wirst? Wohin wirst du gehen? Das sind keine Fragen, die verletzen wollen, aber sie verletzen doch. Sie reduzieren das, was ich zu sein hoffe, auf eine Markierung in den Kästchen eines Formulars; ich muss wählen zwischen Ausländer, Opfer, Asylbewerber, Flüchtling, Migrant oder Sonstiges, aber was ich gerne schreiben würde, ist Person, Bruder, Freund, Gläubiger, Nächster ... Wird es einen Kyrenäer geben für mich?


Lasst uns beten und gemeinsam sprechen: Vergib uns, Herr Jesus!

Wir haben dich in den Unglücklichen verachtet: Vergib uns, Herr Jesus!

Wir haben dich in den Bedürftigen nicht beachtet: Vergib uns, Herr Jesus!

Wir haben dich in den Hilflosen verlassen: Vergib uns, Herr Jesus!

Wir haben dir in den Leidenden nicht gedient: Vergib uns, Herr Jesus!

 


6. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
(Worte des Friedens von einem Ordenspriester auf dem Balkan)

Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist! Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen (Mt 25,34-36).

Ich war ein 40-jähriger Pfarrer, als der Krieg kam: Bewaffnete Sicherheitskräfte drangen ins Pfarrhaus ein und brachten mich in ein Lager, wo ich vier Monate zubrachte. Es war furchtbar: ohne die geringsten hygienischen Standards litten wir Hunger und Durst, ohne uns waschen und rasieren zu können; wir wurden körperlich misshandelt, mit verschiedenen Gegenständen geschlagen und gefoltert. Sie brachten mich bis zu fünfmal am Tag raus, vor allem nachts, nannten mich Pfarrer und schlugen mich. Sie brachen mir unter anderem drei Rippen und drohten mir, mir die Nägel auszureißen, mir Salz auf die Wunden zu streuen, mich lebendig zu häuten. Einmal war es so schwer das auszuhalten, dass ich den Wachmann anflehte, mich zu töten, da ich überzeugt war, dass sie es sowieso tun würden. Der Wachmann antwortete: „Du wirst nicht so leicht sterben, denn für dich bekommen wir 150 von den unseren zurück“. Diese Worte weckten in mir wieder die Hoffnung, zu überleben. Aber ich wäre nicht in der Lage gewesen, all jenes Böse allein zu ertragen, ohne Gott: Das Gebet, das ich im Herzen wiederholte, wirkte Wunder. Und die Vorsehung kam in Form von Hilfe und von Nahrung durch eine muslimische Frau, Fatima, die es schaffte, zu mir zu kommen, indem sie sich inmitten des Hasses ihren Weg bahnte. Sie war für mich wie Veronika für Jesus. Jetzt, bis zum Ende meiner Tage, bezeuge ich die Schrecken des Krieges und schreie: Nie wieder Krieg!


Lasst uns beten und gemeinsam sprechen: Schenk uns deinen Blick, Herr Jesus!

Damit wir die lieben können, die nicht geliebt werden: Schenk uns deinen Blick, Herr Jesus!

Damit wir denen helfen können, die den Weg verloren haben: Schenk uns deinen Blick, Herr Jesus!

Damit wir uns um die kümmern können, die Gewalt erleiden: Schenk uns deinen Blick, Herr Jesus!

Damit wir diejenigen annehmen können, die das Böse bereuen: Schenk uns deinen Blick, Herr Jesus!

 


7. Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
(Worte des Friedens von zwei Jugendlichen aus Nordafrika)

Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan (Mt 25,37-40).

[1] Mein Name ist Joseph, ich bin 16 Jahre alt. Ich kam 2015 mit meinen Eltern im Flüchtlingslager an und lebe dort seit mehr als acht Jahren. Wenn es Frieden gegeben hätte, wäre ich zu Hause geblieben, wo ich geboren wurde, und hätte meine Kindheit genossen. Hier ist das Leben nicht schön. Ich habe Angst vor der Zukunft, für mich und für die anderen Jugendlichen. Warum leiden wir im Flüchtlingslager? Wegen der andauernden Konflikte in meinem Land, das vom Krieg geplagt wird, seitdem es besteht. Ohne Frieden werden wir uns nicht wiederaufrichten können. Jedes Mal wird Frieden versprochen, aber man fällt weiterhin unter der Last des Krieges, der unser Kreuz ist. Ich danke Gott, der uns wie ein Vater wiederaufrichtet, und auch den vielen großzügigen Menschen, die ich vielleicht nie kennenlernen werde und die uns durch ihre Hilfe das Überleben ermöglichen. [2] Ich bin Johnson und lebe seit 2014 in einem anderen Flüchtlingslager, Block B, Sektor 2. Ich bin 14 Jahre alt und gehe in die dritte Klasse. Hier ist das Leben nicht gut, viele Kinder gehen nicht zur Schule, weil es nicht für alle Lehrer und Schulen gibt, der Ort ist zu klein und überfüllt, es gibt nicht einmal Platz zum Fußballspielen. Wir wollen Frieden, um nach Hause zurückzukehren. Frieden ist gut, Krieg ist schlecht. Das möchte ich den Regierenden führenden Verantwortlichen der Welt sagen. Und ich bitte alle Freunde, für den Frieden zu beten.


Lasst uns beten und gemeinsam sprechen: Mach uns stark, Herr Jesus!

In der Stunde der Prüfung: Mach uns stark, Herr Jesus!

Beim Bemühen, Brücken der Geschwisterlichkeit zu bauen: Mach uns stark, Herr Jesus!

Beim Tragen unseres Kreuzes: Mach uns stark, Herr Jesus!

Beim Zeugnisgeben für das Evangelium: Mach uns stark, Herr Jesus!

 


8. Jesus begegnet den weinenden Frauen
(Worte des Friedens aus Südostasien)

Es folgte ihm eine große Menge des Volkes, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten (Lk 23,27).

Jesus, du trägst dein Kreuz. Und ich denke, dass auch mein Land sein Kreuz trägt. Wir sind ein friedliebendes Volk, aber wir werden vom Kreuz des Konflikts erdrückt: von der Gewalt, von der Binnenvertreibung, von den Angriffen auf Kultstätten ... Es ist eine schwere Last, Jesus, die wir auf einem Kreuzweg mitschleppen, der unendlich scheint. Die Tränen unserer Mütter beweinen den Hunger ihrer Kinder. Und wie sie habe auch ich nicht viele Worte, mit denen ich beten kann, aber viele Tränen, die ich darbringen kann. Herr, der Zug, der dich nach Golgota geleitete, war schrecklich, aber inmitten der durch das Böse hässlich gewordenen Menge bahnten sich weinende Frauen den Weg. Sie waren es, die dir Kraft gaben, Mütter, die in dir nicht einen Verurteilten, sondern einen Sohn sahen. Auch bei uns ist eine Frau aus der Menge hervorgetreten, die im Geiste zur Mutter für so viele wurde, die zur Verteidigung ihres Volkes vor der aufmarschierten Macht der Waffen niederkniete und, bereit ihr Leben zu geben, mit Sanftmut um Frieden und Versöhnung flehte. Jesus, heute wie damals entsteht im grässlichen Gewühl des Hasses der Tanz des Friedens. Und wir Christen wollen Werkzeuge des Friedens sein. Bekehr uns zu dir, Jesus, und gib uns Kraft, denn du allein bist unsere Stärke.


Lasst uns beten und gemeinsam sprechen: Bekehre uns, Herr Jesus!

Angesichts von skrupellosem Waffenhandel: Bekehre uns, Herr Jesus!

Wenn wir Geld für Rüstung statt für Nahrung ausgeben: Bekehre uns, Herr Jesus!

Von der Sklaverei des Geldes, die Kriege und Ungerechtigkeit verursacht: Bekehre uns, Herr Jesus!

Auf dass sich Lanzen in Winzermesser verwandeln: Bekehre uns, Herr Jesus!


9. Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
(Worte des Friedens von einer Gottgeweihten aus Zentralafrika)

Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben (Joh 12,24-25).

Am 5. Dezember 2013 wurde ich um 5 Uhr morgens von Waffen geweckt. Die Rebellen fielen in die Hauptstadt ein. Viele rannten und versuchten, sich zu verstecken, aber es genügte, eine verirrte Kugel abzubekommen, um zu sterben. Es war der Beginn von unbeschreiblichen Leiden: Tötungen, Verlust von Familienangehörigen, Freunden und Kollegen. Meine Schwester verschwand und kehrte nicht mehr zurück, was meinen Vater stark traumatisierte, der einige Jahre später nach einer kurzen Krankheit von uns ging. Ich weinte immerfort. In jenem Tal der Tränen und der „Warum“-Fragen ... dachte ich an Jesus. Auch er ist unter der Last der Gewalt zusammengebrochen, bis er am Kreuz sagte: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Ich vereinte meine Fragen nach dem „Warum“ mit den seinen und eine Antwort gewann immer mehr Raum in mir: Liebe, wie Jesus dich liebt. Das war das Licht inmitten der Dunkelheit. Ich verstand, dass ich Kraft zum Lieben schöpfen musste. Seitdem gehe ich, wann immer es ein klein wenig Ruhe gibt, zur Messe. Um zur Pfarrei zu gelangen, muss ich einen langen Weg zurücklegen und mindestens drei Sperren der Rebellen passieren. Doch Messe für Messe ist in mir, obwohl ich praktisch alles verloren habe, auch das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, eine Gewissheit gewachsen: Alles außer Gott vergeht. Das hat mich wiederaufgerichtet und mit einigen Freunden haben wir angefangen, Kinder zu versammeln, die Soldatenspiele machten, um zu versuchen, ihnen, die die Zukunft sind, die Werte des Evangeliums von gegenseitiger Hilfe, Vergebung und Ehrlichkeit weiterzugeben, damit der Traum vom Frieden Wirklichkeit werde.
 

Lasst uns beten und gemeinsam sprechen: Heile uns, Herr Jesus!

Von der Angst, nicht geliebt zu werden: Heile uns, Herr Jesus!

Von der Angst, nicht verstanden zu werden: Heile uns, Herr Jesus!

Von der Angst, vergessen zu werden: Heile uns, Herr Jesus!

Von der Angst, es nicht zu schaffen: Heile uns, Herr Jesus!

10. Jesus wird seiner Kleider beraubt
(Worte des Friedens von jungen Menschen aus der Ukraine und aus Russland)

[Die Soldaten] kreuzigten ihn. Sie verteilten seine Kleider, indem sie das Los über sie warfen, wer was bekommen sollte. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand (Mk 15,24; Joh 19,24).

[1] Letztes Jahr haben Vater und Mutter meinen kleineren Bruder und mich mitgenommen, um uns nach Italien zu bringen, wo unsere Großmutter seit über zwanzig Jahren arbeitet. Wir sind nachts von Mariupol aufgebrochen. An der Grenze haben die Soldaten meinen Vater aufgehalten und ihm gesagt, er müsse in der Ukraine bleiben, um zu kämpfen. Wir haben unsere Reise im Bus für weitere zwei Tage fortgesetzt. Als wir in Italien angekommen waren, war ich traurig. Ich habe mich gefühlt, als sei mir alles genommen worden: ganz nackt. Ich konnte die Sprache nicht und ich hatte keinen Freund. Großmutter bemühte sich, mich glücklich zu machen, aber ich tat nichts anderes, als zu sagen, dass ich nach Hause zurückkehren wollte. Schließlich hat meine Familie sich entschieden, in die Ukraine zurückzugehen. Hier ist die Situation weiterhin schwierig, Krieg herrscht überall, die Stadt ist zerstört. Aber im Herzen ist jene Gewissheit geblieben, von der meine Großmutter sprach, wenn ich weinte: „Du wirst sehen, alles wird vorbeigehen. Und mit der Hilfe des lieben Gottes wird wieder Friede einkehren.“ [2] Ich hingegen bin ein russischer Jugendlicher … Während ich dies sage, habe ich fast Schuldgefühle, aber zugleich verstehe ich nicht warum und so geht es mir in zweifacher Weise schlecht. Meines Glücks und meiner Zukunftsträume beraubt. Es sind zwei Jahre, dass ich Großmutter und Mutter weinen sehe. In einem Brief wurde uns mitgeteilt, dass mein größerer Bruder gestorben sei, ich erinnere mich immer noch an ihn an seinem achtzehnten Geburtstag, wie er strahlte und leuchtete wie die Sonne, und all das nur ein paar Wochen, bevor er sich auf eine lange Reise aufmachte. Alle sagten uns, dass wir stolz sein müssten, aber zu Hause herrschte nur Leid und Traurigkeit. Das Gleiche ist auch mit Vater und Großvater passiert, auch sie sind losgezogen und weiter wissen wir nichts mehr. Einige meiner Schulkameraden haben mir voller Angst ins Ohr geflüstert, dass Krieg sei. Als ich wieder zu Hause war, habe ich ein Gebet geschrieben: Jesus, bitte, mach, dass auf der ganzen Welt Frieden ist und dass wir alle Geschwister sein können.


Lasst uns beten und gemeinsam sprechen: Reinige uns, Herr Jesus!

Von Groll und Verbitterung: Reinige uns, Herr Jesus!

Von brutalen Worten und Reaktionen: Reinige uns, Herr Jesus!        

Von Haltungen, die Spaltung hervorrufen: Reinige uns, Herr Jesus!  

Vom Bestreben, groß herauszukommen, indem man andere demütigt: Reinige uns, Herr Jesus!

 

11. Jesus wird an das Kreuz genagelt
(Stimmen des Friedens von einem jungen Mann aus dem Nahen Osten)

Zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen rechts von ihm, den andern links. Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf und riefen: Ach, du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? Rette dich selbst und steig herab vom Kreuz! (Mk 15,27-30).

Im Jahr 2012 überfielen Gruppen bewaffneter Extremisten unser Viertel und töteten die Menschen auf den Balkonen und in den Wohnblocks mit Maschinengewehrfeuer. Ich war damals neun Jahre alt. Ich erinnere mich an die Angst von Mutter und Vater; abends umarmten wir uns und beteten und waren uns dabei einer neuen, sehr harten Realität bewusst. Der Krieg wurde von Tag zu Tag grausamer. Über lange Zeiten herrschten Licht- und Wassermangel, und überall wurden Brunnen gegraben. Die Lebensmittelversorgung war ein alltägliches Problem. Während wir auf dem Balkon waren, explodierte im Jahr 2014 eine Bombe vor dem Haus, sie schleuderte uns nach innen und bedeckte uns mit Glas und Splittern. Ein paar Monate später traf eine weitere Bombe das Schlafzimmer meiner Eltern, die sich wie durch ein Wunder retten konnten und sich widerwillig entschieden, das Land zu verlassen. Ein weiterer Leidensweg begann, denn nach zwei Versuchen, ein Visum zu erhalten, hatten wir keine andere Wahl, als ein Flüchtlingsboot zu nehmen. Wir riskierten unser Leben und warteten auf einem Felsen auf das Morgengrauen und auf ein Schiff der Küstenwache. Als wir gerettet wurden, empfingen uns die Einheimischen mit offenen Armen und hatten Verständnis für unsere Schwierigkeiten. Der Krieg ist das Kreuz unseres Lebens gewesen. Der Krieg tötet die Hoffnung. In unserem Land sind so viele Familien, Kinder und ältere Menschen ohne Hoffnung, erst recht nach den schrecklichen Naturkatastrophen. Im Namen Jesu, der seine Arme am Kreuz ausgebreitet hat, reicht meinem Volk eure Hand!


Lasst uns beten und gemeinsam sprechen: Heile uns, Herr Jesus!

Von der Unfähigkeit zum Dialog: Heile uns, Herr Jesus!

Von Misstrauen und Verdächtigungen: Heile uns, Herr Jesus!

Von Ungeduld und Hast: Heile uns, Herr Jesus!

Von Verschlossenheit und Isolation: Heile uns, Herr Jesus!

 

12. Jesus stirbt am Kreuz und vergibt seinen Mördern
(Worte des Friedens von einer Mutter aus Westasien)

Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Es war schon um die sechste Stunde, als eine Finsternis über das ganze Land hereinbrach – bis zur neunten Stunde. Die Sonne verdunkelte sich. Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei. Und Jesus rief mit lauter Stimme: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Mit diesen Worten hauchte er den Geist aus (Lk 23,34.44-46).

Am 6. August 2014 wurde die Stadt von Bomben geweckt. Die Terroristen standen vor den Toren. Drei Wochen zuvor waren sie in benachbarte Städte und Dörfer eingedrungen und hatten dort grausame Taten verübt. Deshalb flohen wir, aber nach ein paar Tagen kehrten wir nach Hause zurück. Eines Morgens, als wir beschäftigt waren und die Kinder vor den Häusern spielten, hörte man die Explosion einer Mörsergranate in der Luft. Ich rannte hinaus. Die Stimmen der Kinder waren nicht mehr zu hören, aber die Schreie der Erwachsenen wurden lauter. Mein Sohn, sein Cousin und die junge Nachbarin, die sich auf ihre Hochzeit vorbereitete, waren getroffen worden: alle tot. Die Tötung dieser drei Engel trieb uns zur Flucht: Wären sie nicht gewesen, wären wir in der Stadt geblieben und unweigerlich in die Hände der Terroristen gefallen. Es ist nicht leicht, damit zu leben. Aber der Glaube hilft mir zu hoffen, weil er mich daran erinnert, dass die Toten in den Armen Jesu sind. Und wir Überlebenden versuchen, den Angreifern zu vergeben, weil Jesus seinen Henkern vergeben hat. In unserem Tod glauben wir an dich, Herr des Lebens. Wir wollen dir nachfolgen und bezeugen, dass deine Liebe stärker ist als alles.


Lasst uns beten und gemeinsam sprechen: Lehre uns, Herr Jesus!

Zu lieben, wie du uns geliebt hast: Lehre uns, Herr Jesus!

Zu vergeben, wie du uns vergeben hast: Lehre uns, Herr Jesus!

Den ersten Schritt zur Versöhnung zu tun: Lehre uns, Herr Jesus!

Gutes zu tun, ohne eine Gegenleistung zu verlangen: Lehre uns, Herr Jesus!

13. Jesus wird vom Kreuz abgenommen
(Worte des Friedens von einer Ordensfrau aus Ostafrika)

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?... Doch in alldem tragen wir einen glänzenden Sieg davon durch den, der uns geliebt hat (Röm 8, 35.37).

Es war der 7. September 2022, der Tag, an dem wir in unserem Land des Abkommens gedenken, mit dem unserem Volk endlich das Recht auf volle Unabhängigkeit zuerkannt wurde, als plötzlich etwas geschah, das unsere Freude zerschlug: Eine Mitschwester, die schon immer als Missionarin in unserem Land tätig war, wurde getötet. Die Terroristen waren in ihr Haus eingedrungen und hatten ihr erbarmungslos das Leben genommen. Der Tag des Sieges verwandelte sich in eine Niederlage: Angst und Unsicherheit erfassten unsere Herzen. Die Erfahrung von Hunderten von Familien, die den tragischen Tod ihrer Angehörigen miterlebt haben, ist Wirklichkeit geworden: In unseren Armen lag der leblose Körper der Mitschwester. Es ist nicht leicht, den gewaltsamen Tod eines Familienmitglieds, eines Freundes, eines Nachbarn mitzuerleben, wie es auch nicht leicht ist zuzusehen, wie das eigene Haus und das eigene Hab und Gut zu Schutt und Asche werden und die Zukunft sich verfinstert. Aber dies ist das Leben meines Volkes, dies ist mein Leben. Doch wie uns bezeugt wurde und wie wir in der Schule der Jungfrau von Nazaret lernen, die den leblosen Jesus in ihre Arme nahm und ihn mit vom Glauben erleuchteter Liebe betrachtete, dürfen wir nie aufhören, den Mut zu finden, von einer Zukunft der Hoffnung, des Friedens und der Versöhnung zu träumen. Denn die Liebe des auferstandenen Christus ist in unsere Herzen eingegossen, denn er ist unser Friede, er ist unser wahrer Sieg. Und nichts wird uns jemals von seiner Liebe trennen.


Lasst uns beten und gemeinsam sprechen: Erbarme dich unser, Herr Jesus!

Guter Hirte, der du dein Leben für deine Herde hingibst: Erbarme dich unser, Herr Jesus!

Du, der du durch dein Sterben den Tod vernichtet hast: Erbarme dich unser, Herr Jesus!

Du, dessen Herz durchbohrt wurde, und der das Leben hervorströmen lässt: Erbarme dich unser, Herr Jesus!

Du, der du vom Grab aus die Geschichte erleuchtest: Erbarme dich unser, Herr Jesus!

 

14. Jesus wird in das Grab gelegt
(Worte des Friedens von jungen Frauen aus dem südlichen Afrika)

Josef aus Arimathäa … bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er und nahm den Leichnam ab. Es kam auch Nikodemus … Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund. Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben (Joh 19,38-40).

Es war ein Freitagabend, als die Rebellen unser Dorf überfielen und so viele Geiseln nahmen, wie sie konnten. Sie deportierten alle, die sie fanden, und beluden uns mit ihren Beutegütern. Unterwegs töteten sie viele Männer mit Schusswaffen oder Messern. Die Frauen brachten sie in einen Park. Jeden Tag wurden wir an Leib und Seele misshandelt. Wir wurden unserer Kleider und unserer Würde beraubt und lebten nackt, sodass wir nicht weglaufen konnten. Eines Tages, als man uns zum Wasserholen an den Fluss schickte, gelang es uns aufgrund einer glücklichen Fügung zu entkommen. Unsere Provinz ist noch heute ein Ort der Tränen und des Schmerzes. Als der Papst in unseren Kontinent kam, haben wir die Kleider der bewaffneten Männer, die uns immer noch Angst machen, unter dem Kreuz Jesu abgelegt. Im Namen Jesu verzeihen wir ihnen alles, was sie uns angetan haben. Wir bitten den Herrn um die Gnade eines friedlichen und menschlichen Zusammenlebens. Wir wissen und glauben, dass das Grab nicht die letzte Ruhestätte ist, sondern dass wir alle zu neuem Leben im himmlischen Jerusalem berufen sind.


Lasst und beten und gemeinsam sprechen: Bewahre uns, Herr Jesus!

In der Hoffnung, die nicht enttäuscht: Bewahre uns, Herr Jesus!

In dem Licht, das nicht verlischt: Bewahre uns, Herr Jesus!

In der Vergebung, die das Herz erneuert: Bewahre uns, Herr Jesus!

In dem Frieden, der uns selig macht: Bewahre uns, Herr Jesus!

 

Abschließendes Gebet 
(„14 Danke“)

Herr Jesus, ewiges Wort des Vaters, du bist für uns zur Stille geworden. Und in der Stille, die uns zu deinem Grab führt, gibt es noch ein Wort, das wir dir sagen wollen, wenn wir an den Kreuzweg zurückdenken, den wir mit dir gegangenen sind: Danke!

Danke, Herr Jesus, für die Sanftmut, welche die Arroganz zu Fall bringt. 

Danke, für den Mut, mit dem du das Kreuz auf dich genommen hast.

Danke für den Frieden, der aus deinen Wunden hervorströmt.

Danke, dass du deine heilige Mutter auch uns zur Mutter gegeben hast.

Danke für die Liebe, die du im Angesicht des Verrats gezeigt hast.

Danke, dass du Tränen in Lächeln verwandelt hast.

Danke, dass du alle geliebt hast, ohne jemanden auszuschließen.

Danke für die Hoffnung, die du in der Stunde der Prüfung eingießt.

Danke für die Barmherzigkeit, die das Elend heilt.

Danke, dass du alles abgelegt hast, um uns zu reich zu machen.

Danke, dass du das Kreuz in einen Baum des Lebens verwandelt hast.

Danke für die Vergebung, die du deinen Mördern angeboten hast.

Danke, dass du den Tod besiegt hast.

Danke, Herr Jesus, für das Licht, das du in unseren Nächten entzündet hast, dass du jede Trennung versöhnt und uns so alle zu Geschwistern gemacht hast, zu Kindern desselben Vaters im Himmel:

Pater noster.