ARTIKEL 3
DIE LITURGIE DER KIRCHE FEIERN
I Wer feiert sie?
1136 Die
Liturgie ist ein „Tun" des „ganzen Christus [Christus totus]". Die
himmlische Liturgie feiern diejenigen, die bereits jenseits der Welt der
Zeichen sind. Dort ist die Liturgie schon auf vollkommene Weise Gemeinschaft
und Fest.
Wer feiert die himmlische
Liturgie?
1137 Die
Apokalypse des hl. Johannes, die in der Liturgie der Kirche gelesen wird,
offenbart zunächst: „Ein Thron stand im Himmel; auf dem Thron saß einer"
(Offb 4,2): Gott „der Herr" (Jes 6,1)[Vgl. Ez 1,26-28]. Sodann sieht der
hi. Johannes das Lamm, das aussah „wie geschlachtet" (Offb 5,6)[Vgl. Joh
1,29]: es ist der gekreuzigte und auferweckte Christus, der einzige
Hohepriester des wahren Heiligtums [Vgl. z.B. Hebr 4,14-15; 10. 19-21], der
zugleich „opfert und geopfert wird, darbringt und dargebracht wird"
(Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus, Hochgebet). Schließlich zeigt sich
„ein Strom, Wasser des Lebens ... er geht vom Thron Gottes und des Lammes
aus" (Offb 22,1) - eines der schönsten Sinnbilder für den Heiligen Geist
[Vgl. Joh 4,10-14. Offb 21,6].
1138 Am Dienst
des Lobpreises Gottes und an der Verwirklichung seines Planes sind alle
beteiligt, die unter Christus, dem Haupt, erneut zusammengefaßt sind: die himmlischen
Mächte [Vgl. Offb 4-5: Jes 6.2-3], die ganze Schöpfung (in der Offenbarung
dargestellt durch die vier Lebewesen), die Diener des Alten und des Neuen
Bundes (die vierundzwanzig Ältesten), das neue Volk Gottes (die
Hundertvierundvierzigtausend [Vgl. Offb 7,1-8; 14,1]), insbesondere die für das
Wort Gottes hingeschlachteten Blutzeugen [Vgl. Offb 6,9-11] und die heilige
Gottesmutter (die Frau [Vgl. Offb 12], die Braut des Lammes [Vgl. Offb 21,9]),
und schließlich „eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und
Sprachen; niemand konnte sie zählen" (Offb 7,9).
1139 An dieser
ewigen Liturgie lassen uns der Geist und die Kirche teilnehmen, wenn wir in den
Sakramenten das Heilsmysterium feiern.
Wer feiert die Liturgie der Sakramente?
1140 Die ganze
Gemeinde, der mit Christus, dem Haupt, vereinte Leib, feiert. „Die liturgischen
Handlungen sind keine privaten Handlungen, sondern Feiern der Kirche, die das
‚Sakrament der Einheit‘ ist, nämlich das heilige Volk, unter den Bischöfen
geeint und geordnet. Daher gehen sie den ganzen mystischen Leib der Kirche an,
machen ihn sichtbar und wirken auf ihn ein; seine einzelnen Glieder aber
berühren sie auf verschiedene Weise, entsprechend der Verschiedenheit von Stand,
Aufgabe und tätiger Teilnahme" (SC 26). Darum gilt: „Jedesmal, wenn Riten
gemäß ihrer jeweiligen Eigenart eine gemeinschaftliche Feier mit Beteiligung
und tätiger Teilnahme der Gläubigen mit sich bringen, soll betont werden, daß
diese so weit wie möglich einer einzelnen und gleichsam privaten Feier dieser
[Riten] vorzuziehen ist" (SC 27).
1141 Die
Gemeinde, die feiert, ist die Gemeinschaft der Getauften, die „durch die
Wiedergeburt und die Salbung mit dem Heiligen Geist ... zu einem geistigen Haus
und einem heiligen Priestertum geweiht [wurden], damit sie ... geistige Opfer
darbringen" (LG 10). Dieses „gemeinsame Priestertum" ist das
Priestertum Christi, des einzigen Priesters, an dem alle seine Glieder
teilhaben[Vgl. LG 10; 34: P0 2].
„Die
Mutter Kirche wünscht sehr, daß alle Gläubigen zu jener vollen, bewußten und
tätigen Teilnahme an den liturgischen Feiern geführt werden, die vom Wesen der
Liturgie selbst erfordert wird und zu der das christliche Volk, ‚das
auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, der heilige Stamm, das
Eigentumsvolk‘ (1 Petr 2,9)[Vgl. 1 Petr 2,4-5] kraft der Taufe das Recht und
die Pflicht hat" (SC 14).
1142 Aber
„nicht alle Glieder [leisten] denselben Dienst" (Röm 12,4). Einzelne Glieder
sind in und durch die Kirche von Gott zu einem besonderen Dienst an der
Gemeinde berufen. Diese Diener werden ausgewählt und durch das Weihesakrament
geweiht. Dadurch befähigt sie der Heilige Geist, in der Person Christi, des
Hauptes, zu handeln, um allen Gliedern der Kirche zu dienen [Vgl. P0 2 und 15].
Der geweihte Amtsträger ist gleichsam die „Ikone" Christi, des Priesters.
In der Eucharistie tritt das Sakrament der Kirche voll zutage; daher findet das
Amt des Bischofs im Vorsitz der Eucharistiefeier seinen vorzüglichen Ausdruck
und, in Gemeinschaft mit ihm, das Amt der Priester und der Diakone.
1143 Für den
Dienst an den Aufgaben des gemeinsamen Priestertums der Gläubigen gibt es noch
weitere besondere Dienste. Die damit Betrauten empfangen nicht das Sakrament
der Weihe; ihre Aufgaben werden von den Bischöfen gemäß den liturgischen
Traditionen und den pastoralen Bedürfnissen bestimmt. „Auch die Ministranten,
Lektoren, Kommentatoren und jene, die zum Kirchenchor gehören, versehen einen
wahrhaft liturgischen Dienst" (SC 29).
1144 So ist bei
der Feier der Sakramente die ganze Versammlung „Liturge" [Feiernde], jeder
seiner Aufgabe entsprechend, aber in der „Einheit des Geistes", der in
allen handelt. „Bei den liturgischen Feiern soll jeder, ob Amtsträger oder
Gläubiger, in der Ausübung seiner Aufgabe nur das und all das tun, was ihm
aufgrund der Natur der Sache und der liturgischen Normen zukommt" (SC 28).
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