AMT FÜR DIE LITURGISCHEN FEIERN DES PAPSTES KREUZWEG UNTER DEM VORSITZ DES HEILIGEN VATERS BENEDIKT XVI. KARFREITAG 2006 MEDITATIONEN UND GEBETE VON SEINER EXZELLENZ EINFÜHRUNG
Einige Worte, die Dich auf dem Weg begleiten sollen Wenn wir den »Kreuzweg« gehen, werden wir von zwei Gewißheiten wie von einem Blitz getroffen: von der Gewißheit der zerstörerischen Macht der Sünde und von der Gewißheit der heilenden Macht der Liebe Gottes. Die zerstörerische Macht der Sünde: Unermüdlich wiederholt die Bibel, daß das Schlechte schlecht ist, weil es schadet; die Sünde ist nämlich selbstbestrafend, denn sie enthält die Strafe bereits in sich. Dazu einige erhellende Texte des Propheten Jeremia: „Sie liefen dem Nichtigen nach und wurden so selber zunichte“(vgl. Jer 2, 5); „Dein böses Tun straft dich, deine Abtrünnigkeit klagt dich an. So erkenne doch und sieh ein, wie schlimm und bitter es ist, den Herrn, deinen Gott, zu verlassen und keine Furcht vor mir zu haben“ (Jer 2, 19); „Eure Frevel haben die Ordnung gestört, eure Sünden haben euch den Regen vorenthalten“(Jer 5, 25). Und Jesaja bleibt nicht dahinter zurück: „Darum – so spricht der Heilige Israels: Weil ihr dieses Wort mißachtet, weil ihr auf Ränke vertraut und euch auf das Falsche verlaßt, darum wird eure Schuld für euch sein wie ein herabfallendes Bruchstück von einer hoch aufragenden Mauer, die dann plötzlich, urplötzlich einstürzt. Sie zerbricht wie der Krug eines Töpfers, den man ohne Erbarmen zerschlägt, so daß sich unter all den Stücken keine Scherbe mehr findet, mit der man Feuer vom Herd holen kann oder Wasser schöpfen aus der Zisterne“ (Jes 30, 12-14). Und indem er den aufrichtigeren Gefühlen des Gottesvolkes seine Stimme verleiht, ruft der Prophet aus: „Wie Unreines sind wir alle geworden, unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein schmutziges Kleid. Wie Laub sind wir alle verwelkt, unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind“ (Jes 64, 5). Doch zugleich prangern die Propheten die Verhärtung des Herzens an, die eine schreckliche Blindheit verursacht und die Schwere der Sünde nicht mehr empfinden läßt. Hören wir Jeremia: „Sie sind doch alle, vom Kleinsten bis zum Größten, nur auf Gewinn aus; vom Propheten bis zum Priester betrügen sie alle. Den Schaden meines Volkes möchten sie leichthin heilen, indem sie rufen: Heil, Heil! Aber kein Heil ist da. Schämen müßten sie sich, weil sie Greuel verüben. Doch sie schämen sich nicht; Scham ist ihnen unbekannt“ (Jer 6, 13-15). Indem Jesus in diese von der Sünde verwüstete Geschichte eingetreten ist, hat er sich vom Gewicht und von der Gewalt unserer Sünden überfallen lassen: Aus diesem Grund wird einem im Blick auf Jesus deutlich spürbar, wie zerstörerisch die Sünde und wie krank die Menschheitsfamilie ist – das heißt wir! Du und ich! Doch – und das ist die zweite Gewißheit – Jesus hat auf unseren Hochmut mit Demut reagiert; auf unsere Gewalt hat er mit Sanftmut geantwortet und auf unseren Haß mit verzeihender Liebe: Das Kreuz ist das Ereignis, durch das die Liebe Gottes in unsere Geschichte eindringt, einem jeden von uns nahekommt und zu einer heilenden und rettenden Erfahrung wird. Eine Tatsache kann uns nicht entgehen: Vom Anfang seines Wirkens an spricht Jesus von seiner „Stunde“ (Joh 2, 4), von einer Stunde, „für die er gekommen ist“ (vgl. Joh 12, 27), von einer Stunde, die er mit Freude begrüßt, wenn er zu Beginn seiner Passion ausruft: „Die Stunde ist da!“ (Joh 17, 1). Die Kirche hütet die Erinnerung an diese Tatsache mit Sorgfalt, und nachdem sie im Credo bekannt hat, daß Gottes Sohn Fleisch angenommen hat durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und Mensch geworden ist, fügt sie sofort hinzu: „Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden“. Er wurde für uns gekreuzigt! Jesus hat sich im Sterben zutiefst in die dramatische Erfahrung des Todes hineinbegeben, so wie dieser durch unsere Sünden geschaffen wurde; doch sterbend hat er das Sterben angefüllt mit Liebe und es deshalb mit der Gegenwart Gottes erfüllt. Mit dem Tod Christi ist nun der Tod bezwungen, denn Christus hat in den Tod die Fülle gerade jener Kraft eingesenkt, die der Gegensatz zu der Sünde ist, die ihn verursacht hatte: Jesus hat ihn mit Liebe erfüllt! Durch den Glauben und die Taufe kommen wir mit dem Tod Christi in Berührung, das heißt mit dem Geheimnis der Liebe, mit der Christus ihn erfahren und besiegt hat… Und so beginnt der Weg unserer Rückkehr zu Gott, einer Rückkehr, die ihre Vollendung finden wird im Moment unseres eigenen Todes, den wir in und mit Christus erfahren, und das heißt: in Liebe! Wenn du den »Kreuzweg« gehst, laß dich von Maria an die Hand nehmen: Erbitte dir von ihr ein Quäntchen ihrer Demut und ihrer Verfügbarkeit, damit die Liebe des gekreuzigten Christus in dich eindringt und dein Herz wieder aufbaut nach dem Maß des Herzens Gottes. Gutes Vorankommen! + ANGELO COMASTRI * * * VORBEREITUNGSGEBET Der Heilige Vater: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. R. Amen. Herr Jesus, Wer wird der Sieger sein? Herr Jesus, Herr Jesus, Lektor: O Jesus, nachdenklich halte ich inne Herr, für mich bist Du in die Welt gekommen, Du bist das Angesicht der Güte In mir ist so viel Egoismus: Herr, der zu rettende Sünder bin ich: © Copyright 2006 - Libreria Editrice Vaticana
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