ERSTE STATION
Sie kamen zu einem Grundstück, das Getsemani heißt, und Jesus sagte zu seinen Jüngern: »Setzt euch und wartet hier, während ich bete.« Er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Da ergriff ihn Furcht und Angst, und er sagte zu ihnen: »Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht!« Und er ging ein Stück weiter, warf sich auf die Erde nieder und betete, daß die Stunde, wenn möglich, an ihm vorübergehe. Er sprach: »Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern was du willst soll geschehen.« BETRACHTUNG Jesus wurde von Furcht und Angst ergriffen und war zu Tode betrübt. Er wählte sich drei Begleiter, die jedoch bald in Schlaf fielen. Und er begann zu beten – allein: »Könnte doch diese Stunde an mir vorübergehen, nimm diesen Kelch von mir… Aber, Vater, dein Wille geschehe.« Er war in die Welt gekommen, um den Willen des Vaters zu tun, jedoch hatte er die Bitterkeit der Sünde nie so zutiefst empfunden wie in diesem Moment, und er fühlte sich verloren. In dem Brief an die Katholiken in China erinnert Benedikt XVI. an die Vision in der Geheimen Offenbarung des hl. Johannes, der angesichts des versiegelten Buches der menschlichen Geschichte, angesichts des »mysterium iniquitatis« weint. Nur das geopferte Lamm ist imstande, das Siegel zu öffnen. In vielen Teilen der Welt erlebt die Braut Christi die finstere Stunde der Verfolgung wie einst Esther, als sie von Haman bedroht war, wie die vom Drachen bedrohte »Frau« aus der Geheimen Offenbarung. Wachen wir und begleiten wir die Braut Christi im Gebet. GEBET Jesus, allmächtiger Gott, der du dich in die Schwachheit begeben hast wegen unserer Sünden, dir sind die Schreie der Verfolgten vertraut; sie sind das Echo deiner Todesangst. Sie fragen: Warum diese Unterdrückung? Warum diese Demütigung? Warum diese lange Versklavung? Da steigen in der Erinnerung die Psalmworte auf: »Wach auf! Warum schläfst du, Herr? Erwache, verstoß nicht für immer! Warum verbirgst du dein Gesicht, vergißt unsere Not und Bedrängnis? Unsere Seele ist in den Staub hinabgebeugt, unser Leib liegt am Boden. Steh auf und hilf uns!« (Ps 43,24–27). Nein, Herr! Du hast dich in Getsemani dieses Psalms nicht bedient, sondern hast gesagt: »Dein Wille geschehe!« Du hättest zwölf Legionen Engel mobilisieren können, aber du hast es nicht getan. Herr, das Leiden macht uns Angst. In uns steigt die Versuchung auf, uns an die einfachen Erfolgsrezepte zu klammern. Gib’, daß wir keine Angst vor der Angst haben, sondern auf dich vertrauen. Alle: Pater noster, qui es in caelis: Stabat Mater dolorosa,
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