Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes, 19, 38
Nach diesen Ereignissen kam Josef aus Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, aber aus Furcht vor den Juden nur heimlich. Er bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also ging er und nahm den Leichnam ab.
Maria sieht, wie ihr Sohn, der Sohn Gottes und auch ihr Sohn, stirbt. Sie weiß, daß er unschuldig ist, aber er hat die Last unserer Trostlosigkeit auf sich genommen. Die Mutter gibt den Sohn hin, der Sohn gibt die Mutter hin. An Johannes, an uns.
Jesus und Maria – eine Familie, die auf Golgota die äußerste Loslösung erlebt und erleidet. Der Tod trennt sie oder scheint sie zumindest zu trennen, eine Mutter und einen Sohn mit einer unvorstellbaren zugleich menschlichen und göttlichen Verbindung. Aus Liebe schenken sie diese hin. Beide überlassen sich dem Willen Gottes.
In den Abgrund, der sich im Herzen Marias aufgetan hat, tritt ein anderer Sohn ein, der die gesamte Menschheit vertritt. Und die Liebe Marias zu einem jeden von uns ist die Fortsetzung der Liebe, die sie zu Jesus gehabt hat. Ja, denn in den Jüngern sieht sie sein Gesicht. Und sie lebt für sie, um sie zu unterstützen, ihnen zu helfen, sie anzutreiben, sie zur Erkenntnis der Liebe Gottes zu führen, damit sie sich in ihrer Freiheit an den Vater wenden.
Was sagen mir, uns, unserer Familie diese Mutter und dieser Sohn auf Golgota? Vor dieser Szene kann jeder nur betroffen innehalten. Erahnen, daß diese Mutter, dieser Sohn uns ein einmaliges, unwiederholbares Geschenk machen. In ihnen finden wir nämlich die Fähigkeit, unser Herz zu weiten und unseren Horizont so zu öffnen, daß er alles umfaßt.
Dort auf Golgota
neben dir, Jesus, der du für uns gestorben bist,
empfangen die Familien die Gabe Gottes:
das Geschenk einer Liebe,
die ihre Arme bis ins Unendliche ausbreiten kann.
Alle:
Pater noster, qui es in cælis:
sanctificetur nomen tuum;
adveniat regnum tuum;
fiat voluntas tua, sicut in cælo, et in terra.
Panem nostrum cotidianum da nobis hodie;
et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris;
et ne nos inducas in tentationem;
sed libera nos a malo. Amen.
Fac me tecum pie flere,
Crucifixo condolore,
donec ego vixero.
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