VIERZEHNTE STATION
V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
Damals gehörte zu den Mitgliedern des Hohen Rates ein Mann namens Josef, der aus der jüdischen Stadt Arimathäa stammte. Er wartete auf das Reich Gottes und hatte dem, was die anderen beschlossen und taten, nicht zugestimmt, weil er gut und gerecht war. Er ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Und er nahm ihn vom Kreuz, hüllte ihn in ein Leinentuch und legt ihn in ein Felsengrab, in dem noch niemand bestattet worden war. Das war am Rüsttag, kurz bevor der Sabbat anbrach. BETRACHTUNG Eingehüllt in das Leinentuch, das »Grabtuch«, gleitet der gekreuzigte und gequälte Leib Jesu langsam aus den barmherzigen und liebevollen Händen Josefs von Arimathäa in das Felsengrab. In den Stunden der Stille, die nun folgen, wird Christus wirklich wie alle anderen Menschen sein, die in den dunklen Schoß des Todes, der Leichenstarre, des Endes vordringen. Und dennoch wird in jener Abenddämmerung des Karfreitags bereits eine Erschütterung spürbar. Der Evangelist Lukas bemerkt, daß bereits »der Sabbat anbrach« und seine Lichter in den Fenstern der Häuser von Jerusalem aufleuchteten. Die Nachtwache der Juden in ihren Wohnungen wird gleichsam zum Symbol des Wartens jener Frauen und jenes heimlichen Jüngers Jesu, Josef von Arimathäa, und der anderen Jünger. Ein Warten, das jetzt mit einem anderen Klang jedes gläubige Herz erfüllt, wenn es vor einem Grab steht oder auch wenn es spürt, wie sich die kalte Hand der Krankheit oder des Todes in seinem Innern immer mehr ausbreitet. Es ist das Warten auf einen neuen Morgen, auf jenen Morgen, der in wenigen Stunden, wenn der Sabbat vorbei ist, vor unseren Augen, den Augen der Jünger Christi, anbrechen wird. * * * In jenem Morgenrot wird uns auf der Straße der Gräber der Engel entgegenkommen und wird zu uns sagen: »Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden« [1] . Und auf dem Weg der Rückkehr zu unseren Häusern wird dann der Auferstandene zu uns kommen, wird mit uns gehen und bei uns eintreten, um an unserem Tisch zu Gast zu sein und das Brot mit uns zu brechen [2] . Dann werden auch wir beten, mit den gläubigen Worten aus der wunderbaren Matthäuspassion, die von einem der größten Musiker der Menschheit in Musik und Gesang gesetzt wurde [3] : »Wiewohl mein Herz in Tränen schwimmt, … Alle: Pater noster, qui es in caelis Quando corpus morietur,
[1]
Lukas 24,5-6.
[2]
vgl.
Lukas 24,13-32.
[3]
JOHANN SEBASTIAN BACH,
Matthäuspassion, BWV 244, Nr. 18-19.
Der Heilige Vater richtet das Wort an die Anwesenden. Am Ende der Rede erteilt der Heilige Vater den Apostolischen Segen:
V/. Dominus vobiscum. V/. Sit nomen Domini benedictum. V/. Adiutorium nostrum in nomine Domini. V/. Benedicat vos omnipotens Deus,
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