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Schwester Marie Claire Naidu - Zweite Hälfte 20. Jh. Kirche der Aufnahme der Sel. Jungfrau Maria in den Himmel Bangalore (Indien) SIEBTE STATION Nachdem Jesus verspottet worden ist, wird er zur Kreuzigung hinausgeführt V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi. L. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum. Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. 27,31 Nachdem sie so ihren Spott mit Jesus getrieben hatten, nahmen sie ihm den Mantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann führten sie ihn hinaus, um ihn zu kreuzigen. BETRACHTUNG Jesus, vor dessen Namen jedes Knie sich beugt, im Himmel und auf Erden,(38) ist zum Ziel des Spottes gemacht worden. Wir sind schockiert zu sehen, auf welche Ebene der Brutalität Menschen absinken können. Auf neue Weise wird Jesus auch heute gedemütigt: wenn heiligste und tiefste Dinge des Glaubens trivialisiert werden; wenn man zuläßt, daß der Sinn für das Sakrale unterminiert wird; wenn das religiöse Empfinden zu den unerwünschten Überbleibseln vergangener Zeiten gerechnet wird. Alles im öffentlichen Leben ist in Gefahr, entweiht zu werden: Menschen, Plätze, Gelöbnisse, Gebete, Praktiken, Worte, heilige Schriften, religiöse Formeln, Symbole, Zeremonien. Unser Zusammenleben ist in zunehmendem Maße säkularisiert. Das religiöse Leben tritt in den Hintergrund. Daher sehen wir Angelegenheiten von größter Tragweite eingereiht unter Unbedeutendem – und Belanglosigkeiten verherrlicht. Werte und Normen, die Gesellschaften zusammenhielten und Menschen zu höheren Idealen hinzogen, werden verlacht und über Bord geworfen. Jesus wird noch immer lächerlich gemacht! GEBET Wir haben Glauben, Herr, aber nicht genug. Hilf unserem Unglauben!(39) Auf daß wir niemals ernste Dinge im Leben bezweifeln oder zynisch verspotten. Laß nicht zu, daß wir in der Wüste der Gottlosigkeit unseren Weg verlieren. Mach uns fähig, dich im leisen Windhauch wahrzunehmen, dich an den Straßenecken zu sehen, dich in dem ungeborenen Kind zu lieben. Gott, mach uns fähig, zu verstehen, daß dein Sohn der Herr ist – auf dem Tabor oder auf dem Kalvarienberg. Bekleidet oder seiner Kleider beraubt – er ist der Retter der Welt.(40) Mach uns sensibel für seine leise Gegenwart: in seinem „Wort“, in Tabernakeln, Heiligtümern, bescheidenen Orten, einfachen Menschen, im Leben der Armen, im Lachen der Kinder, in rauschenden Kiefern, in sanften Hügeln, in der winzigsten lebendigen Zelle, im kleinsten Atom und in den fernen Galaxien. Laß uns mit Staunen sehen, wie er über die Wasser des Rheins, des Nils und des Tanganjika-Sees dahinschreitet. Alle: Pater noster, qui es in caelis sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo. Quis non posset contristari, piam matrem contemplari dolentem cum Filio? (38) Vgl. Phil 2, 10. (39) Vgl. Mk 9, 24. (40) Vgl. Joh 4, 42. © Copyright 2009 - Libreria Editrice Vaticana |