JOSEPH FÜHRICH (1800-1876) KREUZWEG 1844-46 KIRCHE ST. JOHANN NEPOMUK - WIEN DREIZEHNTE STATION Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi. L/. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum. Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes. 2, 1-5 Es fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: „Sie haben keinen Wein mehr.“ Jesus erwiderte ihr: „Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Seine Mutter sagte zu den Dienern: „Was er euch sagt, das tut!“ BETRACHTUNG Jetzt hat sich die Stunde Jesu erfüllt, und Jesus ist vom Kreuz abgenommen. Die Arme seiner Mutter sind schon bereit, ihn aufzunehmen. Nachdem er die Einsamkeit des Todes bis zum Grund ausgekostet hat, findet Jesus – in seinem leblosen Leib – unverzüglich die stärkste und zärtlichste seiner menschlichen Bindungen wieder, die Wärme der Liebe seiner Mutter. Die größten Künstler – denken wir an die Pietà von Michelangelo – haben es verstanden, die Tiefe und die unzerstörbare Widerstandskraft dieser Bindung auszudrücken. Indem wir uns daran erinnern, daß Maria zu Füßen des Kreuzes auch die Mutter eines jeden von uns geworden ist, bitten wir sie, in unser Herz jene Gefühle zu legen, die sie mit Jesus verbinden. Um wirklich Christen zu sein, um Jesus wirklich nachfolgen zu können, müssen wir nämlich mit allem, was in uns ist, an ihn gebunden sein: mit Geist, Willen, Herz, mit unseren kleinen und großen täglichen Entscheidungen. Nur so kann Gott im Zentrum unseres Lebens stehen und nicht reduziert sein auf eine Tröstung, die immer verfügbar sein sollte, ohne sich jedoch in die konkreten Belange einzumischen, aufgrund derer wir handeln. Alle: Pater noster, qui es in caelis sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo. Fac me vere tecum flere, Crucifixo condolere, donec ego vixero. © Copyright 2010 - Libreria Editrice Vaticana |